FRANKFURT (dpa-AFX) - In Europas Banken nimmt die Sorge vor einer Überforderung durch die laufenden Bilanzchecks durch die Europäische Zentralbank (EZB) zu. Die Deutsche Kreditwirtschaft forderte rasch Klarheit über die genauen Anforderungen. "Es bestehen große Unsicherheiten bei den betroffenen Banken", heißt in einem Schreiben der gemeinsamen Interessenvertretung aller deutscher Banken an die Bankaufseher von Bundesbank und Bafin, das am Dienstag an die Öffentlichkeit gelangte.
Beunruhigt ist die Branche in Deutschland vor allem über die geplanten EZB-Vorgaben zur Bewertung der hinter Immobilienkrediten stehenden Sicherheiten. Zusätzliche Gutachten lehnen die Banken ab. Sie betonen, dass die bisherigen gesetzlichen Vorgaben in Deutschland sich bewährt hätten und ausreichend seien.
Auch die französischen Banken sind alarmiert. Der geplante Aufwand für die EZB-Tests solle auf ein vernünftiges Niveau reduziert werden, zitiert die "Börsen-Zeitung" (Dienstag) aus einem Schreiben des französischen Bankenverbands an Notenbankgouverneur Christian Noyer. Dem Verband ist besonders die 300 Fragen umfassende Überprüfung des Kreditbestandes der Institute ein Dorn im Auge. "Substanzielle Vereinfachungen" fordert laut Zeitung der europäische Branchenverband EBF.
Verglichen mit einem ersten Plan für die Abfrage von Daten hat die EZB dem Vernehmen nach den Fragebogen bereits verschlankt. Das reicht den Banken laut "Börsen-Zeitung" aber noch nicht. Sie fürchten, dass wegen der großen Datenmengen der Zeitplan für die Überprüfung nicht zu halten ist. Am 4. November übernimmt die EZB die Oberaufsicht über die größten Banken der Eurozone. Bis dahin will die Notenbank die Institute auf Herz und Nieren prüfen, um mögliche Altlasten und Kapitallücken in den Bilanzen aufzuspüren. Löcher müssten die Banken dann mit frischem Geld stopfen. Hauptziel ist, dass die Märkte wieder Vertrauen in die Stabilität der Banken in Europa gewinnen.
Die EZB will den Druck auf die Banken deshalb hochhalten. Die Banken müssten an ihre Grenzen getrieben werden, was Datenabfragen, harmonisierte Definitionen und vergleichbare Beschreibungen angehe, zitierte die Zeitung eine EZB-Sprecherin. Die Anpassung von Datenabfragen nach ersten Feldversuchen sei eine notwendige Prozedur, die aber nicht bedeute, "dass wir die Arbeitsbelastung der Banken per se vermindern wollen".ja