KIEL (dpa-AFX) - Der Fund verrosteter Atommüllfässer in den unterirdischen Lagern des Kernkraftwerks Brunsbüttel sorgte vor mehr als drei Jahren für Entsetzen. Schleswig-Holsteins Energieminister Robert Habeck (Grüne) will am Mittwoch Pläne vorstellen, wie sich solche Schäden bei der Lagerung vermeiden lassen. Nach dem Fund hatte sich eine Arbeitsgruppe seit dem vergangenen Jahr mit den Ursachen für die Geschehnisse beschäftigt.
"Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis deutschlandweit die Abfälle aus dem Betrieb der Kernkraftwerke und den Rückbau tatsächlich alle im vorgesehenen Endlager Konrad sind", sagte Habeck der Deutschen Presse-Agentur. "Darauf müssen wir uns einstellen und dafür Sorge tragen, dass solche erschreckenden Schäden wie in den Kavernen in Brunsbüttel nicht noch einmal auftreten."
Der Arbeitsgruppe gehörten neben aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht auch Experten vom Ökoinstitut und dem TÜV Nord an. In den vergangenen Monaten hatten die Sachverständigen alle Lagerstätten mit schwach- bis mittelradioaktiven Abfällen im Land in den Blick genommen - die der drei Kernkraftwerke Brunsbüttel, Krümmel und Brokdorf sowie die Landessammelstelle in Geesthacht.
Die Arbeitsgruppe empfiehlt laut "Tagesspiegel" (Mittwoch) künftig keine Lagerplätze mehr ohne Genehmigung durch die Atomaufsicht zu akzeptieren. Zudem solle eine jährliche visuelle Inspektion der Atommüllfässer Pflicht werden, alle vier Jahre sollten die Fässer auch angehoben werden, um die Unterseite zu begutachten.
In Brunsbüttel will der Betreiber Vattenfall die 632 teils verrosteten Fässer mit schwach- bis mittelradioaktivem Abfall mit aufwendiger Spezialtechnik bergen. Von 573 mit einer Kamera untersuchten Behältern waren dort bei 154 Fässern schwere Beschädigungen festgestellt worden. Die Bergung der Fässer aus den sechs unterirdischen Lagerräumen soll in diesem Herbst beginnen und etwa drei Jahre dauern. Der Atommüll soll zur Endlagerung in 58 Containern verpackt werden. Die Atomaufsicht des Landes hatte dem Bergungskonzept des Betreibers im Februar zugestimmt.
Bei dem Abfall in Brunsbüttel handelt es sich um Filterharze und Verdampferkonzentrate, die während des Kraftwerksbetriebs (bis 2007) angefallen waren. Die Rostfässer liegen zum Teil bereits seit mehr als 30 Jahren in den unterirdischen Lagern des Kernkraftwerks. Ursprünglich sollten sie bereits seit Mitte der 1990er Jahre im Endlager Schacht Konrad in Niedersachsen sein. Doch dessen Inbetriebnahme hat sich immer wieder verzögert. Nun steht 2022 als Eröffnungstermin im Raum.