Frankfurt (Reuters) - Nach dem verpatzten Jahresauftakt steigen Anleger wieder in europäische Aktien ein.
"Die Hoffnungen auf einen großen Wurf im schwelenden Handelsstreit zwischen den USA und China bestimmen derzeit das Kursgeschehen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Zusätzlichen Schub verlieh den Börsen die Aussicht auf umsichtige Geldpolitik der US-Notenbank Fed.
Der Dax verabschiedete sich am Freitag mit einem Plus von 3,4 Prozent bei 10.767,69 Punkten ins Wochenende. Das ist der größte Tagesgewinn seit eineinhalb Jahren. Der EuroStoxx50 gewann 2,9 Prozent auf 3039,40 Zähler. Die US-Indizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 legten bis zu 3,5 Prozent zu.
Anfang kommender Woche wird eine US-Delegation in Peking zu erneuten Gesprächen zur Beilegung des Zollstreits erwartet. Er rechne bei diesem Treffen zwar noch nicht mit einem Durchbruch, sagte Edward Park vom Vermögensverwalter Brooks Macdonald. Allerdings seien die Erwartungen so niedrig, dass positive Überraschungen möglich seien.
Mit Erleichterung reagierten Investoren zudem auf die Ankündigung eines Konjunkturprogramms der chinesischen Regierung. So werden Anforderungen für Geschäftsbanken gelockert, um zusätzliches Geld für die Kreditvergabe freizusetzen. Außerdem sollen bestimmte Steuern und Abgaben sinken.
ÜBERRASCHEND STARKE US-DATEN - POWELL BERUHIGT GEMÜTER
Die US-Arbeitsmarktdaten lieferten ein gemischtes Bild. Sowohl die Zahl der Stellen außerhalb der Landwirtschaft als auch die Löhne stiegen überraschend kräftig. "Der Stellenaufbau macht die jüngsten Rezessionsängste zum Gespött", sagte Paul Ashworth, Chef-Volkswirt für die USA beim Analysehaus Capital Economics. Allerdings bedeute dies auch, dass der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank noch nicht zu Ende sei.
Fed-Chef Jerome Powell betonte allerdings in einer Rede, hierbei behutsam vorgehen zu wollen. Sein Haus werde bei seinen Zinsentscheidungen die Konjunktur genau im Auge behalten. Außerdem gebe es keine Festlegung auf eine bestimmte Geldpolitik. Ende Dezember hatte die Fed für 2019 zwei weitere Zinserhöhungen signalisiert. Nach enttäuschenden chinesischen Konjunkturdaten und der überraschenden Umsatzwarnung von Apple (NASDAQ:AAPL) hatten einige Analysten allerdings über eine Senkung des Schlüsselsatzes spekuliert.
AUFWIND BEI ROHSTOFFEN ZIEHT ÖLKONZERNE UND MINENWERTE MIT
Dank des schwindenden Konjunkturpessimismus trauten sich Anleger auch wieder in die Rohstoffmärkte zurück. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 56,70 Dollar je Barrel (159 Liter). Dies verhalf Ölkonzernen wie BP (LON:BP), Exxon Mobil (NYSE:XOM) oder Total (PA:TOTF) zu Kursgewinnen von jeweils etwa gut zwei Prozent. Gefragt war auch das Industriemetall Kupfer, dessen Preis um 3,1 Prozent auf 5914 Dollar je Tonne stieg. In seinem Windschatten legten die Titel der deutschen Kupferhütte Aurubis (DE:NAFG) 5,9 Prozent zu. Die Titel von Bergbaufirmen wie Antofagasta (LON:ANTO) oder Glencore (LON:GLEN) rückten bis zu 6,6 Prozent vor.
BAYER ERRINGT TEILERFOLG IM GLYPHOSAT-STREIT
Im Dax zählte Bayer (DE:BAYGN) mit einem Kursplus von 6,7 Prozent zu den Favoriten. Der Pharma- und Agrarchemieriese verschaffte sich im US-Schadenersatzverfahren um den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat einen Vorteil. Ein US-Bezirksrichter gab dem Antrag von Bayer nach einer Aufteilung des Verfahrens in zwei Phasen statt. Dadurch kann der Kläger seine Vorwürfe, die Bayer-Tochter Monsanto (NYSE:MON) habe versucht, Behörden und die öffentliche Meinung zu manipulieren, nicht schon am Anfang des Prozesses vorbringen. Zunächst werde in dem Verfahren geklärt, ob Glyphosat die Krebserkrankungen des Klägers ausgelöst habe.