Frankfurt (Reuters) - Die anstehenden Wahlen in mehreren europäischen Staaten machen Anleger zunehmend nervös.
"Mit weiteren anti-europäischen Richtungswechseln wächst die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Euro-Zone", warnte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Der Dax schloss 0,1 Prozent im Minus bei 11.543,38 Punkten, der EuroStoxx50 gewann 0,1 Prozent auf 3238,04 Zähler. Ermutigende Firmenbilanzen verhinderten größere Rücksetzer. An der Wall Street kamen Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 ebenfalls kaum vom Fleck. Der Euro legte nach zwei Tagen mit Kursverlusten in Folge um etwa einen Viertel US-Cent auf 1,0705 Dollar zu.
Kopfschmerzen bereitet Investoren vor allem die Präsidentschaftswahl in Frankreich. Die Kandidatin Marine Le Pen wird Umfragen zufolge in der ersten Runde am 23. April mehr Stimmen erhalten als ihre Kontrahenten Francois Fillon und Emmanuel Macron. Die Chefin der rechtsextremen Front National (FN) will ihr Land aus der Euro-Zone herauslösen. Der konservative Fillon steht wegen einer Korruptionsaffäre unter Druck, der als Unabhängiger antretende Macron muss sich gegen Gerüchte über eine außereheliche Affäre wehren. Bei der Stichwahl am 7. Mai könnte Macron Umfragen zufolge aber über Le Pen triumphieren.
Dennoch schichteten weitere Investoren Geld aus französischen in die als sicher geltenden Bundesanleihen um. Dies trieb den Risikoaufschlag für die zehnjährigen französischen Papiere im Vergleich zu Bundestiteln erneut auf den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren. Bei zehnjährigen italienischen Bonds markierte der sogenannte Spread ein Drei-Jahres-Hoch. Börsianer rechnen mit Neuwahlen, nachdem das oberste Gericht Italiens die Wahlrechtsreform von 2015 teilweise gekippt hatte. Modellrechnungen sagen für diesen Fall ein politisches Patt voraus. Gleichzeitig sympathisieren immer mehr Italiener mit dem Ausstieg des Landes aus der EU.
BAUFIRMA VINCI GEFRAGT- RÜCKENWIND FÜR NORDEX-RIVALEN VESTAS
Positiv reagierten Anleger auf die Zahlen von Vinci. Europas größter Baukonzern stellte nach einem Gesamtjahresergebnis über Markterwartungen für 2017 weitere Gewinnsteigerungen in Aussicht. Mehrere Analysten hoben daraufhin ihre Kursziele an und empfahlen die Aktien zum Kauf. Vinci-Titel stiegen in Paris um bis zu 5,4 Prozent - so stark wie zuletzt vor zwei Jahren.
An der Wall Street stiegen Moelis & Co. zeitweise auf ein Rekordhoch von 37,45 Dollar. Die kleine Investmentbank ergatterte einen Beratervertrag für den voraussichtlich weltweit größten Börsengang, die Teilprivatisierung des saudi-arabischen Ölförderers Saudi Aramco.
STEIGENDE US-RESERVEN SETZEN ÖLWERTEN ZU
Unter Verkaufsdruck gerieten dagegen die Ölwerte. BP (LON:BP), Chevron, ExxonMobil (NYSE:XOM), OMV (DE:OMVV), Repsol (MC:REP), Shell (DE:RDSa), und Tullow Oil verloren bis zu 5,4 Prozent. Der enorme Anstieg der US-Ölreserven schüre Angst, dass das dortige Produktionsplus die Kürzungen der Opec-Staaten wett- und die angestrebte Stabilisierung der Preise zunichte macht, sagte Analyst Henry Croft vom Brokerhaus Accendo.
Dem US-Energieministerium zufolge stiegen die Lagerbestände in der vergangenen Woche um knapp 14 Millionen Barrel (159 Liter). Das ist etwa fünf Mal so viel wie erwartet. Da sich diese Zahlen mit denen des Branchenverbands API vom Dienstag deckten, machte die Ölsorte Brent aus der Nordsee ihre anfänglichen Verluste wett. Bis zum Abend verteuerte sie sich um 0,4 Prozent auf 55,25 Dollar je Barrel.