von Robert Zach
Investing.com - Goldman Sachs-Chefstratege für US-Aktien, David Kostin, hat darauf hingewiesen, dass das Aktienengagement der Anleger im langfristigen Vergleich "weiterhin hoch" ist. Infolgedessen erwartet Kostin "weitere Verkäufe" von US-Aktien im Jahr 2023.
"Steigende Zinsen, ein sich verlangsamendes Wachstum und eine höhere Arbeitslosigkeit lassen die Haushalte weiterhin Aktien verkaufen", schrieb der Stratege am Freitag in einer Kundenmitteilung.
Ebenso dürften ausländische Investoren zu Nettoverkäufern von US-Aktien gehören, während Unternehmen "aufgrund starker Rückkäufe und schwacher Emissionen die bedeutendste Quelle der Aktiennachfrage" sein dürften. Gleichermaßen dürften auch Pensionsfonds im Jahr 2023 als Nettokäufer auftreten.
Goldman Sachs (NYSE:GS) prognostiziert, dass private Haushalte im Jahr 2023 Aktien im Wert von bis zu 100 Milliarden Dollar verkaufen könnten.
"In der Vergangenheit fielen Wachstumsverlangsamung und steigende Arbeitslosigkeit mit dem Verkauf von Aktien durch die Haushalte zusammen", fügte Kostin hinzu.
Auch das so genannte Tax-Loss-Harvesting bei Investmentfonds stellt laut Kostin ein zusätzliches taktisches Abwärtsrisiko dar. Bei der Strategie geht es darum, eine Anlage, die im Portfolio hinreichend tief gesunken ist, zu veräußern und kauft sie dann wieder zurück.
"24 % der aktiven Investmentfonds beenden ihr Geschäftsjahr im Oktober. Fonds, die ihre Steuerschuld reduzieren wollen, könnten im kommenden Monat einige ihrer Aktien verkaufen. Unser Long/Short-Momentum Factor ist seit Anfang August um 12 % gestiegen, was darauf hindeutet, dass ein Teil der steuerlichen Verlustverkäufe bereits im Gange sein könnte."
Für den Fall, dass sich die Makrolage aufhellt, sieht der Experte ein Aufwärtsrisiko für das von Goldman gesetzte Jahresendziel von 3.600 für den S&P 500. Allerdings wäre das Renditepotenzial in einem solchen Szenario "begrenzt".
"Unser Rat lautet: Lassen Sie noch die Finger von einer solchen Rallye. Unserer Meinung nach bleibt das Aufwärtspotenzial der Aktienmärkte vorerst begrenzt, bis die Inflation eindeutig unter Kontrolle ist. Wir prognostizieren, dass sich der S&P 500 im Falle einer sanften Landung bis Ende 2023 nur auf einen Stand von 4.000 (+10 %) erholen würde. Sollten die Investoren hingegen eine Rezession einpreisen, droht der S&P 500 bis auf 3.150 (-13 %) zu fallen, bevor er sich bis Ende 2023 auf 3.750 (+3 %) erholt, das heißt, die mittelfristige Verteilung der Aktienrisiken bleibt nach unten verschoben", meinte Kostin abschließend.
Lesen Sie auch: