Von Senad Karaahmetovic
Investing.com - Die Experten der US-Investmentbank JPMorgan gehen davon aus, dass der S&P 500 in den kommenden Monaten zu seinen diesjährigen Tiefstkursen zurückkehren wird.
Der bevorstehende Pullback an den Aktienmärkten sei eine Folge der Überstraffung der Geldpolitik durch die Fed bei gleichzeitig schwächeren Fundamentaldaten. Die Vorgehensweise der US-Notenbank werde sich negativ auf die Konjunktur auswirken, weshalb die konstruktive Wachstumskulisse in diesem Jahr sich 2023 nicht aufrechterhalten lassen werde, schreiben die Strategen in einer Kundenmitteilung.
"Die Fundamentaldaten werden sich voraussichtlich mit der weiteren Verschärfung der finanziellen Bedingungen und einer noch restriktiveren Geldpolitik eintrüben (die Fed erhöht die Zinsen in diesem Zyklus voraussichtlich um weitere 75 bis 100 Basispunkte mit einem zusätzlichen QT von rund 1 Billion Dollar)."
Laut den Ökonomen von JPMorgan (NYSE:JPM) dürfte die US-Wirtschaft in eine leichte Rezession geraten, der Arbeitsmarkt schrumpfen und die Arbeitslosenquote bis März 2023 auf etwa 5 % steigen. Die Verbraucher hätten ihre überschüssigen Ersparnisse nach COVID größtenteils aufgebraucht und seien "zum ersten Mal von einem sich ausweitenden negativen Vermögenseffekt betroffen, der sich auf alle Vermögenswerte gleichzeitig auswirkt (Immobilien, Anleihen, Aktien, alternative/private Anlagen, Kryptowährungen)."
"Der Schneeballeffekt dürfte im nächsten Jahr noch weiter an Fahrt gewinnen, wenn die Verbraucher und Unternehmen ihre diskretionären Ausgaben und Kapitalinvestitionen stärker zurückfahren", ergänzten die Strategen.
Folglich senkten die Marktexperten ihre EPS-Prognose für den S&P 500 für das Jahr 2023 um 20 Dollar auf 205 Dollar. Neben einer schwächeren Nachfrage der Amerikaner begründeten sie ihre pessimistische Prognose mit einem weiteren Rückgang der Margen, einer geringeren Preissetzungsmacht der Unternehmen und einer geringeren Rückkaufaktivität.
"Auf- und Abwärtsrevisionen zu unserem Base-Case hängen weitgehend von der Tiefe und Länge der Rezession und der Geschwindigkeit der Gegenreaktion der Fed ab. Dennoch erwarten wir eine weiterhin hohe Marktvolatilität (VIX im Durchschnitt bei etwa 25 Punkten) mit weiteren Kursrückgängen bei Aktien, insbesondere nach der von uns erwarteten Rallye zum Jahresende und der Annäherung des S&P 500-Multiples an den Faktor 20."
Dies sollte den S&P 500 im ersten Halbjahr nächsten Jahres nach unten drehen lassen und ihn erneut auf den Tiefststand von 2022 bringen, bevor die Fed sich zu einem Kurswechsel gezwungen sieht, was letztlich "zu einer Erholung der Vermögenswerte führen und den S&P 500 bis zum Jahresende 2023 auf 4.200 Punkte treiben dürfte", resümierten die Strategen.