Investing.com - Seit vier Tagen stehen die Produktionsbänder in Boeings Fabriken an der US-Westküste still. Mehr als 30.000 Arbeiter der International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM) streiken, was den angeschlagenen US-Flugzeughersteller in eine noch schwierigere Lage bringt. Während die Gespräche zwischen Boeing (NYSE:BA) und der Gewerkschaft am Dienstag wieder aufgenommen werden sollen, scheint der Weg zu einer Einigung steinig – und die Folgen des Streiks könnten langfristig verheerend sein.
„Dieser Streik gefährdet unsere Erholung in erheblichem Maße und wir müssen die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um liquide Mittel zu erhalten und unsere gemeinsame Zukunft zu sichern“, schrieb Brian West, Boeings Finanzvorstand, in einem an die Mitarbeiter gerichteten Brief.
Das Unternehmen plant vorübergehende Beurlaubungen und einen Einstellungsstopp, um die Kosten zu senken und so sein Investment Grade Rating zu sichern. Auch die Lieferkette ist betroffen. Teilebestellungen für die Flugzeugtypen 737, 767 und 777 wurden größtenteils eingefroren.
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Boeing in der Krise: Mehr als nur ein Streik
Schon vor dem Streik stand Boeing unter immensem Druck. Das Unternehmen ist mit Schulden in Höhe von 60 Milliarden Dollar belastet und hatte in den vergangenen Monaten mit Sicherheits- und Produktionsproblemen zu kämpfen. Besonders schwer wiegt ein Vorfall im Januar, bei dem sich die Türverkleidung eines fast neuen 737 MAX-Flugzeugs während des Fluges löste.
Nun kommt der Streik der Fabrikarbeiter, die maßgeblich für die Fertigung von Boeings Best-Seller-Jets 737 verantwortlich sind, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Streikenden lehnten zuletzt ein Angebot ab, das eine 25-prozentige Lohnerhöhung über vier Jahre vorsah, jedoch den jährlichen Leistungsbonus strich. Der laufende Tarifvertrag bei Boeing gilt seit 16 Jahren, die Gewerkschaft forderten daher 40 % mehr Lohn.
Ratingagenturen schlagen Alarm
Die Ratingagentur S&P Global Ratings warnte am Montag in einer Mitteilung vor den möglichen Folgen eines langwierigen Streiks. „Wir glauben, dass ein längerer Streik kostspielig und schwer zu verkraften wäre, insbesondere da die finanzielle Situation des Unternehmens bereits angespannt ist“, hieß es. Ein solcher Streik könnte zu einer Verschlechterung von Boeings Bonitätsbewertung führen – was die Fähigkeit des Unternehmens, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren, erheblich beeinträchtigen würde.
Die Agentur gab jedoch auch zu bedenken, dass ein kurzer Streik, der nur wenige Wochen andauert, für Boeing verkraftbar wäre und keine negativen Auswirkungen auf die Bonitätsbewertung hätte.
Einigung in Sicht?
Am Dienstag sollen die Verhandlungen zwischen Boeing, der IAM und Schlichtungsbeauftragten der US-Regierung fortgesetzt werden. Beide Seiten stehen unter immensem Druck. Für Boeing geht es nicht nur um kurzfristige Kosteneinsparungen, sondern um das Überleben eines der größten Flugzeughersteller der Welt.
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