Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Transformation der deutschen Autoindustrie nimmt an Fahrt auf.
Die Aktien von Volkswagen (DE:VOWG_p) erreichten am Freitag den höchsten Stand seit über einem Jahr, als sie auf einen Bericht des Manager Magazins reagierten, wonach der Wolfsburger Konzern die Ausgliederung von Porsche (DE:PSHG_p), seiner wertvollsten und profitabelsten Marke, prüft, um den klaffenden Bewertungsabschlag zu Rivalen der neuen Generation wie Tesla (NASDAQ:TSLA) und Nio (NYSE:NIO) zu verringern.
Laut dem Magazin würde der Schritt dem Konzern außerdem bis zu 24 Milliarden Dollar in die Kassen spülen, die zur Finanzierung einer jahrzehntelangen Umstellung auf die Herstellung von Elektrofahrzeugen helfen würden.
Bei Daimler (OTC:DDAIF), dem Hersteller von Mercedes-Benz Autos und Transportern, sind die Aktien auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren gestiegen, nachdem das Unternehmen seine Pläne zur Abspaltung der Lkw-Sparte bekannt gegeben hat - ein Schritt, den VW (DE:VOWG) bereits 2019 vollzogen hat. Die Daimler-Aktie erhielt am Donnerstag Auftrieb durch die Vorlage von Zahlen, die dank eines starken Anstiegs der Absatzzahlen in China eine hohe Profitabilität und einen starken Cashflow zum Jahresende 2020 zeigten. So hat Daimler im vergangenen Jahr 8,3 Mrd. Euro (10 Mrd. Dollar) an freiem Cashflow generiert.
Kurzfristig ist der durch die Pandemie entstandene Druck immer noch groß - laut dem Branchenverband ACEA gingen die Autoverkäufe in Europa im Januar um 24% gegenüber dem Vorjahr zurück. Grund dafür war die zweite Corona-Welle, die überall in Europa zur Schließung der Ausstellungsräume führte. Daimler geht jedoch davon aus, dass dies - zusammen mit den Beeinträchtigungen durch die aktuelle Halbleiterknappheit - nur vorübergehend ist.
Auf jeden Fall war das nicht das größte Problem für die Unternehmen, die in den letzten fünf Jahrzehnten die Aushängeschilder der deutschen Ingenieurskunst waren. Vielmehr ist es die beängstigende Aussicht auf ein Re-Engineering weg vom Verbrennungsmotor und die Weiterentwicklung von Software-Fähigkeiten, die die Bewertung der Unternehmen belastet. In beiden Punkten machen die Dinos der Autobranche aber beachtliche Fortschritte.
VW kündigte diesen Monat eine weitreichende Kooperation mit Microsofts Cloud-Computing-Einheit an, um Over-the-Air-Software-Updates für seine Modelle zu entwickeln - ein Schritt, der dazu beitragen soll, die Lücke zu Tesla zu schließen, das auf diesem Gebiet einen klaren und unbestrittenen Vorsprung hat.
Außerdem dämmert den Märkten allmählich die Bedeutung der langfristigen Partnerschaft von VW mit dem Batterieentwickler Quantumscape (NYSE:QS). VW investierte 300 Millionen Dollar in das Spin-off der Stanford University, als es noch in Privatbesitz war, und konnte den Wert seiner Beteiligung seit dem Börsengang im letzten Sommer mehr als verfünffachen.
Der Nutzen von Quantumscape beschränkt sich nicht nur auf seine Rolle als Lieferant von Batterietechnologie für VW. Gerüchte, dass die von Quantumscape entwickelten Festkörperbatterien die Technologie von Tesla in den Schatten stellen und das mutmaßliche Elektroauto-Projekt von Apple (NASDAQ:AAPL) antreiben könnten, sorgten im Dezember für einen massiven Anstieg des Aktienkurses, und der aktuelle QS-Aktienkurs spiegelt immer noch ein hohes Maß an Vertrauen in eine solche Entwicklung wider.
Auch Daimler kommt mit der Elektrifizierung immer schneller voran. Vorstandschef Ola Källenius sagte während einer Videokonferenz zu den Ergebnissen des Autobauers, dass sich der Anteil der Elektrofahrzeuge am Gesamtabsatz von Daimler in diesem Jahr verdoppeln könnte und rund ein Sechstel des gesamten Autoverkaufs ausmachen wird. Im Jahr 2019 machten sie nur 2% der Mercedes-Autoverkäufe aus.
Trotz ihrer Stärke in dieser Woche werden sowohl VW als auch Daimler (DE:DAIGn) immer noch zu Bewertungen gehandelt, die nicht annähernd so hoch sind wie die der neuen Konkurrenten, die keine Milliarden von Dollar an Kapital in veraltete Technologien gesteckt haben. Beide werden mit weniger als dem 12-fachen der Gewinne der letzten 12 Monate gehandelt. Sogar Volvo, das immer noch eine Menge Dieselautos herstellt, wird mit einem Faktor von über 22 gehandelt.
Der Vergleich mit Tesla (NASDAQ:TSLA) ist natürlich noch krasser. Das gilt noch mehr für Unternehmen wie Nio (NYSE:NIO), die der Markt nur mit ein paar Milliarden Dollar weniger bewertet als VW und das trotz der großen Unterschiede bei Größe und Profitabilität. Eine Ausgliederung von Porsche würde die VW-eigenen Stärken besser herausstellen und - vielleicht - eine realistischere Bewertung reiner EV-Hersteller ermöglichen.