Was ist das bloß für ein Jahr, werden bestimmt viele Investoren denken. Denn es steht seit Beginn im Zeichen des neuartigen Coronavirus. Und dieses hat nicht nur unser aller Leben, sondern auch die Aktienmärkte ziemlich durcheinandergebracht. Die Börsen haben sich zwar von der herben Korrektur im März wieder deutlich erholt, doch dies betrifft bei Weitem nicht alle Branchen gleichermaßen.
Einige Segmente haben bis heute mit hohen Schwierigkeiten zu kämpfen, die durch die Maßnahmen gegen Corona verursacht wurden. Hier vor allem die Tourismusindustrie und die Unterhaltungsbranche. Die Aktien einiger Unternehmen aus diesen Bereichen weisen zwar eine gewisse Kurserholung auf, doch ist noch lange nicht sicher, ob dies auch nachhaltig sein wird. Wir schauen uns heute einmal zwei deutsche Werte an, bei denen es für einen Einstieg eventuell noch zu früh sein könnte.
Sixt Hört man den Namen Sixt (WKN: 723132), denkt man natürlich in erster Linie an Mietwagen. Doch das im SDAX notierte Unternehmen mit Sitz in Pullach bei München hat sich zu einem international führenden Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen entwickelt. Die Produktpalette umfasst unter anderem die Bereiche Autovermietung, Carsharing, Auto-Abos und Fahrdienste. Mit 2.111 Stationen ist der Konzern in rund 110 Ländern weltweit vertreten.
Die Coronakrise hat Sixt offensichtlich schwer getroffen. Für die ersten sechs Monate dieses Jahres konnte man lediglich einen Umsatz von 717 Mio. Euro ausweisen. Dies ist gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ein Rückgang um 36,7 %. Beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) sieht es mit einem Minus von 104,1 Mio. Euro recht düster aus. Im ersten Halbjahr 2019 stand hier noch ein schönes Plus von 126,8 Mio. in den Büchern.
Die Sixt-Aktie (DE:SIXG) scheint dieses schlechte Ergebnis aber weitgehend kaltzulassen. Getrieben vom Optimismus der Anleger kämpfte sie sich von ihrem diesjährigen Tiefpunkt, den sie am 18.03.2020 mit 35,28 Euro markierte, schon wieder ein gutes Stück nach oben. Derzeit notiert sie mit 79,55 Euro (18.09.2020) nur noch gut 14 % unter ihrem Kurs von Anfang Januar.
Doch ist dieser Anstieg wirklich gerechtfertigt? Immer noch liegt der Tourismus weltweit quasi am Boden und eine Besserung dieser Situation ist meiner Meinung nach nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, es sieht eher danach aus, dass die Reisebeschränkungen aufgrund der weltweit wieder ansteigenden Infektionszahlen noch einmal ausgeweitet werden.
Auch wenn das Geschäft von Sixt nicht ausschließlich an der Reisebranche hängt, sehe ich momentan mehr Risiken als weitere Chancen. Die positive Kursentwicklung seit März könnte bei der Sixt-Aktie also schnell wieder der Vergangenheit angehören. In meinen Augen eignet sie sich derzeit deshalb auch nur für spekulativ eingestellte Investoren.
CTS Eventim Das deutsche Unternehmen CTS Eventim (DE:EVDG) (WKN: 547030) wurde bereits 1989 als CTS Computer Ticket Service gegründet. Die Firma hat sich seither in Deutschland zum Marktführer in den Bereichen Ticketing und Live Entertainment entwickelt. Seit dem Jahr 2000 ist die CTS Eventim AG börsennotiert und gegenwärtig im MDAX gelistet. 2019 war man in 21 Ländern vertreten und beschäftigte 3.202 Mitarbeiter.
Der Bereich, in dem CTS Eventim tätig ist, wurde im Frühjahr durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie fast vollständig zum Erliegen gebracht. Denn wie wir ja wissen, durften seither keine Großveranstaltungen mehr stattfinden. Und auch sonstige Events wie Konzerte oder Sportveranstaltungen sind bis heute eher die Seltenheit. Wie verkraftet das Unternehmen diese sehr negativen Umstände?
Überraschend gut, könnte man meinen. Denn dank einiger konsequenter Kosten- und Effizienzmaßnahmen konnte CTS Eventim etwas gegensteuern. Diese schnell eingeleiteten Maßnahmen brachten dem Unternehmen eine Entlastung in zweistelliger Millionenhöhe. Doch dadurch, dass der Konzernumsatz im ersten Halbjahr um 71,5 % auf 198,5 Mio. Euro zurückging, steht unterm Strich beim EBITA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in den ersten sechs Monaten nur ein Minus von 2,7 Mio. Euro.
Doch an der Börse wird ja bekanntlich die Zukunft gehandelt. Und die Anleger scheinen der CTS-Eventim-Aktie recht wohlgesonnen zu sein. Anders ist es wahrscheinlich nicht zu erklären, dass die Papiere die Panik im März schnell hinter sich gelassen haben und mit 42,24 Euro (18.09.2020) nun schon wieder knapp 53 % über ihrem diesjährigen Tiefststand notieren.
Ich kann diese Euphorie aber beim besten Willen nicht teilen. Denn ich denke, in Sachen Corona sieht es eher wieder nach einer Verschärfung der Beschränkungen aus, als umgekehrt. Und es ist meines Erachtens nach äußerst fraglich, wie lange CTS Eventim noch ohne weitaus größere Probleme mit dieser Situation klarkommt. Hier könnten meiner Meinung nach im Moment nur recht spekulativ eingestellte Anleger ernsthaft über einen Einstieg nachdenken.
Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020