BELFAST/LONDON (dpa-AFX) - Nach der richtungsweisenden Regionalwahl in Nordirland und Kommunalwahlen in den anderen Teilen des Vereinigten Königreichs wird am Freitag mit Spannung auf ein Gesamtbild der Ergebnisse gewartet. Obwohl aus England bereits erste Resultate über Nacht bekannt wurden, dürfte sich erst im Laufe des Tages herausstellen, ob und wie schwer die Konservativen des britischen Premierministers Boris Johnson von den Wählern abgestraft wurden. Die Kommunalwahlen gelten als erstes Stimmungsbild seit der Affäre um illegale Lockdown-Partys im Londoner Regierungssitz Downing Street und weitere Skandale.
Auch bei der Wahl zum Regionalparlament in Nordirland wird erst am Nachmittag mit einem klaren Ergebnis gerechnet. Erwartet wird, dass die katholisch-republikanische Partei Sinn Fein erstmals stärkste Kraft wird. Doch es gab bereits vor der Wahl Sorgen vor eine Hängepartie bei der Regierungsbildung. Es könnte lange dauern, bis eine Regionalregierung zustande komme, sagte Katy Hayward von der Queen's Universität in Belfast der Deutschen Presse-Agentur. Es sei zu erwarten, dass die protestantisch-unionistische DUP (Democratic Unionist Party) ihre Blockade zur Bildung einer Einheitsregierung aufrechterhalte, sagte die Politiksoziologin.
Der als Karfreitagsabkommen bekannte Friedensschluss aus dem Jahr 1998 sieht in der ehemaligen Unruheprovinz eine Einheitsregierung aus den größten Parteien beider Lager vor. Sollte Sinn Fein tatsächlich als stärkste politische Kraft aus der Wahl hervorgehen, stünde der Partei das Amt des Regierungschefs (First Minister) zu. Symbolisch wäre das ein deutlicher Wendepunkt in der Geschichte des vor gut 100 Jahren geschaffenen Landesteils des Vereinigten Königreichs.