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US-Bankenkrise: Inflationssorgen treten vorerst in den Hintergrund

Veröffentlicht am 13.03.2023, 18:53
© Reuters
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Investing.com - In den letzten Tagen haben die Finanzmärkte weltweit nervös auf die plötzliche Insolvenz dreier US-Regionalbanken reagiert. Diese Ereignisse haben bei vielen Anlegern und Experten Erinnerungen an die globale Finanzkrise von 2008 geweckt. Angesichts dieser turbulenten Entwicklungen hat das renommierte Londoner Forschungsinstitut Capital Economics drei zentrale Punkte identifiziert, die für die Finanzmärkte in Zukunft von besonderer Bedeutung sein werden.

Zum einen sind die Umwälzungen an den Anleihemärkten in den letzten drei Tagen enorm und entsprechen dem Ausbruch früherer großer Finanzkrisen oder übertreffen diese sogar, wie es laut Mitteilung heißt. Der Fall der Renditen für Staatsanleihen in den letzten Tagen, sowohl in den USA als auch in anderen großen Volkswirtschaften, sei der stärkste seit mindestens 1990 gewesen.

Zugegeben, das liegt zum Teil daran, dass die Anleiherenditen bis letzten Donnerstag stark gestiegen waren, als die Kombination aus robusten Wirtschaftsdaten und aggressiven Zentralbanken die Zinserwartungen in die Höhe trieb. Selbst nach ihrem Einbruch um etwa 100 Basispunkte ist die 2-jährige US-Rendite beispielsweise "nur" wieder auf dem Stand von Anfang Februar zurückgefallen. Die meisten Paniken im Finanzsektor setzten nach einer Periode allmählich fallender Renditen ein, bevor es zu einer starken Bewegung wie der der letzten drei Tage kam, wie Capital Economics feststellte.

Aber das Tempo, in dem sich die Marktteilnehmer von der Akzeptanz des Fed-Mantras "höher für länger" zu einer erheblichen Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen in absehbarer Zeit bewegt haben, deutet laut den Experten des Analysehauses darauf hin, dass die Befürchtungen im Zusammenhang mit dem US-Bankensektor die Inflationssorgen in den Köpfen der meisten Anleger in den Hintergrund gedrängt haben, zumindest für den Moment. "Wir halten das für vernünftig: Solange keine Klarheit darüber besteht, ob die Maßnahmen der Fed zur Unterstützung anfälliger Banken die Blutung gestoppt haben, sind weitere Zinserhöhungen sehr unwahrscheinlich", hieß es weiter.

Zum anderen sind Bankaktien (NASDAQ:KBWB), sowohl in den USA als auch anderswo, drastisch zurückgegangen, während sich der breitere Aktienmarkt relativ gut gehalten hat. Der S&P 500 ist im Tagesverlauf am Montag sogar um rund 0,50 % gestiegen und hat seit dem Aufkommen der Sorgen um den Bankensektor unter dem Strich nur etwa 4 % an Wert eingebüßt.

Man möchte fast hoffen, dass sich die Sorgen auf den Bankensektor beschränken, insbesondere auf die relativ schwach regulierten regionalen Institute, bei denen die Gefahr eines raschen Mittelabflusses am größten scheint, wie dies bei den drei in der vergangenen Woche gescheiterten Banken der Fall war. Laut Capital Economics wäre ein solches Szenario jedoch etwas zu optimistisch, denn es war gerade der rasche Sinkflug der "risikolosen" Diskontsätze, der den Druck vom Aktienmarkt genommen hat. Dagegen scheinen die Risikoprämien für Aktien deutlich gestiegen zu sein. "Der Rückgang des US-Dollars im Zuge der drastischen Verschiebung der erwarteten Zinsdifferenzen gegenüber den USA könnte ebenfalls als Schockabsorber gewirkt haben, insbesondere für Vermögenswerte der Schwellenländer, die im Allgemeinen durch eine aggressive Fed und einen starken Dollar anfällig sind und nun in dieser Hinsicht etwas Entlastung erfahren. Es gibt auch besorgniserregendere Indizien für beginnende Spannungen an den zentralen Geldmärkten; die Cross-Currency-Basisswaps haben sich ausgeweitet, und die Credit-Default-Swap-Prämien bei einigen großen Banken sind kräftig gestiegen."

Drittens würden die Probleme im US-Bankensektor die Fed und möglicherweise auch andere Zentralbanken in eine noch schwierigere Lage bringen, als sie ohnehin schon waren, meinten die Finanzanalysten von Capital Economics. Finanzielle Stabilität sei die Grundaufgabe der Zentralbanken - Inflations- und Beschäftigungsziele seien relativ neue Konstrukte, und keines von beiden werde wahrscheinlich erreicht werden, wenn der Bankensektor zusammenbreche.

"Da die Inflation aber immer noch weit über dem Zielniveau liegt, könnte ein Signal des Offenmarktausschusses, dass er die Zinserhöhungen aussetzen oder verlangsamen wird, zu einem Anstieg der Inflationserwartungen führen, sofern die Marktteilnehmer zu dem Schluss kommen, dass die Notenbanker nicht mehr so entschlossen sind, die Inflation zu senken", hieß es. Dies wiederum könnte zu einer "teilweisen Umkehr der jüngsten Rally bei Anleihen führen und die Probleme im Bankensektor noch vergrößern", die teilweise auf Verluste bei nicht abgesicherten Anleihebeständen zurückzuführen sind.

Demgegenüber könnten nach Einschätzung von Capital Economics weitere Zinserhöhungen zu einer deutlicheren Verschärfung der finanziellen Bedingungen führen. Und wenn der Vertrauensverlust groß genug ist, um Zinssenkungen durch die Zentralbanken zu rechtfertigen, und die Inflation trotzdem zurückgeht, dann würde die Wirtschaft wahrscheinlich die harte Landung erleben, die die Zentralbanker unbedingt vermeiden wollten, resümieren die Analysten.

von Robert Zach

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