FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX) - Die Zalando (4:ZALG)-Anleger erleben ein verheerendes Börsenjahr: Mit einem Kurssturz von zeitweise fast 18 Prozent erreichten die Papiere des Online-Modehändlers am Montagvormittag ihr tiefstes Niveau seit gut vier Jahren. Damit fehlt ihnen nicht mehr viel bis zu ihrem Rekordtief bei 17,01 Euro, auf das sie am 8. Oktober 2014 wenige Tage nach ihrem Börsen-Debüt gerutscht waren.
Der Grund für das aktuell immer noch dicke vorweihnachtliche Kursminus von 13,5 Prozent auf 22,08 Euro ist die Misere im Einzelhandel. Mit Asos (3:ASOS) aus Großbritannien schockte zum Wochenauftakt ein weiterer Branchenvertreter mit einer Umsatzwarnung den Markt. Der Online-Modehändler und Zalando-Konkurrent machte eine "deutliche Verschlechterung" der Geschäftslage im November dafür verantwortlich.
Die Asos-Aktie rauschte in London um gut 40 Prozent in den Keller und zog die gesamte Einzelhandelsbranche mit. Der entsprechende europäische Sektor (STOXX Europe 600 Retail) verlor rund 2 Prozent.
Wenn Asos nun schon Schwierigkeiten bekomme, dann habe jede andere Einzelhandelsaktie ebenfalls ein Problem, kommentierte Analyst Neil Wilson von Markets.com die Situation. Er verwies gleichzeitig auf eine sinkende Stimmung unter den Verbrauchern. Am Montag gaben hierzulande im Sog von Asos auch die Anteile von Hugo Boss (4:BOSSn) deutlich nach, ebenso Adidas (4:ADSGN) und Puma SE (95:PMMAF).
Seit Monaten schon hagelt es im Einzelhandelssektor - und hier vor allem in der Modebranche - Gewinn- und Umsatzwarnungen in Serie. In der vergangenen Woche waren es aus Großbritannien Sports Direct und Super Dry, in Deutschland erneut Tom Tailor (4:TTIGn). Mode-Unternehmen mit überwiegend stationärem Handel leiden wegen der Online-Konkurrenz schon länger. Aber auch die Online-Händler selbst geraten immer stärker unter Druck.
"Sie haben aktuell eine schwere Zeit. Das zu warme Sommerwetter hat die Planung für die verschiedenen Saisonabläufe stark durcheinander gebracht", erklärte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank (DE:CDBG). Unternehmen wie Zalando spürten das in der Umsatzentwicklung, während Amazon (2:AMZN) und Co. dies durch eine stärkere Differenzierung auffingen und dadurch die Schwächen im Einzelhandelssektor abfederten.
Bei Zalando monieren Händler schon länger die Margenentwicklung und steigende Marketingausgaben. Umsatzstärke allein reicht ihnen nicht mehr. Allerdings malen nicht alle das Bild schwarz: So wirft nach Ansicht von Analyst Christain Salis von Hauck & Aufhäuser die Asos-Nachricht zwar einen Schatten auf das Einzelhandelsumfeld, aber auf Zalando lasse sich daraus nur in begrenztem Maß negative Schlussfolgerungen ziehen.
So habe Asos zuletzt in Großbritannien und den USA, wo das Unternehmen rund 50 Prozent seiner Umsätze erwirtschafte, den Erwartungen hinterher gehinkt, während diese Märkte bei Zalando für nur 5 Prozent der Erlöse stünden. Zudem spiegelten jüngste Branchendaten für Deutschland, wo Zalando 25 Prozent Umsatz mache, eine solide Entwicklung im Oktober und November wider.