STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - bonds weekly kw 32-2012
marktbericht
IWF FORDERT WEITEREN SCHULDENERLASS FÜR GRIECHENLAND
Verschärfen Fitch & Co. durch übertriebene Härte die Euro-Schuldenkrise? Wird am Ende bei den US-Bonitätswächtern gar ein wenig gemauschelt? Aktuell sind es die neutralen Schweizer, die diesen Verdacht äußern, was in der abgelaufenen Handelswoche jedoch nichts daran ändern sollte, das Standard & Poors den Ausblick für Griechenland senken sollte.
Uni-Studie: Ratingagenturen katalysieren Schuldenkrise
Nicht nachvollziehbare Herabstufungen europäischer Länder sind eine zentrale Ursache und Triebfeder der europäischen Schuldenkrise. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität St. Gallen, welche zu Beginn der Woche veröffentlicht wurde. Viele europäische Länder wurden seit 2008 mit anderen Maßstäben beurteilt als früher und auch anders als andere Länder heute noch behandelt werden, kommentierte einer der Autoren der Studie das Ergebnis. Sind die Bewertungen der Ratingagenturen demnach nicht mehr als selbsterfüllende Prophezeiungen? Zumindest in den Augen der Wissenschaftler aus der Schweiz sind sie genau das. Die Studie bestreitet dabei nicht den Umstand der Herabstufung - die makro-ökonomischen Rahmenbedingungen in vielen Staaten seien unbestritten schlecht - sondern vielmehr die Vehemenz mit der Fitch und Co. zuweilen vorgehen. Ein frappierendes Beispiels ist für die Ökonomen der Fall Irland: Seit Beginn der Krise musste Irland insgesamt sieben downgrades über sich ergehen lassen. Irland war, nach Griechenland, der zweite Staat der Eurozone der unter den Rettungsschirm flüchten musste. Ein so großer Schritt hätte jedes Land in große Schwierigkeiten gebracht, so Gärtner. Eigentlich hätte eine Herabstufung um gut 1,5 Schritte ausgereicht, so die Autoren. Ein downgrade in dieser Höhe wäre zudem durch die alten Kriterien bis 2008 gedeckt gewesen. Doch seit 2008 - offenbar als Folge des Rating-Fiaskos im Zuge der US-Finanzkrise - würden die großen Drei andere Maßstäbe zur Beurteilung der Bonität ansetzen.
Juncker: Euro-Austritt Griechenland nicht wünschenswert aber beherrschbar
Von Herabstufungen besonders hart betroffen war in den vergangenen knapp zwei Jahren zweifelsohne Grie-chenland. In dieser Woche wurde jedoch nur der Ausblick für die Kreditwürdigkeit des Landes auf negativ gesenkt. Nach der verzögerten Umsetzung von Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung und einer Verschlim-merung der griechischen Wirtschaftslage gehen wir davon aus, dass Griechenland zusätzliche Hilfen aus dem EU/IWF Programm benötigen wird, heißt es in der Begründung von Standard & Poors (S&P). Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht nun die Euro-Staaten in der Pflicht. Diese sollen nach Ansicht des IWF wie zuvor bereits die privaten Gläubiger, ebenfalls auf einen Teil ihrer Forderungen gegenüber Athen verzichten. Andernfalls, so berichtet das Wall-Street-Journal, werde der IWF seine Zahlungen an Griechenland einfrieren. Ob sich jedoch auf diese Art und Weise überhaupt noch Druck auf die Euro-Länder ausüben lässt steht auf einem anderen Blatt Papier. Selbst Euro-Gruppenchef Juncker titulierte einen möglichen Euro-Austritt Griechenland zwar als nicht wünschenswert, aber dennoch aus heutiger Sicht beherrschbar.
Monti-Effekt verpufft?
Nachdem Mario Monti vergangenen Herbst den damals amtierenden Regierungschef Silvio Berlusconi als Regie-rungschef ablöste, wirkte sich das umgehend auf die Renditen für italienische Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt aus. Der Renditeaufschlag (Spread) gegenüber deutschen Staatstiteln sank von gut 600 Basispunkten auf 280 Zähler. Doch seit einiger Zeit scheint es, als sei der Monti-Effekt verpufft, da sich der Spread gegenüber Bundesanleihen wieder deutlich vergrößert. Laut FAZ hält man das in Italien für keinen Zufall, sondern ein Produkt deutscher Interessen. Aufgrund der zögerlichen Politik Berlins, würde die Krise unnötig in die Länge gezogen, wovon insbesondere der deutsche Staat und die deutsche Wirtschaft profitieren würden, nicht aber die Länder der Europeripherie. Ressentiments gegenüber Deutschland werden in Zeiten der Schuldenkrise wieder spürbar lauter.
anlegertrends
Die DAX-Berichtssaison machte sich in dieser Woche auch im Stuttgarter Rentenhandel bemerkbar. Nachdem die Commerzbank Zahlen veröffentlichte, erfreute sich eine sogenannte Nachranganleihe des Finanzinstituts sehr reger Umsätze (WKN: CB83CE). Gegen Ende der Woche legte ThyssenKrupp seine Zahlen vor, die leicht über den Erwartungen von Analysten lagen. Entsprechend gut wurde diese Meldung am Rentenmarkt aufgenommen und führte zu weiteren Kursaufschlägen bei einer ohnehin sehr gut laufenden Schuldverschreibung der ThyssenKrupp Finanztochter (WKN: A0T61L).
bondm-news
AIR BERLIN PLC
Im zweiten Quartal stieg der Konzernumsatz der Air Berlin PLC im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,70 Prozent. Das operative Ergebnis verbesserte sich von -32,20 Mio. Euro auf -29,40 Mio. Euro. Das Unternehmen weist ein Nettoergebnis für das zweite Quartal 2012 in Höhe von -66,20 Mio. Euro aus. (Q2 2011:-43,90 Mio. Euro).
Die Auslastung konnte Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft im Zeitraum Januar bis Juli im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,50% steigern. Insgesamt beförderte die Airline in den ersten sieben Monaten des Jahres 19.140.365 Fluggäste.
Windreich AG
Mit 16,87 Prozent ist die Windreich AG an dem Windkraft-Anlagenbauer Fuhrländer AG beteiligt und ist zweitgrößter Aktionär des Unternehmens. Neuer Eigentümer der Fuhrländer AG ist der ukrainische Investor Maxim Efimov und das ukrainische Metall- und Maschinenbauunternehmen PJSC Ener-gomashspetsstal. Eine weitere und vertiefende Zu-sammenarbeit, unter anderem mit exklusiven Ver-triebsansätzen in ausgewählten Märkten, wird von der Windreich AG zusammen mit dem neuen Management der Fuhrländer AG derzeit geprüft.
Solarwatt AG
Das Amtsgericht Dresden hat am 1. August 2012 das Verfahren eröffnet und die Eigenverwaltung angeordnet sowie Herrn Reiner M. Bähr zum Sach-verwalter bestellt. Am 11. September 2012 hat das Amtsgericht einen Erörterungs- und Abstimmungs-termin festgelegt. An diesem Termin werden die Gläubiger über den Restrukturierungsplan abstim-men.
MITTELSTANDSANLEIHEN - DIE NEUEN SICHEREN HÄFEN?
Eine Mittelstandsanleihe als sicheren Hafen zu bezeichnen, geht einem Börsianer intuitiv schwer über die Lippen. Anleihen aus diesem Segment bekommen in der Regel Ratings im Bereich von BBB bis BB, was befriedigend bis akzeptabel ist, sich aber keineswegs mit den Ansprüchen an eine AAA-Bonität vergleichen lässt. Dennoch ist der Gedanke vom Grundsatz nicht abwegig. Denn:
Fakt ist, dass die meisten Mittelstandsanleihen nicht zum Mainstream zählen. Der Grund dafür liegt in den relativ kleinen Volumina der Anleihen, da die Emissionsgrößen in der Regel im zweistelligen Millionenbereich liegen. Das ist für institutionelle Investoren typischerweise zu klein, um sich zu engagieren und auch der wesentlichste Grund, warum der Handel mit Mittelstandsanleihen von Privatanlegern dominiert wird.
Gesunder Menschenverstand bei den Privatanlegern
Und die ticken anders. Insbesondere bei Privatanlegern dominieren der stra-tegische Blick auf die Anleihe und der Wunsch, die Papiere bis zur Endfälligkeit zu halten, selbst wenn der Kurs in der Zwischenzeit schwankt. Daher war in den letzten Korrekturphasen bei dem noch jungen Segment zu beobachten, dass die Kursschwankungen deutlich geringer ausfielen als bei vergleichbaren Anleihen, deren Handel von institutionellen Investoren geprägt ist. Insofern kann man die Erwartung haben, dass auch bei zukünftigen Marktkorrekturen die Kursschwankungen geringer, als die des Gesamtmarktes ausfallen werden. Wichtigste Voraussetzung dafür ist:
Die Bilanz muss stimmen. Denn das Prädikat Mittelstandsanleihe sagt nichts über die aktuelle Qualität eines Unternehmens aus. Hier muss regelmäßig nachgefasst werden, da es in der Regel die Unternehmen mit schwachen Bilanzen sind, deren Anleihen in Korrekturphasen überdurchschnittlich hohe Kursverluste erleiden.
Ein gutes Beispiel geben die Duerr Anleihen (WKN: A1EWGX) ab. Die Papiere des Maschinenbauers stehen nicht nur zu Recht hoch im Kurs, sondern halten sich auch seit Emission standhaft über dem Ausgabekurs, selbst wenn es in der Peripherie mal wieder kracht. Kein Wunder, angesichts des boomenden Geschäfts und des hohen Kupons von 7,25%. Wer mehr Rendite sucht, kann sich auch nach attraktiven Fallen Angels umsehen.
Die SiC Processing GmbH könnten sich als genau das entpuppen. Die Anleihen (WKN: A1H3HQ) notierten knapp über 70%, nachdem der Recycling-Spezialist im 1. Halbjahr sein Geschäft in Norwegen schließen musste und die Börse unsicher ist, ob das Geschäft in China dieses Umsatzloch füllen kann. Liest man jedoch die Bilanz 2011, so muss man im Zweifel für den Angeklagten votieren. Die G&V, sowie vor allem die Bilanz legen nahe, dass SiC durchaus einen solchen Rückschlag verdauen kann. Noch im August gibt es mehr Klarheit. Da wird Creditreform sein reguläres Folgerating veröffentlichen. Spätestens im September gibt es dann von SiC die Halbjahresbilanz und einen aktuellen Ausblick, die Klarheit über Chancen und Risiken bringen sollten.
börse stuttgart tv
JUNCKER: GRIECHEN-AUSTRITT BEHERRSCHBAR
Nun rückt auch noch der Euro-Gruppenchef von den Hellenen ab: Jean-Claude Juncker bezeichnete einen Euro-Austritt Griechenlands zwar als \'nicht wünschenswert\', aber dennoch \'beherrschbar\'. Doch wie viel an den Aussagen des Luxemburgers ist Kalkül und wie wahrscheinlich ist es tatsächlich, dass Griechenland aus dem Euro austreten muss? Das Börse Stuttgart Anleihenforum zum Thema.
SCHULDENKRISE: IST DER EURO GESCHEITERT?
Bereits 1992 wurde der Grundstein in Europa für einen gemeinsamen Währungsraum gelegt. Heute, knapp 20 Jahre später, steht diese gemein-same Währung am Scheideweg und Kritiker sehen den Euro bereits jetzt als gescheitert an. Wäre Griechenland, wäre Deutschland vielleicht ohne den Euro besser gestellt? Scheitert die Gemeinschaftswährung? Finanzexperte & EIFD-Direktor Michael Bloss bei Börse Stuttgart TV.
neueinführungen an der börse stuttgart stand 10.08.2012, 12 Uhr
NORDDEUTSCHE LANDESBANK BEGIBT ANLEIHE
Die Swedish Export Credit emittierte in der abgelaufenen Handelswoche eine Schuldverschreibung mit vier Jahren Laufzeit sowie einem festen Kupon von 2,00 Prozent (WKN: A1G76F). Das Papier kann zu einer Mindeststückelung von 2.000 Kanadischen Dollar nominal erworben werden.
Die Norddeutsche Landesbank setzt auf ein Papier mit Fälligkeit im Januar 2016 das zu einer Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal erworben werden kann (WKN: NLB1HG). Der feste Kupon liegt bei 1,50 Prozent.
Quelle: Boerse Stuttgart AG
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