Investing.com - Der S&P 500 ist recht verhalten in das neue Jahr gestartet. Größere Bewegungen nach oben oder nach unten sind bisher ausgeblieben. Das spiegelt sich auch im Volatilitätsbarometer VIX wider, das derzeit um die 22-Punkte-Marke pendelt. Die Experten des Research-Unternehmens DataTrek sehen hierin derzeit kein gutes Chance-Risiko-Verhältnis für Wetten auf steigende Kurse am Aktienmarkt und mahnen zur Vorsicht.
Der VIX, auch bekannt als Volatilitätsindex, ist ein von der Chicago Board Options Exchange (CBOE) berechneter Index, der die Volatilität des S&P 500-Index widerspiegelt. Der VIX wird oft als Maß für die Angst der Anleger auf dem Aktienmarkt betrachtet und wird häufig als "Angstindex" bezeichnet. Ein hoher VIX-Wert deutet auf eine hohe Volatilität und damit auf eine große Unsicherheit oder Angst unter den Investoren hin, während ein niedriger VIX-Wert eine geringere Volatilität und damit weniger Unsicherheit oder Angst auf dem Markt anzeigt.
Der VIX notierte 2022 auf Basis der Schlusskurse im Durchschnitt bei 25,6, heißt es in der DataTrek-Mitteilung. Damit lag das Angstbarometer deutlich über dem seit 1990 bis heute gemessenen Durchschnitt von 20.
Weiter heißt es, dass der VIX im vergangenen Jahr nur an 23 Handelstagen unter der Signalmarke von 20 schloss. Von diesen Tagen entfiel etwas mehr als die Hälfte (13 Tage) auf das erste Quartal, hauptsächlich im Januar (7 Tage), bevor die Märkte die Tragweite der Probleme in Bezug auf Inflation und Fed-Geldpolitik erkannten. Der Rest entfiel auf Tage, an denen der S&P im August (6 Tage), April (2 Tage) und Dezember (2 Tage) verschiedene kurzfristige Höchststände erreichte.
Demgegenüber schloss der VIX im vergangenen Jahr an 49 Tagen über der 30er-Marke, aber nur einmal über 36 (am 7. März), wie DataTrek feststellte. Letzteres entspricht 2 Standardabweichungen von seinem langfristigen Durchschnitt. Am häufigsten schloss der VIX im März (9 Tage), Juni (6 Tage) und Oktober (11 Tage) über der Marke von 30. In all diesen Fällen markierte der S&P 500 laut den Experten einen kurzfristigen Tiefstand.
Die Frage, die sich DataTrek nun stellt, lautet: Liefert der VIX in diesem Jahr ähnlich gute Handelssignale für den S&P 500, wenn er sich wieder den markanten Marken bei 20 (steht für "Sell") und 30 (steht für "Buy") nähert?
DataTrek schreibt dazu: "Bis wir mehr Klarheit über die Geldpolitik der Fed und die Unternehmensgewinne haben, bleibt die VIX-Range von 20 bis 30 relevant. Diese Unsicherheitsfaktoren sind heute genauso gültig wie im letzten Jahr, daher sollte sich der VIX weiterhin in diesem Bereich bewegen und signalisieren, wann die Märkte übermäßig optimistisch oder besorgt über die künftige Entwicklung sind."
Im weiteren Jahresverlauf dürften die Marktteilnehmer dann entweder mehr Klarheit über die Geldpolitik der Fed und die Unternehmensgewinne haben, was sich in einem sinkenden VIX niederschlagen dürfte. Die zweite Möglichkeit bestünde darin, dass das Volatilitätsbarometer nach oben schießt, was signalisieren würde, dass der endgültige Tiefpunkt am Aktienmarkt erreicht ist. "Besser wäre natürlich die erste Option, aber der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass letzteres häufiger der Fall ist", heißt es in dem Bericht.
Danach gehen sie noch kurz auf die größten Bärenmärkte seit 1990 ein, die alle mit einem VIX von deutlich über 30 endeten.
- Oktober 1990: 34 Punkte
- Oktober 2002: 42 Punkte
- März 2009: 50 Punkte
- März 2020: 62 Punkte
In ihrem Fazit heißt es, dass Händler und Investoren - Stand heute - bei einem VIX nahe 20 keine größeren Sprünge nach Norden am Aktienmarkt mehr erwarten sollten. Erst wenn sich der VIX wieder um die 30 bewegt, würden sich attraktive Handelsmöglichkeiten auf der Long-Seite ergeben.
Allerdings gilt wie bei jeder Strategie: Ein ausgelöstes Signal beim VIX sollte noch nicht "kaufen" oder "verkaufen" heißen, sondern Anlass für eine tiefer gehende Analyse des S&P 500 sein. Denn auch das Volatilitätsbarometer liefert Fehlsignale.
Aktuell bewegt sich der VIX um die 22 Punkte-Marke und pendelt in einer engen Range zwischen 24 auf der Ober- und 20 auf der Unterseite.
von Robert Zach