Wien (Reuters) - Österreichs größtes Geldhaus Erste Group (VIE:ERST) stimmt seine Aktionäre aufgrund der Coronakrise auf ein deutlich schwächeres Geschäftsjahr ein.
Das Betriebsergebnis werde 2020 unter dem Niveau des vergangenen Jahres bleiben und der Nettogewinn werde deutlich schrumpfen, teilte die stark in Osteuropa tätige Bank am Donnerstag mit. Zudem sei auch mit höheren Risikokosten zu rechnen. “Es darf keinen Zweifel geben: Vor uns allen liegt ein sehr herausforderndes Jahr”, sagte Bankchef Bernhard Spalt. Insgesamt seien die Länder Osteuropas heute aber robuster als zur Zeit der Finanzkrise 2008. Die Ziele für 2020 wurden schon im März ausgesetzt.
Bereits zum Jahresauftakt sei der Gewinn um mehr als ein Drittel eingebrochen. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn um 37,6 Prozent auf 235,3 Millionen Euro. Analysten hatten jedoch mit einem noch stärken Einbruch gerechnet. Das Betriebsergebnis sank um 15,9 Prozent auf 551,7 Millionen Euro. Höhere Zins- und Provisionsüberschüsse konnten das schwächere Handelsergebnis nicht kompensieren. Die Kosten-Ertrags-Relation erhöhte sich auf 66,8 Prozent von 63,0 Prozent. Mittelfristig strebte die Erste Group bislang eine Verbesserung auf 55 Prozent an.
Trotz trüber Aussichten will die Bank weiterhin für 2019 eine Dividende auszahlen. Die Höhe der geplanten Ausschüttung von 1,50 Euro je Aktie stehe allerdings auf dem Prüfstand. Eine Entscheidung werde es vor der in das vierte Quartal verschobenen Hauptversammlung geben.
Wie viel für faule Kredite in diesem Jahr zurückgelegt werden müsse, sei noch nicht absehbar. Basierend auf dem derzeit als am wahrscheinlichsten geltenden Szenario – einer sechsmonatigen V-förmigen Erholung – erwartet die Bank Risikokosten von 50 bis 80 Basispunkten des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands.