von Robert Zach
Investing.com - Shortseller, die auf fallende Aktienkurse bei Wirecard (DE:WDIG) setzen, haben aktuell Hochkonjunktur. Laut dem Bundesanzeiger halten Leerverkäufer mehr als 10 Prozent der Wirecard-Aktien. Der Grund: der deutsche Zahlungsdienstleister sieht sich trotz der KPMG-Sonderprüfung den Vorwürfen der Bilanzmanipulation ausgesetzt und das, obwohl der Bericht keinerlei handfeste Beweise dafür lieferte, aber einige Fragen unbeantwortet ließ.
Wie dem auch sei: Christopher Hohns Hedgefonds TCI schießt jetzt den Vogel ab: der TCI FUND, ein aktivistischer Investor, der über 21 Milliarden Dollar verwaltet, hat heute Strafanzeige gegen Verantwortliche der Wirecard AG bei der Staatsanwaltschaft München I erstattet. Laut eigener Einschätzung haben sich aus dem am 28. April 2020 veröffentlichten KPMG-Sonderbericht Auffälligkeiten ergeben, die möglicherweise strafrechtlich relevant seien, wie TCI auf seiner Website mitteilte.
Konkret handle es sich dabei um den Kauf von Hermes I Tickets Pte. Ltd. in Indien, das sogenannte "Third-Party Acquiring-Geschäft" sowie die Vergabe von Krediten im Rahmen des sogenannten "Merchant Cash Advance-Geschäfts".
Laut dem Bundesanzeiger hält TCI eine Shortposition von 1,53 Prozent der Wirecard-Aktien.
Bei einem so radikalen Vorgehen eines Hedgefonds, der mit aller Macht den Rauswurf von Wirecard-Chef Braun fordert, wäre es für Braun wahrscheinlich ein Fest, wenn der Profi-Zocker Hohn kräftig daneben liegen würde.
Der nächste wichtige Termin für den DAX-Konzern ist nun der 4. Juni. An diesem Tag soll endlich die Jahresbilanz für 2019 veröffentlicht werden, die von den Konzernprüfer Ernst & Young geprüft wird. Ein uneingeschränktes Testat für den Jahresabschluss durch die Wirtschaftsprüfer wäre wohl der Supergau für TCI. Daran bestehen jedoch Zweifel, nachdem der deutsche E-Payment-Dienstleister Ende April den Jahresabschluss ohne Angabe von Gründen überraschend verschoben hatte.
Gestern erholten sich die Wirecard-Aktien um 9,09 Prozent. Kurz vor der US-Börseneröffnung werden die Papiere gut 0,27 Prozent tiefer bei 82,80 Euro gehandelt. Seit Jahresbeginn haben sie knapp 23 Prozent verloren.
Hinweis: Hier geht es zur Seite mit den DAX-Einzelwerten, hier zum Wirecard-Chart, hier zur technischen Wirecard-Übersichtsseite, hier zu den Wirecard-Analystenschätzungen und hier zu den Wirecard-Finanzdaten.