Von Robert Zach
Investing.com - Die Wirecard-Aktie (DE:WDIG) ist in aller Munde. Selbst Anleger, die nichts mit der Börse am Hut haben, tauschen sich rege über die Zukunftsaussichten des deutschen Zahlungsdienstleisters aus. Und das hat einen ganz simplen Grund: das Wertpapier ist derzeit extrem volatil, weil noch immer eine mögliche Bilanzmanipulation, für die es jedoch keine handfesten Belege gibt, wie ein Damoklesschwert über der Aktie hängt. Neben Leerverkäufern lockt dies vor allem Glücksritter an, die angesichts der niedrigen Bewertung der Wirecard-Aktie im Branchenvergleich das ganz große Geld wittern.
Positiv ist, dass es bei Wirecard operativ immer noch hervorragend läuft. Das zeigten erst kürzlich die Quartalszahlen, wo die Erwartungen trotz der Corona-Krise getroffen wurden und die Geschäftsprognose für das Gesamtjahr beibehalten wurde. Auch kann das E-Payment-Unternehmen weiterhin neue Kooperationspartner/Kunden gewinnen und dies trotz der Negativschlagzeilen rund um Wirecard.
Bei Wirecard geht es jedoch um viel mehr als nur um die nackten Zahlen. Dem Unternehmen aus München wird ein Kommunikationsproblem nachgesagt, da der KPMG-Sonderbericht viele Fragen offen lässt. Gleichzeitig wächst die Furcht davor, dass der Wert aus der ersten deutschen Börsenliga, dem DAX, fliegen könnte. Das Management steht jedenfalls vor riesigen Herausforderungen, um den großen Unmut der Investoren und den entstandenen Vertrauensverlust wieder wettzumachen.
Der nächste wichtige Termin für Wirecard ist nun der 4. Juni. An diesem Tag soll die Jahresbilanz für 2019 veröffentlicht werden, die von den Konzernprüfer Ernst & Young geprüft wird. Kurzfristig sind daher weitere Kurskapriolen einzuplanen, aber mittel- bis langfristig sollte dann wieder das operative Geschäft von Wirecard in den Mittelpunkt rücken, und das versteht der Zahlungsdienstleister wie kein Zweiter, vorausgesetzt die Wirtschaftsprüfer finden keine größeren Unregelmäßigkeiten.
Charttechnisch zeigen sich derweil erste Stabilisierungstendenzen. Hoffnung machen insbesondere die positiven Divergenzen auf täglicher Basis. Weder RSI noch MACD bestätigen die jüngsten Verlaufstiefs, so dass zwischen den technischen Indikatoren und dem eigentlichen Wirecard-Chartverlauf klassische positive Divergenzen entstanden sind, die jedoch noch nicht bestätigt wurden. Der RSI müsste sich mindestens über 41,5 Punkte erholen, damit der Indikator das "Go" gibt. Erst dann würde die Wahrscheinlichkeit dafür zunehmen, dass die Wirecard-Aktie die Trendlinienunterstützung bei 76,50 Euro als Sprungbrett für eine mittelfristige Wende nutzen kann.
Das Hoch vom 11. Mai bei 94,33 Euro sowie die horizontale Unterstützung und die 50-Tage-Linie bei 103,48 Euro gelten dabei als erste Anlaufziele. Danach könnte die Wirecard-Aktie die Glättung der letzten 100 Tage bei 113,58 Euro wieder ins Visier nehmen.
Um auf der Unterseite abgesichert zu sein, bietet sich eine Platzierung des Stopp-Loss knapp unter das jüngste Verlaufstief bei 72,00 Euro an.
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