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FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kapitalmarktzinsen und die Quartalsberichte von Großkonzernen dürften in der neuen Börsenwoche über Wohl und Wehe an den Aktienmärkten bestimmen. Die Erwartung steigender Leitzinsen in den USA und ein absehbares Ende der jahrelangen Geldschwemme hatten die Rally an den Börsen zuletzt abgewürgt. Doch es mehren sich die Stimmen, wonach die Finanzmärkte mit einem Anziehen der geldpolitischen Schraube durch die US-Notenbank (Fed) durchaus gut leben können.
"Höhere Anleiherenditen sollten nicht belastend für Aktien sein", schreibt Stratege Marko Kolanovic von der Investmentbank JPMorgan (NYSE:JPM) und rät trotz steigender Zinserwartungen und Kapitalmarktrenditen zu Schnäppchenkäufen bei Rücksetzern. Die jüngsten Verluste risikoreicher Anlageklassen als Reaktion auf das vergangene Sitzungsprotokoll der Fed seien übertrieben gewesen, argumentiert er. Denn die Fed werde die Zügel nur schrittweise anziehen und in einem Tempo, mit dem die Finanzmärkte zurechtkämen. Zudem dürfte die Straffung der Geldpolitik von einer starken Konjunkturerholung flankiert werden. Einer eigenen Umfrage zufolge planten derzeit zwei von drei Investoren, die Aktienpositionen aufzustocken.
Möglicherweise seien Anleger mit ihren Zinserwartungen über das Ziel hinausgeschossen, merkte Jack Janasiewicz an. Dem Portfoliomanager von Natixis Investment zufolge preisen die Märkte inzwischen fast vier Zinserhöhungen der Fed in diesem Jahr sowie drei weitere bis Ende 2023 ein. Sorgen bereite den Marktakteuren vor allem die hohe Inflation. Aber genau hier drohten die Märkte falsch zu liegen, so Janasiewicz. Vor allem eine verbesserte pandemische Lage dürfte für Entspannung sorgen, die Belastung der Versorgungs- und Lieferketten und der Arbeitsmärkte könnte schwinden. In der Folge könnte sich auch die Teuerung "in einem Tempo abschwächen, das einige nicht erwarten".
Licht am Ende des Corona-Tunnels sieht auch der JPMorgan-Analyst. Die Omikron-Variante des Virus stelle für das erste Quartal des neuen Jahres zwar ein gewisses Risiko dar, schreibt Kolanovic. Nach einem erwarteten starken Anstieg der Infektionszahlen in den kommenden Wochen sei mit Blick auf das zweite Quartal dann aber mit starkem Rückenwind für die Wirtschaft zu rechnen. "Wenn die Omikron-Welle abebbt, dann dürfte vermutlich das Ende der Pandemie in Sicht sein", weil sich eine "breite natürliche Immunität" durchgesetzt haben sollte.
Der deutsche Leitindex Dax (DAX) tat sich zuletzt an der runden Marke von 16 000 Punkten sichtlich schwer. Das dürfte neben der Pandemie und den Zinsen auch damit zu tun haben, dass in den kommenden Wochen die Unternehmen über das Schlussquartal 2021 berichten und Ausblicke für den weiteren Jahresverlauf geben. In der neuen Woche setzen noch die großen US-Banken Goldman Sachs (1:GS), Bank of America (1:BAC) und Morgan Stanley (1:MS) die Akzente. Auf die bereits veröffentlichten Quartalsberichte von JPMorgan und der Citigroup (1:C) reagierten Anleger mit Aktienverkäufen. Mit dem Bergwerkskonzern Rio Tinto (3:RIO), dem Chip-Ausrüster ASML (7:ASML) und Alstom (9:ALSO) finden sich in der neuen Woche auch erste europäische Großkonzerne auf der Agenda.
Trotz Zinsängsten und der starken Ausbreitung von Omikron schlage sich die Wirtschaft gut, schreibt Marktexperte Craig Erlam vom Handelshaus Oanda. "Die Unternehmensberichte zum vierten Quartal dürften das widerspiegeln". Laut Harsh Tibrewala, Stratege bei Credit Suisse (5:CSGN), prognostizieren Analysten für das Schlussviertel 2021 einen Anstieg der Ergebnisse weltweit auf Jahressicht um "robuste 23,5 Prozent". Die Glanzpunkte dürften voraussichtlich die Sektoren Energie, Industrie, Rohstoffe und Gesundheit setzen.
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