Frankfurt (Reuters) - Spekulationen auf eine nahende Zinserhöhung in den USA haben am Montag die europäischen Aktienbörsen belastet.
Der Dax fiel um 1,3 Prozent auf 10.431,77 Punkte. Der EuroStoxx50 verlor ebenfalls mehr als ein Prozent. Im Fokus stand das Börsendebüt der E.ON-Tochter Uniper, die für einen Tag als 31. Mitglied im deutschen Leitindex gelistet wurden. Lange Gesichter gab es beim Gasekonzernen Linde, der sich mit dem US-Rivalen Praxair nicht auf einen Zusammenschluss einigen konnte.
An der Wall Street zogen die Kurse nach anfänglichen Verluste ins Plus und machten damit einen kleinen Teil der Vortagesverluste wett: Bis zum Handelsschluss in Europa stiegen der Dow-Jones- und der S&P500-Index um je etwa 0,3 und 0,5 Prozent. Am Freitag war es mit den US-Börsen im Schnitt um über zwei Prozent nach unten gegangen. Der bei Zinsentscheidungen stimmberechtigte US-Notenbanker Eric Rosengren hatte vor den Risiken einer zu zögerlichen Zinspolitik gewarnt. Währungshüter Dennis Lockhart sagte am Montag, das Thema Zinserhöhung müsse auf der anstehenden Notenbanksitzung kommende Woche zur Sprache kommen. Überwiegend wird an den Terminmärkten erst für Dezember mit einer Zinserhöhung in der weltgrößten Volkswirtschaft gerechnet.
"Es herrscht allgemein die Sorge, dass die Zentralbanken sich von der ultra-lockeren Geldpolitik abwenden und ihre Richtung ändern", sagte Volkswirt Cathal Kennedy von der Bank RBC. Zusätzlich stiegen die Zweifel an der tatsächlichen Verfassung der US-Wirtschaft. "Beides kommt bei Anlegern nicht gut an", sagte Händler Markus Huber vom Brokerhaus City of London.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgte die Erkrankung der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, weniger als zwei Monate vor der Wahl. Bislang gingen Börsianer allgemein von einem Sieg der 68-Jährigen aus.
E.ON (DE:EONGn) UND UNIPER GEMEINSAM MEHR WERT ALS E.ON ALLEIN
Uniper legten beim Börsendebüt entgegen der Erwartungen zu. Die Titel stiegen auf ein Tageshoch von 11,05 Euro. Zum Handelsschluss notierten sie mit 10,30 Euro immer noch klar über ihrer Erstnotiz von 10,02 Euro. Uniper sei für Anleger attraktiv, die auf eine hohe Ausschüttung setzten, sagte Aktienexperte Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel. E.ON brachen um fast 15 Prozent auf 6,95 Euro ein. Dennoch ist die Abspaltung der Kraftwerkstochter für Anleger ein Geschäft: Der Börsenwert beider Firmen zusammen lag am Abend bei 17,34 Milliarden Euro. Zum Schlusskurs vom Freitag wurde E.ON mit 15,9 Milliarden Euro bewertet.
Deutlich bergab ging es für Linde, nachdem der Gasekonzern Fusionsgespräche mit dem US-Rivalen Praxair abgebrochen hatte. Die Titel sackten um sieben Prozent auf 138,45 Euro ab und waren damit ungefähr wieder so viel wert wie vor der Ankündigung der Verhandlungen. Praxair notierten in New York dagegen kaum verändert.
Mit einem Plus von 10,1 Prozent reagierten Osram auf einen Medienbericht über einen möglichen Verkauf von Anteilen durch Siemens (DE:SIEGn).
Im TecDax stachen RIB Software mit einem Plus von gut elf Prozent heraus. Der Spezialist für Bauplanungssoftware hatte seine Prognosen für das Gesamtjahr angehoben.