FRANKFURT (dpa-AFX) - Den deutschen Aktienanlegern droht eine ungemütliche Karwoche. Auch in den vier Handelstagen vor Karfreitag dürfte die Angst vor einem globalen Handelskonflikt Analysten zufolge das alles beherrschende Thema bleiben. Damit könnte der Leitindex Dax (DAX) angesichts seiner jüngsten Talfahrt unter Druck bleiben.
"Die Partylaune in der deutschen Wirtschaft ist verflogen, der Optimismus hat sich verflüchtigt", sagte etwa Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. Denn nun räume US-Präsident Donald Trump mit seinen Handelsspielchen den Dax ab. "Der Mix aus Zinserhöhungen in den USA, eingeschränktem Handel mit China und Spezialproblemen bei Technologietiteln plus hohen Bewertungen ist übel." Höhere Zinsen können Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren unattraktiver erscheinen lassen.
Auch Dirk Friczewsky, Finanzanalyst für Lynx Broker, blickte skeptisch in die verkürzte Handelswoche: "Politische Börsen könnten diesmal keine kurzen Beine haben." Ein Handelskrieg zwischen den USA und China werde die Europäische Union und damit auch Deutschland belasten und kehre als Bumerang in die USA zurück.
Damit könnte das Thema Handelskonflikt den Anlegern weiter akut auf den Nägeln brennen, vermutete Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Es bestehe darüber hinaus das Risiko, dass die beiden Großmächte USA und China nun nicht nur um die wirtschaftliche, sondern auch um die politische Vormachtstellung rängen. Das krisengeschüttelte Europa könnte dabei zwischen beiden Großmächten zerrieben werde.
Als Belastung hinzu kommt Windt zufolge eine allgemeine Verunsicherung in der deutschen Wirtschaft. Schließlich haben mit dem Ifo-Geschäftsklima sowie dem Einkaufsmanagerindex wichtige Frühindikatoren erneut nachgegeben. Dies signalisiere, dass die hiesige Konjunktur ihren Wachstumszenit überschritten habe. Bei Aktien gelte damit weiterhin die Devise: in Deckung bleiben.
Etwas Zuversicht verbreitete derweil Investmentanalyst Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg. Es bleibe zu hoffen, dass Trump wenigstens fallende Kurse des US-Leitindexes Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) zur Räson bringen und sich so weitere Eskalationsschritte an den verschiedenen Fronten verhindern ließen. Der Aktienmarkt sei schließlich ein Berater, der sich nur schwer ignorieren oder gar auswechseln lasse.
Allerdings sind in der neuen Woche wohl keine allzu großen Sprünge nach oben zu erwarten. "Wie immer ist die Karwoche ein schwieriges Börsenpflaster, was im historischen Verlauf stets eine etwas leichtere Tendenz verspricht", mahnte Börsenbriefautor Hans Bernecker. Am Karfreitag bleibt die Börse in Frankfurt geschlossen. Der nächste Handelstag ist dann der Dienstag nach dem Osterfest.
Am Gründonnerstag könnten zudem noch einige Konjunkturdaten aus den USA für Bewegung sorgen. Für die Anleger am interessantesten dürften den Analysten der Commerzbank (DE:CBKG) zufolge die Ausgaben privater Haushalte im Februar sein. Zudem stehen das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen und der Chicagoer Einkaufsmanagerindex auf der Agenda. Beide Kennzahlen beziehen sich auf den Monat März.
Derweil öffnen in der neuen Woche auch weitere Unternehmen ihre Bücher. Den Anfang macht am Montag der Immobilienkonzern Adler Real Estate (4:ADLG).
Zur Wochenmitte zieht dann das Programm etwas an. Am Mittwoch präsentieren die auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Gesellschaft Aroundtown (4:AT1), der Wirkstoffentwickler für die Pharmabranche Evotec (4:EVTG), der 3D-Druckerhersteller SLM Solutions (4:AM3D) und der Versicherungs- und Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische (4:WUWGn) frische Jahreszahlen. Am Donnerstag geht es mit dem Kabelnetzbetreiber Tele Columbus (4:TC1n) weiter.