FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) zeigt trotz erster Anzeichen einer konjunkturellen Erholung keine Neigung, ihre neue Geldschwemme frühzeitig zu beenden. Die Wertpapierkäufe müssten vollständig umgesetzt werden, damit sie Wirkung zeigten, sagte EZB-Chef Mario Draghi am Mittwoch in Frankfurt nach der Zinssitzung des geldpolitischen Rats. Die Käufe von monatlich 60 Milliarden Euro würden bis September 2016 durchgeführt - in jedem Fall aber, bis sich ein nachhaltiger Anstieg der Inflation einstelle.
Angesichts besserer Konjunkturdaten und Stimmungsumfragen hat es zuletzt Spekulationen gegeben, die Notenbank könnte ihre erst im März gestarteten Wertpapierkäufe früher als geplant einstellen oder in geringerem Umfang durchführen. Auslöser waren auch Äußerungen des Luxemburger EZB-Direktors Yves Mersch, der diese Möglichkeit grundsätzlich angedeutet hatte. Draghi widersprach: "Wir sind überrascht darüber, wieviel Aufmerksamkeit ein mögliches früheres Aussteigen nur einen Monat nach dem Beginn des Programms bekommt." Ein Marathonläufer denke ja auch nicht schon nach einem Kilometer darüber nach, den Lauf nicht zu Ende zu bringen, so Draghi. Zugleich gab sich Draghi zuversichtlich, dass die Geldschwemme Wirkung zeigt. Die Bedingungen an den Finanzmärkten hätten sich gebessert, die Kreditkosten für Unternehmen und Privathaushalte seien gefallen. Auch die Kreditnachfrage habe sich erholt. Umfrageergebnisse deuteten zudem darauf hin, dass sich die Euroraum-Konjunktur bessere. Die Erholung dürfte sich verstärkt fortsetzen, erwartet Draghi. Dazu dürften auch die niedrigeren Ölpreise und die bessere preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Währungsraums - eine Folge des schwachen Euro - beitragen.