Cyber-Monday-Deal: Bis zu 60% Rabatt auf InvestingProJETZT ZUGREIFEN

Studie - Erwerbsarmut hat sich in Deutschland verdoppelt

Veröffentlicht am 06.07.2017, 09:41
Aktualisiert 06.07.2017, 09:50
© Reuters. A worker walks between seat boxes during the final preparations for the German protestant church congress at the fairground in Berlin

Berlin (Reuters) - Die Erwerbsarmut in Deutschland ist einer Studie zufolge stärker gestiegen als in anderen EU-Ländern.

Zwischen 2004 und 2014 habe sich der Anteil der Beschäftigten, die trotz regelmäßiger Arbeit als arm gelten, auf 9,6 Prozent oder rund 3,7 Millionen verdoppelt, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag mitteilte. "Das hängt auch damit zusammen, dass Arbeitslose stärker unter Druck stehen, eine schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen", heißt es zur Begründung. Mehr Arbeit sei keine Garantie für weniger Armut.

© Reuters. A worker walks between seat boxes during the final preparations for the German protestant church congress at the fairground in Berlin

Der Anteil der armen oder armutsgefährdeten Erwerbstätigen in der EU betrug 2014 im Schnitt ebenfalls knapp zehn Prozent. Obwohl sie regelmäßig arbeiten, müssen sie mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in ihrem Land auskommen. Wer in Deutschland als Alleinstehender weniger als 869 Euro netto im Monat verdiente, galt zuletzt als armutsgefährdet. Bei einem Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren lag die Schwelle bei 1826 Euro.

Die positive Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt beruht den Forschern zufolge zu einem großen Teil auf einer Zunahme atypischer Beschäftigung - vor allem Teilzeit, häufig im Dienstleistungsbereich und im Niedriglohnsektor. Deregulierungen des Arbeitsmarktes, die Kürzung von Transferleistungen und verschärfte Zumutbarkeitsregelungen hätten diese Entwicklung beschleunigt. "Maßnahmen, die Arbeitslose dazu zwingen, Jobs mit schlechter Bezahlung oder niedrigem Stundenumfang anzunehmen, können dazu führen, dass die Erwerbsarmut steigt, weil aus arbeitslosen armen Haushalten erwerbstätige arme Haushalte werden", betonen die Ökonomen.

Der gesetzliche Mindestlohn sei ein erster Schritt zur Reduzierung der Armutsgefährdung. Möglichkeiten der beruflichen Qualifikation und Weiterbildung sollten ausgebaut und für Beschäftigte im Niedriglohnbereich geöffnet werden, empfehlen die Wissenschaftler. Auch sollten Hartz-IV-Leistungen erhöht, Sanktionen und Zumutbarkeitsregeln entschärft werden.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.