Die deutschen Autobauer haben es im Moment wirklich nicht leicht. Sie sind weiterhin durch den Dieselskandal belastet, die EU beschließt schärfere CO2-Grenzwerte für Neuwagen und in China zeigt sich der Automarkt äußerst schwach. Man ist hier also gut beraten, aktiv zu bleiben, um auf gar keinen Fall neue Ideen zu verschlafen. Das hat auch Daimler (WKN:710000) erkannt und setzt mit Autonomous voll auf den Trend vom autonomen Fahren.
Daimler als innovativer Vorreiter Drive-Pilot, Intelligent-Drive und Highway-Pilot. Dies sind nur drei Beispiele einer Palette von Bausteinen, die Daimler unter dem Namen Autonomous zusammenfasst. Autonomous steht bei dem Konzern als Überbegriff für alle Projekte rund um das autonome Fahren. Aber bis Autos tatsächlich komplett fahrerlos unterwegs sind, wird es wohl noch eine Weile dauern. Die ersten Vorläufer des autonomen Fahrens gibt es ja teilweise schon seit Jahrzehnten. Denken wir nur mal an Antiblockiersysteme oder das Elektronische Stabilitäts-Programm (ESP). Dann kamen Kollisionswarnsysteme und die automatische Notbremsung als weitere Meilensteine dazu.
Aber ab jetzt wird bei Daimler auf höheren Ebenen gearbeitet. Es geht hierbei um sogenannte Level-3-Fahrzeuge. Sie stellen die nächste Stufe der Automatisierung dar. Dabei gibt der Fahrer nur zeitweise die Kontrolle über das Fahrzeug ab. Bei langweiligen und zugleich anstrengenden Fahrsituationen wie zum Beispiel beim Stop-and-go auf Autobahnen kann hier der Fahrer entlastet werden. Er könnte sich dann sogar anderen Dingen widmen. Beispielsweise E-Mails bearbeiten oder Filme schauen. Laut Daimler ist man bei den ersten Level-3-fähigen Fahrzeugen schon sehr weit in der Serienentwicklung fortgeschritten.
Aber es geht noch weiter. Daimler arbeitet aktuell gleichzeitig an Level-4– und Level-5-Systemen. Diese sind technologisch noch sehr viel anspruchsvoller, denn sie müssen dann alle Situationen beherrschen. Und zwar auch ohne Fahrer. Auch hier ist man schon gut vorangekommen. Bereits im Jahr 2017 hat man dazu eine Kooperation mit Bosch gestartet. Und zwar mit dem Ziel, bereits in den frühen 2020er-Jahren fahrerlose Robotertaxis auf die Straße zu bringen. Dadurch könnten sich Mobilitätsservices und ihre Nutzung dramatisch verändern.
Dies alles klingt natürlich sehr vielversprechend für Daimler. Man hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt und will diese auch erreichen. Der Leiter des Centers Automatisiertes Fahren und Aktive Sicherheit Dr. Michael E. Hafner sagt dazu: „Ich bin sicher, dass autonomes Fahren weit schneller Alltag wird, als die meisten vermuten. Wir werden jedenfalls alles dafür tun, dass sich Menschen auch in einem automatisierten oder autonom fahrenden Mercedes absolut sicher fühlen können.“
Die Daimler-Aktie reflektiert die Zukunft noch nicht Seit Anfang des Jahres befindet sich die Daimler-Aktie wieder in einer leichten Aufwärtsbewegung. Doch muss man auch bedenken, dass es im Vorjahr nicht sehr geruhsam zuging. Nicht nur die Daimler-Papiere verloren massiv an Wert, auch die Aktien von BMW (WKN:519000) und Volkswagen (DE:VOWG_p) (WKN:766403) mussten Verluste hinnehmen. Es gab viele negative Schlagzeilen und irgendwie wurde das Gefühl verbreitet, dass den deutschen Automobilfirmen nicht mehr allzu viel zuzutrauen ist.
Ich bin da anderer Meinung. Wenn man sieht, wie sich gerade auch Daimler hier absolut zukunftsorientiert und gradlinig den Weg freimacht, um eine Führungsrolle im Bereich des autonomen Fahrens zu erlangen, dann sollte man die deutschen Autobauer vielleicht doch nicht so schnell abschreiben. Das Blatt am internationalen Automarkt kann sich schnell wenden. Und dann könnte Daimler von seinem Know-how und Fahrzeugen, die auf dem neuesten Stand der Technik sind, extrem profitieren.
Im Moment sieht man der Daimler-Aktie allerdings nichts dergleichen an. Sie notiert mit 55,01 Euro (02.04.2019) derzeit 21 % unter ihrem 52-Wochen-Hoch. Doch das bietet durchaus auch Chancen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 6,64 ist sie günstig bewertet. Und auch mit ihrer Dividendenrendite von 5,91 % kommt die Aktie sehr attraktiv daher. Sollten demnächst wieder die positiven Nachrichten überwiegen und die Anleger erneut Vertrauen in die deutschen Automobilwerte fassen, dann könnte, basierend auf den guten Zukunftsaussichten, die Aktie von Daimler auch wieder Fahrt aufnehmen.
Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt BMW und Daimler.
Motley Fool Deutschland 2019