Ankara/Washington, 16. Okt (Reuters) - Das türkische Außenministerium bereitet nach US-Sanktionen wegen der Offensive in Nordsyrien Vergeltungsmaßnahmen gegen die USA vor. Das teilte der Sprecher des Präsidentenamtes, Ibrahim Kalin, am Mittwoch in Ankara mit. Zudem sei den USA in aller Klarheit mitgeteilt worden, dass es in Nordsyrien keine Feuerpause geben und dass die Türkei nicht mit kurdischen Milizen verhandeln werde. In Washington erklärte US-Präsident Donald Trump, das Problem werde hoffentlich zwischen Syrien und der Türkei gelöst. Gleichzeitig erneuerte er die Drohung vernichtender Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei, sollte sie ihren Feldzug nicht stoppen.
Trump hatte nach massiver Kritik am Abzug der US-Truppen aus Nordsyrien am Montag Sanktionen gegen die Türkei erlassen und eine sofortige Feuerpause verlangt. Am Donnerstag wollen sein Stellvertreter Mike Pence und Außenminister Mike Pompeo in Ankara Präsident Recep Tayyip Erdogan zu Zugeständnissen bewegen. Auch Partei-Freunde werfen Trump vor, die mit den USA verbündeten kurdischen Milizen verraten und Syrien dem Einfluss Russlands und des Iran überlassen zu haben.
Erdogan hatte nach einem Telefonat der mit Trump und dem Abzug der US-Truppen die Offensive gegen die Kurdengebiete in Nordsyrien gestartet. Er will dort eine Sicherheitszone einrichten und Flüchtlinge ansiedeln. Zudem will er die kurdische Miliz YPG, die er als terroristisch wertet, aus der Region vertreiben. Angesichts der türkischen Übermacht haben die Kurden den syrischen Präsidenten Baschar al Assad um Hilfe gebeten. Mittlerweile hat die syrische Armee mit Hilfe Russland in Teilen der Kurdengebiete Stellung bezogen, darunter in der Stadt Kobani.
In Washington erklärte Trump, die türkische Offensive habe ihn nicht überrascht. Für ihn gehe es allein um die Frage, warum amerikanische Soldaten das syrische Land verteidigen sollten. Trump hatte im Wahlkampf damit geworben, US-Soldaten aus Krisengebieten abzuziehen. Weiter erklärte der US-Präsident, es sei gut, wenn nun Russland den Kurden helfen würde. Gleichzeitig warnte Trump vor der in der Türkei aktiven kurdischen Arbeiterpartei PKK: Die PKK sei schlimmer als die Extremistengruppe Islamischer Staat.