Viele "Stay at Home-Aktien" haben die jüngsten Korrektur am Gesamtmarkt mitgemacht. Technologieaktien, die zu den Gewinnern der Corona-Krise zählen, mussten in den vergangenen Wochen schwere Verluste hinnehmen. Einige Marktteilnehmer hat die jüngste Börsenkorrektur verunsichert. Schließlich ist es unmöglich zu wissen, ob es sich bei dem Pullback um kurzfristige Gewinnmitnahmen handelt oder um den Beginn einer tiefgreifenderen Korrektur, die bis weit in das Schlussquartal des laufenden Jahres hineinreicht.
Solche Marktkorrekturen bieten jedoch auch eine exzellente Gelegenheit, hochwertige Aktien und Fonds zu niedrigeren Preisen zu kaufen. Heute stellen wir zwei Mitglieder aus dem britischen FTSE 100 vor, die Langzeitinvestoren auf dem Schirm behalten sollten.
Sage
Das Softwareunternehmen Sage Group (LON:SGE) (OTC:SGPYY) ist seit fast vier Jahrzehnten im Geschäft. Das Unternehmen ist einer der weltweit führenden Anbieter von Auftragsbearbeitung, Buchhaltung und Warenwirtschaft für Gründer, kleine und wachsende Unternehmen. Sage kommt weltweit auf mehr als 6 Millionen Kunden.
37% der Kunden kommen aus den USA. Danach folgen Mittel- und Südeuropa (32%). Das Vereinigte Königreich und Irland erwirtschaften den größten Teil ihrer Einkünfte aus Nordeuropa (21%). Auf den Rest der Welt entfallen etwa 10% der Umsätze.
Wir glauben, dass seine Softwareprodukte dem Unternehmen Sage einen starken Wettbewerbsvorteil bieten. Erstens stammen etwa 90% der Erlöse aus wiederkehrenden Einkünften, einschließlich Software-Abonnements und anderen laufenden Erträgen (d.h. Wartung und Support von On-Plan-Kunden).
Analysten und Investoren lieben in der Regel Geschäftsmodelle mit wiederkehrenden Umsätzen, da sie relativ stabile und vorhersehbare Cash-Flows bedeuten. Unternehmen haben es auch leichter, Investitionen zu planen und zu tätigen.
Zweitens ändern nicht viele Unternehmen ihre Buchhaltungs- und Unternehmenssoftware. Der Wechsel zu einem neuen Anbieter kann sich als kompliziert und schwierig erweisen. Anfang Sommer lieferte die Gruppe ein robustes Geschäftsupdate für die neun Monate, die am 30. Juni endeten. Die wiederkehrenden Umsätze stiegen um 9,0% auf 1,25 Milliarden Pfund (etwa 1,6 Milliarden US-Dollar). Grund dafür war das Wachstum der Software-Abonnements um 22,6%. Das Unternehmen forcierte die Verlagerung der Kunden in die Cloud.
Das Management zeigte sich auch mit dem Niveau der Barmittel und der verfügbaren Liquidität in Höhe von 1,2 Milliarden Pfund (oder 1,55 Milliarden US-Dollar) zufrieden. Die Nettoverschuldung betrug 226 Millionen Pfund (291 Millionen US-Dollar). Insgesamt ist die Bilanz stark.
Die Aktie schloss gestern bei 727 Pence (37,99 US-Dollar in den USA). Sage bietet seinen Aktionären eine Dividendenrendite von etwa 2,2%. In diesem Jahr ist die Aktie bisher um mehr als 3% gefallen. Ihr Comeback seit den Tiefstständen im März ist jedoch vielversprechend.
Seit Ende August sind ihre Aktien jedoch unter Druck geraten. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25,77 und das Kurs-Buch-Verhältnis von 4,09 sowie die kurzfristige technische Ausgangslage deuten darauf hin, dass Marktteilnehmer derzeit Gewinne vom Tisch nehmen.
Angesichts der Schwäche der Tech-Aktien könnten die Sage-Aktien um weitere 5% bis 7% fallen. Sollte ein solches Szenario eintreten, wäre dies ein geeigneter Einstiegspunkt für Langzeitinvestoren. Wir erwarten, dass das Unternehmen auch in seinem nunmehr fünften Jahrzehnt stark wachsen wird.
Just Eat Takeaway.com
Just Eat Takeaway (LON:JETJ) (OTC:TKAYF) ist ein weiteres Mitglied aus dem FTSE 100, das im Jahr 2020 ein robustes Wachstum erfährt. Das Unternehmen ist ein Onlineanbieter von Lieferdienstleistungen für Gastronomien. Kunden bestellen online bei Restaurants Speisen und andere Lebensmittel, die dann direkt an ihre Adresse geliefert werden.
Wie viele vergleichbare Unternehmen weltweit hat Just Eat aufgrund der Pandemie von einem erhöhten Nahrungsmittelkonsum in den eigenen vier Wänden profitiert. Dank seines Hauptsitzes in den Niederlanden ist das Unternehmen auch in Europa stark vertreten.
Mitte August veröffentlichte das Unternehmen die Halbjahresergebnisse 2020. Besonders gut schnitten dabei die Niederlassungen in Großbritannien, Deutschland, Kanada, den Niederlanden, Australien und Brasilien ab. Insgesamt wickelte das Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 257 Millionen Aufträge ab. Dies entspricht einem Anstieg von 32% im Vergleich zum Vorjahr.
"Just Eat Takeaway.com kann von anhaltendem Rückenwind profitieren", sagte CEO Jitse Groen. "Wir sind überzeugt, dass unser Auftragswachstum für den Rest des Jahres stark bleiben wird".
Das Management plant, die vielversprechenden Zahlen zu nutzen und das Wachstum voranzutreiben. Die Gruppe will auch Grubhub Inc (NYSE:GRUB) in einer reinen Transaktionen auf Aktienbasis erwerben. Das daraus entstehende Unternehmen wird, gemessen am Bruttowarenwert (GMV) und am Umsatz, zum weltweit größten Online-Lieferunternehmen für Lebensmittel außerhalb Chinas werden. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden.
Seit Jahresbeginn ist die Aktie um etwa 10% gestiegen. Sie schloss gestern bei 8.350 Pence (119,40 US-Dollar in den USA). Infolgedessen ist die aktuelle Bewertung hoch, selbst für ein Wachstumsunternehmen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (P/E) und das Kurs-Buch-Verhältnis (P/B) liegen bei 85,47 bzw. 9,63. Der derzeitige Rückgang der Tech-Aktien wird möglicherweise auch die JET-Aktie weiter unter Druck setzen.
Da wir glauben, dass die Nachfrage nach Online-Lieferdiensten auch im Herbst hoch bleiben wird, sollte ein Rückgang der JET-Aktien um 7% bis 10% ausreichen, um einen Einstieg zu wagen.