Die Inflation befindet sich auf dem höchsten Stand seit vier Jahrzehnten, weshalb sich die Anleger in der vor uns liegenden, wegen des Martin-Luther-King-Jr.-Feiertags verkürzten Handelswoche voll und ganz auf die Veröffentlichung der Firmenbilanzen konzentrieren werden. Da zahlreiche Unternehmen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Materialien und Arbeitskräften haben, was einer der Gründe für den Preisanstieg ist, könnte es in der Q4-Berichtssaison sowohl negative als auch positive Überraschungen geben.
Angesichts der Rotation zu Substanzwerten in diesem Jahr dürften sowohl Rohstoff- als auch Industriewerte eine starke Performance zeigen. Den Prognosen der Analysten zufolge sollen die Gewinne im Rohstoffsektor um 62 % und in der Industrie um 52 % steigen, während wachstumsstarke Technologiewerte es schwer haben dürften, die bereits hohen Gewinnerwartungen zu schlagen.
Die Gewinnschätzungen für zyklische Unternehmen sind seit September um 9,5 % gestiegen, die für den Technologiesektor hingegen um 1,6 % gesunken, wie aus einem CNBC-Bericht hervorgeht. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf drei Aktien aus unterschiedlichen Sektoren, die wir im Rahmen der Berichtssaison für das vierte Quartal im Auge behalten:
1. Netflix
Der Streaming-Entertainment-Riese Netflix (NASDAQ:NFLX) meldet seine Q4-Ergebnisse am Donnerstag, den 20. Januar, nach Börsenschluss. Analysten erwarten einen Gewinn von 0,8454 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 7,71 Milliarden Dollar.
Seit ihrem Rekordhoch am 11. November steht die Netflix-Aktie unter Druck. Sorgen bereitet den Anlegern vor allem der wachsende Wettbewerb und das geringe Abonnentenwachstum, die sich negativ auf die Gewinnspannen auswirken könnten. Um dem schleppenden Wachstum entgegenzuwirken, nachdem das Unternehmen während der Pandemie starke Abonnentenzuwächse verzeichnet hatte, erhöhte Netflix letzte Woche die Preise für seine monatlichen Abo-Pakete für den US-Markt.
Die auf der Netflix-Website mitgeteilten Änderungen reichen von einer Erhöhung um 1 Dollar für den Basisplan, mit dem nur ein User zur gleichen Zeit streamen kann, bis zu einer Erhöhung um 2 Dollar für den Premiumdienst, der neben ultrahochauflösendem Streaming auch vier Geräte gleichzeitig bietet. Der Standardtarif kostet in den USA jetzt 15,49 Dollar, eine Preiserhöhung um 1,50 Dollar.
Die Netflix-Aktien schlossen am Freitag bei 525,69 Dollar und fielen damit in den letzten drei Monaten um rund 20 %.
2. Procter & Gamble
Der Konsumgüterriese Procter & Gamble (NYSE:PG) legt am Mittwoch, dem 19. Januar, vor Börseneröffnung seine Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2022 vor. Bei einem Umsatz von 20,34 Milliarden Dollar wird im Konsens ein Gewinn je Aktie von 1,66 Dollar erwartet.
Der Hersteller von Downy-Weichspüler, Puffs-Kosmetiktüchern und Luvs-Windeln ist eines der Unternehmen, denen die höhere Inflation und Lieferengpässe zu schaffen machen. Der in Cincinnati, Ohio, ansässige Konzern teilte den Investoren im Oktober mit, dass er in diesem Geschäftsjahr aufgrund erhöhter Rohstoff- und Frachtkosten mit Kosten in Höhe von 2,3 Milliarden Dollar nach Steuern rechnet - ein Anstieg gegenüber der vorherigen Schätzung von 1,9 Milliarden Dollar.
Die P&G-Aktie schloss am Freitag bei 159,81 Dollar, ein Minus von 2 % im bisherigen Jahresverlauf. Die Aktie hatte im Jahr 2021 um etwa 19 % zugelegt und profitierte dabei von der erhöhten Nachfrage nach Haushaltsartikeln während der Pandemie. Die steigenden Kosten für Chemikalien, Zellstoff und Diesel belasten jedoch die Gewinnspannen zu einer Zeit, in der sich der Transport von Gütern durch den Fahrermangel zusätzlich verteuert.
3. Schlumberger
Vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage auf dem Ölmarkt nach dem pandemie-bedingten Einbruch könnte der Öl- und Gas-Dienstleister Schlumberger (NYSE:SLB) am Freitag, den 21. Januar, vor Börsenbeginn robuste Q4-Ergebnisse vorlegen.
Analysten erwarten, dass das in Houston ansässige Unternehmen bei einem Umsatz von 6 Milliarden Dollar einen Gewinn von 0,39 Dollar je Aktie erzielt hat. Als deutlichen Vertrauensbeweis dafür, dass das Schlimmste überstanden ist, haben die Anleger die Schlumberger-Aktie von ihrem Dezembertief um rund 33 % steigen lassen.
Unterstützt wird diese Rallye durch die hohe Nachfrage nach Energieprodukten infolge des Pandemieschocks, der Schlumberger zu einer drastischen Umstrukturierung seines Geschäfts zwang.
Schlumberger ist in mehr als 120 Ländern tätig und bietet der Öl- und Gasindustrie das umfassendste Angebot an Produkten und Dienstleistungen, angefangen von der Exploration bis hin zur Produktion. Die Aktien schlossen am Freitag mit 37,81 Dollar und legten im Tagesverlauf um mehr als 4 % zu.