Mit hochkochenden politischen Spannungen, einer nahende Frist bis zu den Iran-Sanktionen und generellen Produktionsproblemen, es gibt keinen Mangel an möglichen Triebkräften, die man für die jüngste Eskalation der Volatilität am Ölmarkt verantwortlich machen kann.
Allerdings, wie schon früher hier ausgeführt, viel von der jüngsten Aktivität ist das direkte Ergebnis von Angst und Spekulation. Wie sich herausstellt, sieht die Realität eher anders als das derzeitige Erklärungsmuster am Markt aus. Unten haben wir vier Fakten aufgeführt, die Ängste abbauen und zumindest die wildesten Spekulationen über eine mögliche Knappheit aus der Welt schaffen sollten.
1. US-Ölförderung erreicht neue Produktionsrekorde
Die US-Ölindustrie zeigt sich robuster als erwartet. Die EIA sagt nunmehr voraus, dass die Schieferölproduktion im November um 98.000 Fass am Tag steigen wird. Sie hob zudem ihren Ausblick für die US-Ölproduktion in 2019 um 300.000 Fass am Tag auf 11,8 Mio Fass am Tag an. Diese Änderungen sind das Ergebnis höherer Produktionssteigerungen, die im Juli in Texas und Norddakota registriert worden waren.
Trotz der Berichte im Juni, dass ein Mangel an Infrastruktur die Schieferölproduktion begrenzen würde, haben die Ölfirmen solche Erwartungen geschlagen. Unerwartet hohe Ölpreise haben es den Produzenten ermöglicht, Bohrplattformen in Gebiete mit mehr Pipelines zu verlegen und mehr Geld für alternative Transportmöglichkeiten auszugeben.
2. US-Ölexporte erholten sich schnell
Seit einiger Zeit mittlerweile, wundern sich Händler und die Ölindustrie, wann Amerikas andauernder Handelskonflikt mit China die Importe an US-Rohöl des asiatischen Landes beeinträchtigen würde. Im August war es dann so weit, als China seine Import aus den USA von 384.000 USD auf null senkte. Beraubt der Käufe aus China, erlitten die US-Ölexporteure in jenem Monat einen herben Rückschlag.
Die amerikanischen Firmen fanden aber schnell neue Kunden für ihr Rohöl und die Exporte sind im September fast wieder auf altem Niveau angelangt. Öl aus den Staaten ist attraktiver geworden, da WTI mit einem erheblichen Preisabschlag gegenüber Brent gehandelt wird. Das hat den US-Erzeugern auch dabei geholfen, internationale Kunden außerhalb Chinas zu finden.
3. Iranische Ölexporte bleiben robust
Die allgemeine Ansicht zurück im August war, dass die iranischen Ölexporte stark rückläufig sind, als die Kunden des Irans ihre Ölkäufe zurückfuhren, als Vorbereitung auf die neue Runde von US-Sanktionen, die am 4. November losgehen wird. Wie es scheint, kann man davon nicht mehr sprechen. Wir haben mittlerweile den halben Oktober hinter uns und die iranischen Ölexporte sind robust geblieben. TankerTrackers.com berichtete, dass der Iran in den ersten beiden Oktoberwochen 2,2 Mio Fass Öl am Tag exportiert hat, was eine Zunahme um fast 200.000 Fass am Tag gegenüber September darstellt.
Das ist nicht, was die US-Politiker wollten, nur 2½ Wochen bevor die Sanktionen in Kraft treten. Die Kunden des Irans sollten ihre Käufe an iranischem Öl senken und nicht erhöhen. Offiziell bleiben die Vereinigten Staaten festgelegt auf das Ziel, die iranischen Exporte in den Markt auf “null” zu senken, aber es scheint unwahrscheinlich, dass die Amerikaner das schaffen werden.
4. Internationale Spannungen beeinflussen die Ölpreise nicht
Die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien sind wegen des Verschwindens des saudischen Journalisten und Aktivisten Jamal Khashoggi erheblich gestiegen. US-Abgeordnete haben Sanktionen gegen das Königreich als eine Möglichkeit diskutiert und die Saudis beantworteten dies mit der Drohung die Ölexporte in die USA einzustellen oder ihre Förderung zu senken und die Ölpreise hochschießen zu lassen.
Typischerweise würden internationale Spannungen dieser Art zu einer Preisexplosion am Ölmarkt führen. Abgesehen von einem kurzen Anstieg der Ölfutures in der Nacht vom Sonntag haben die Märkte im wesentlichen die saudisch-amerikanischen Auseinandersetzungen ignoriert. Marktbeobachter fielen nicht auf Saudi-Arabiens leere Drohungen herein und die Ölpreise sind im Gegenteil in dieser Woche bisher gesunken, da die Lager voller werden.