Der Artikel wurde im Englischen am 11.10.17 veröffentlicht.
Nach einem schleppenden Wochenbeginn, vor allem aufgrund des Columbus Day in den USA, bewegen sich die Ölpreise wieder. WTI begann die Woche mit einem Sprung über 50 $ pro Barrel und erreichte sogar 51 $ pro Barrel, bevor es wieder leicht abstieg. Der wahrscheinliche Grund sind die neuen Entwicklungen in Saudi-Arabien und der OPEC.
Am Montag verkündete Saudi Aramco, dass es seine Lieferungen an Kunden im November um 500.000 bpd reduzieren wird. Und das vor dem Hintergrund einer starken Nachfrage nach saudischem Öl (über 7,711 Mio. bpd). Das sind bullishe Neuigkeiten für Ölpreise. Die Produktion in Saudi-Arabien wird im November wahrscheinlich ebenfalls gedrosselt, weil das Königreich in den kühleren Wintermonaten nicht mehr so viel Öl zur Energieerzeugung benötigen wird.
Daneben feierte das Unternehmen auch die Eröffnung eines neuen Büros in Indien. Der CEO von Aramco Amin Nasser äußerte sich positiv über die neuen Investitionsmöglichkeiten für sein Unternehmen in dem wachsenden Ölmarkt des Landes. Indien weise alle Anzeichen einer florierenden Wirtschaft auf, die sich ständig weiterentwickele. Dieser Markt stelle inzwischen keine Option, sondern eine Priorität für Investitionen dar. Die indische Regierung begrüßte Aramcos Pläne für eine „Megainvestition“ im Land, obwohl sie kurz zuvor verkündet hatte, bis 2030 den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren in Indien einzustellen. Aramco scheint von der Zukunft von Elektrofahrzeugen nicht überzeugt zu sein. Seine Nachfrageprognosen für Indien gehen bis 2040 von 10 Mio. bpd aus.
Obwohl das nächste offizielle Treffen der OPEC erst im November stattfindet, senden die Redensführer der Organisation bereits Signale aus, dass die Produktionskürzungen bis in das zweite Quartal 2018 fortgesetzt werden. Der saudische Ölminister Khalid al Falih sagte am 8. Oktober, dass er mit dem Fortschritt, den das Abkommen über Produktionskürzungen bislang erreicht hat, „zufrieden“ sei, aber “die Augen weiter auf der Straße und die Hände am Lenkrad behalten werden sollten.”
Generalsekretär der OPEC Mohammad Barkindo wurde noch deutlicher. Am Sonntag erklärte er gegenüber der Presse, dass „außerordentliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um diese Entwicklung in kommenden Jahr fortsetzen zu können.“ Es bleibt abzuwarten, ob dies die Aufhebung des Sonderstatus für Libyen und Nigeria, verstärkter Druck auf Irak oder die Einladung weiterer Produzenten zum Abkommen bedeutet.
Vor dem Hintergrund der zahlreichen Signale für eine Verlängerung der Produktionskürzungen über März 2018 hinaus könnte die OPEC im November in eine Zwickmühle geraten. Die Organisation riskiert, die Situation vom Mai 2017 zu wiederholen. Damals machte die OPEC bereits lange im Vorfeld der Maisitzung deutlich, dass die Produktionskürzungen bis 2018 verlängert werden. Allerdings wurde da bereits teilweise darauf spekuliert, dass die Produzenten tiefere Produktionseinschnitte beschließen werden. Nachdem diese Hoffnungen nach der Sitzung enttäuscht wurden, fielen die Preise trotz einer Fortsetzung des Abkommens.
Bislang reagiert der Markt bullish, aber bis November ist es noch ein langer Weg.