Mit dem Ende des Monats August verlangsamt sich in der Regel die Geschäfts- und Investitionswelt, während Investoren und Händler ihre Sommerferien nehmen. Aufgrund der geringeren Hintergrundgeräusche von den Märkten ist dies eine gute Zeit, um Handelsstrategien zu beurteilen.
Hier sind fünf verschiedene Informationsquellen, auf die sich Ölhändler verlassen, um Entscheidungen zu treffen und Investitionspläne zu entwerfen - zusammen mit einer Aufschlüsselung, wie sie die gezogenen Erkenntnisse heute nutzen.
1. Aktuelle Fundamentaldaten
Informationen zu den Fundamentaldaten des Ölmarktes, wie die aktuelle Produktion und die Nachfrage, können zu einem gegebenen Zeitpunkt ein gutes Gesamtbild des Ölmarktes liefern. Die Quellen hierfür sind jedoch unterschiedlich, wobei einige genauer und zeitnaher sind als andere.
Beispielsweise gibt die US-Energieinformationsagentur (EIA) jede Woche den Petroleum Status Report mit Daten zur US-Ölförderung heraus, sowie Zahlen zu Vorräten, Ölexporten, Ölimporten und -verbrauch. Das American Petroleum Institute (API) bietet eine Vorschau auf diese Informationen vor Erscheinen des EIA-Berichts und erstellt auch monatliche statistische Berichte zu Produktion, Verbrauch und einer Vielzahl anderer Indikatoren. Die Internationale Energieagentur (IEA) gibt jeden Monat einen Ölmarktreport heraus, der vollgepackt ist mit Informationen zur Ölversorgung und zu den Lagerbeständen in den Mitgliederstaaten der IEA. Die OPEC verbreitetet ihrerseits einen monatlichen Ölmarktreport mit Produktionsdaten ihrer Mitglieder sowie Prognosen für die Nachfrage.
Gestern zeigte zum Beispiel der Report der EIA eine Zunahme der Benzinvorräte. Das schickte sofort den Preis von WTI Öl nach unten.
Der Rückgang betrug etwas weniger als 1%, bevor der Preis kurz darauf wieder stieg. Andere wichtige Informationsquellen, die bei der Entscheidungsfindung über die allgemeine Entwicklung der Ölnachfrage hilfreich sein können, sind die weltweite Wirtschaftslage, Produktionsdaten und die Verbrauchernachfrage. In den USA veröffentlicht AAA beispielsweise Daten zum Fahrverhalten, zum Benzinverbrauch und vieles mehr.
2. Rohstoffexperten
Verschiedene Banken, Rundbriefe, wie zum Beispiel EnergyIntelligence, und Prognosen in wichtigen Finanzpublikationen geben Zugang zu Analysen von Rohstoffexperten. Viele davon enthalten auch die Ansichten der Autoren darüber, wohin die Ölpreise gehen werden.
Diese Kommentare können sich auf Kurz- oder Langzeitprognosen konzentrieren. Vor ungefähr 15 Jahren wurde es für Langzeitprognostiker populär, über Peak Oil zu reden, was bedeutete, dass der Welt das Öl ausgeht. Jetzt ist es bei vielen Langzeitprognostikern angesagt, eine Gipfelbildung bei der Nachfrage (Peak Demand) herbeizureden, was bedeutet, dass die Ölnachfrage unweigerlich fallen zurückgehen wird.
3. Meinungen von angesehenen Kollegen
Ein Netzwerk von Kollegen und Bekannten, die Ideen austauschen, ist essentiell und kann Händlern echte Vorteile bringen. Natürlich behalten einige Händler ihre Ideen für sich und behandeln sie wie Betriebsgeheimnisse. Aber andere teilen gerne ihre Einsichten, besonders wenn Gedanken in beide Richtungen fließen. Einige Online-Message-Boards helfen dabei, dies zu vereinfachen, insbesondere in der großen Gruppe der unabhängigen Händler, aber Twitter ist für Händler zu einem wichtigen Ort geworden, um sich mit anderen auszutauschen. Es liegt an jedem Einzelnen, zu bestimmen, wen er am meisten respektiert und wer die besten Ideen hat.
4. Berichte von Drittanbietern, die Trends beleuchten
Diese bieten Händlern häufig einen detaillierten Einblick in ein bestimmtes Thema, das sich kurzfristig auf den Ölmarkt auswirken kann, oder sie bieten Informationen zu laufenden Trends, die für den längerfristigen Handel nützlich sind. Zum Beispiel gibt es mehrere Unternehmen, die die Bewegung von Öltankern auf der ganzen Welt abbilden. Informationen von diesen Diensten können Exporte aufdecken, die an keiner anderen Stelle gemeldet werden. Detaillierte Wetterberichte, z. B. von Marcus Weather können Händlern helfen, die Möglichkeit von Naturkatastrophen oder sich ändernden Temperaturen einzuschätzen. Beispielsweise können Hurrikane im Golf von Mexiko die Produktion gefährden und besonders hohe Temperaturen in Saudi-Arabien können den heimischen Ölbedarf dieses Landes erhöhen. Das Vorhersagen eines vorübergehenden Produktionsausfalls oder eines vorübergehenden Transportengpasses aufgrund eines Wetterereignisses kann im Kurzzeithandel sehr nützlich sein.
Bislang hatten diesem Sommer Wetterereignisse kaum einen Einfluss auf den Ölpreis. Allerdings beobachten viele Leute die Öltanker, die aus dem Iran kommen, sowie diejenigen in der Straße von Hormus, um Hinweise darauf zu erhalten, wohin sich der Sanktionskonflikt mit dem Iran entwickeln wird.
5. Geopolitik und Nachrichten, die Produktion und Transport beeinträchtigen
Da Öl immer mehr in das moderne Leben einbezogen ist, wird es zusehends von der Geopolitik beeinflusst. Die Händler haben oft alles im Blick: von den Handelsverhandlungen zwischen den USA und China über die Krise in Venezuela, zu den Sanktionen gegen den Iran und dem Tango zwischen Russland und der OPEC, die politischen Auseinandersetzungen um Pipelines in Kanada und den USA bis hin zur Forderung nach grüner Technologie und umweltfreundliche Politik. All dies und mehr spielt eine Rolle bei der Bewegung der Ölpreise. Zu verschiedenen Zeiten bestimmen jeweils andere politische und geopolitische Fragen das Bild.
Dezeit sind kurzfristig die Verhandlungen zwischen Amerikanern und Chinesen sowie das Potenzial für eine globale Rezession die wichtigsten Fragen. Einige sagen, dass auf lange Sicht die Umweltpolitik das wichtigste Thema sein wird, obwohl Ingenieure und Erfinder zuerst die Technologien finden müssen, um Öl zu ersetzen.
Welche Quellen finden Sie am nützlichsten? Wie bewerten Sie die Informationen, die Sie für Entscheidungen am Ölmarkt nutzen? Und haben Sie noch andere tolle Ideen? Bitte nennen Sie Ihre bevorzugten Informationsquellen in den Kommentaren.