Die jüngste Aufwärtsbewegung im DAX – 5 Handelstage in Folge steil aufwärts – sowie die dauerhafte und scheinbar nicht enden wollende Rally beim Nasdaq 100 beobachte ich derzeit fasziniert mit Staunen und kopfschüttelnd. Und bei der Frage, wann es auch mal wieder zu einer längeren Phase abwärts laufender Kurse kommen könnte, bin ich heute mal wieder auf die Saisonalität gestoßen.
Nasdaq Composite hält sich an den saisonalen Verlauf
Als erstes habe ich auf seasonalcharts.de den folgenden Chart des Nasdaq Composite gefunden.
Wow! Ein starker Kursanstieg der Technologiewerte von Jahresbeginn bis Mitte Juli ist also gar keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Und es ist verblüffend, wie genau sich der Index auch im laufenden Jahr an seinen durchschnittlichen Verlauf gehalten hat.
Vor allem der Jahresstart verlief sehr dynamisch. Bis in den April hinein war es dann etwas holpriger, letztlich aber nur mit kurzer Schwächephase. Dann ging es wieder ganz typisch dynamisch nach oben, bis zu einer kleinen Konsolidierung in Form eines aufsteigenden Dreiecks. Und nun ist kürzlich der Ausbruch nach oben erfolgt, der gemäß der Saisonalität zu erwarten war. Endet dieser nun in eine Trendwende mit einer schwächeren Marktphase bis Ende Oktober?
Natürlich kann Ihnen diese Frage niemand mit Sicherheit beantworten.
Auch der Dow Jones erreicht Mitte Juli regelmäßig ein Hoch
Aber ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Kursverlauf des Dow Jones in US-Vorwahljahren, den ich zuletzt erst am 29. Juni besprochen hatte (siehe „Wann schlagen die Leitzinsen auf den Arbeitsmarkt durch?“), als ich auf einen bullishen Börsenmonat Juli hinwies.
Auch hier wird regelmäßig ein Hoch Mitte Juli erreicht. Jetzt weise ich also auf eine möglicherweise schwache zweite Juli-Hälfte hin.
Wird beim DAX die Konsolidierung fortgesetzt und ausgeweitet?
Und diese erwartet uns in US-Vorwahljahren auch im DAX, wie der folgende Chart zeigt.
Besprochen hatte ich diesen übrigens am 4. Mai (siehe „EZB und Fed liefern keine Überraschungen“), damals mit dem Hinweis, dass „die Aufwärtsdynamik im DAX in US-Vorwahljahren gegen Ende April regelmäßig“ abnimmt, „bevor die Aufwärtsbewegung eine Pause einlegt und die Kurse in sehr engen Bahnen seitwärts pendeln“. Wie wir heute wissen, läuft der DAX tatsächlich schon seit Mitte April seitwärts, anfangs in sehr engen Bahnen.
Was fehlt, sind die weiter steigenden Kurse bis Mitte Juli. Für diese ist es jetzt eigentlich zu spät. Aber wer weiß – womöglich setzt sich der aktuelle Aufwärtsimpuls noch bis auf ein neues Rekordhoch fort, bevor es vielleicht erst dann zu der von mir längst erwarteten größeren Korrektur kommt.
Fazit
Wenn jedenfalls bei 3 Aktienindizes zugleich Mitte Juli Hochs drohen – und wir heute den 15. Juli haben – dann werde bzw. bleibe ich vorsichtig. In der oben genannten Börse-Intern-Ausgabe vom 29. Juni hatte ich geschrieben, „dass ich mit meinen Warnungen des Öfteren früh dann bin“. Und ich bin bei meinen Börsenbriefen aus heutiger Sicht auch zu früh in Short-Positionen auf den Nasdaq 100 eingestiegen. Aber angesichts der heutigen Analyse der Saisonalität bleibe ich optimistisch, dass diese Positionen letztlich noch Gewinne einbringen werden.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus