Ölpreise obenauf - Opec wartet auf Trumps nächsten Zug

Veröffentlicht am 11.04.2019, 09:19
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31

Die Ölpreise steigen, mit WTI jetzt sicher über 60 USD das Fass und Brent mehr als 70 USD das Fass teuer. US-Präsident Donald Trump hat sein Missfallen an höheren Ölpreisen schon deutlich gemacht, aber seine Politik leistet einen bedeutenden Beitrag zum Anstieg der Preise: Die Ölsanktionen der USA gegen den Iran und Venezuela haben in erheblichem Umfang das Exportvolumen dieser Länder im Februar und März verringert.

Freiwillige Produktionssenkungen durch Saudi-Arabien und unfreiwillige durch Kasachstan haben im März ebenfalls eine bedeutende Menge an Öl aus dem Markt genommen und werden dies auch im April tun. Kämpfe in Libyen haben ebenfalls geholfen, die Preise in dieser Woche höher zu schieben, aber die Gewalttätigkeiten haben sich bislang nicht auf die Lieferungen ausgewirkt.

WTI, Brent Prices, Weekly

Wohin werden sich die Ölpreise in der zweiten Jahreshälfte von 2019 bewegen? Die Antwort liegt überwiegend bei der OPEC und der Trump-Administration.

Die Trump-Administration hat bislang noch keine Verlängerungen ihrer Sanktionsausnahmen für bestimmte Länder ausgegeben. Diese Freistellungen erlauben es jenen Ländern bestimmte Mengen iranischen Öls zu importieren, ohne in Konflikt mit den Sekundärsanktionen der USA zu geraten. Sollten alle bisherigen Ausnahmegenehmigungen um weitere sechs Monate verlängert werden, dann würden trotz der Sanktionen 1,5 bis 1,8 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) an iranischem Öl dem Markt erhalten bleiben.

Die Trump-Administration drängt auch Indien, seine Importe venezolanischen Öls zu stoppen, aber wie viel Öl Venezuela überhaupt an den Markt liefern kann, hängt auch vom Zustand der Ölanlagen des Landes und der Stabilität der Elektrizitätsversorgung ab.

Die OPEC und verbündete Länder haben entschieden abzuwarten, was die Trump-Administration zu den Ölsanktionen gegen den Iran entscheiden wird, bevor sie ihre Ölpolitik der zweiten Jahreshälfte ausarbeitet. Die OPEC, das von den Saudis angeführte Kartell aus 14 Öl exportierenden Ländern, hat eine für April angesetzte Sitzung abgesagt und will stattdessen bis zum regulären Treffen Ende Juni warten, was es ihm erlauben wird, auf Trumps Aktionen zu reagieren.

Die OPEC scheint ihr Festhalten an Produktionssenkungen zu überdenken, wahrscheinlich als Reaktion auf Trumps Politik. Im März hatten der saudische Ölminister Khalid al Falih und andere Interesse an einem Fortbestand der Vereinbarung zur Produktionsbeschränkung für den Rest des Jahres 2019 gezeigt. Er sagte damals, sehe keinen Grund die Vereinbarung zu beenden, und sehe vorher, dass die OPEC, “einfach weitermachen werde” im Hinblick auf die Produktion.

Jetzt das Brent die 70 Dollar überschritten hat und die Trump-Administration immer noch keine Anzeichen abgegeben hat, ob sie die Sanktionsausnahmen über den 4. Mai hinaus verlängern wird, senden die OPEC und Russland eine andere Botschaft. Am 8. April sagte al-Falih, dass es zu früh sei, um zu wissen, ob die Produktionsquoten verlängert werden sollen oder nicht. “Ich denke, der Mai wird entscheidend sein,” sagte er und deutete an, dass Trumps Entscheidung zu den Iran-Sanktionen für die Bestimmung der Produktionsmenge der OPEC wichtig sein wird.

Russland ist klar nicht mehr daran interessiert, die Produktion zu beschränken, insbesondere wenn andere Faktoren den Preis von Brent auf oder in der Nähe von 70 USD das Fass halten. Kirill Dmitriev, Kopf von Russland Investmentfonds und ein Unterstützer des Abkommens, sagte jüngst, dass das Umfeld vielleicht keine Fortsetzung der Produktionssenkungen mehr rechtfertigt. Vladimir Putin sagte, er wolle nicht, dass Öl zu teuer werde, da dies Russlands industrieller Entwicklung schaden würde. Putin sagte, ihm sei das gegenwärtige Preisniveau völlig recht.

Man sollte im Hinterkopf behalten, dass Russland in 2019 seine Produktion fast gar nicht gesenkt hat. Es hielt seine Produktionsziele für Februar oder März nicht ein. Der größte Ölproduzent der Welt, Russland, könnte sehr wohl eine Fortsetzung der Produktionssenkungen unterstützen, aber einfach seine eigenen Quoten nicht einhalten und damit von den Selbstbeschränkungen Saudi-Arabiens und anderer profitieren.

Letztlich könnte es den Saudis zukommen, die Russen vor eine Entscheidung zu stellen. Es ist zu früh, um sagen zu können, dass sich das Königreich auf eine solche Position zubewegt, aber al-Falih hat die Tür für eine Beendigung des Abkommens zur Produktionssenkung zwischen der OPEC und anderen Ölexporteuren aufgemacht.

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