Kupfer wird noch in diesem Quartal deutlich teurer – weil die Fed die Zinsen senkt und China die Konjunktur ankurbelt. Das meinen Fastmarkets-Analysten. Auch darüber hinaus ist die Prognose optimistisch, weil die Nachfrage aus dem Energiewendesektor deutlich steigt.
Analysten des Branchendienstes Fastmarkets rechnen für das vierte Quartal mit einem durchschnittlichen Kupferpreis von 10.265 USD pro Tonne. Aktuell notiert der Kupferpreis bei knapp 9.600 USD.
Um das Kursziel für den Quartalsdurchschnitt zu erreichen, ist somit ein schneller und deutlicher Anstieg des Preises erforderlich. Auch ein neues Allzeithoch könnte markiert werden, sollten die Prognosen eintreffen.
Kupferpreise im vierten Quartal unter "Aufwärtsdruck"
"Im vierten Quartal 2024 dürften die Kupferpreise einem Aufwärtsdruck ausgesetzt sein", heißt es in einem Bericht der beiden Analysten Boris Mikanikrezai und Andrew Cole.
Als Gründe werden die Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve, das jüngst angekündigt Konjunkturprogramm in China, positive Saisonalitäten und spekulative Positionierung angeführt.
Auch "straffere Marktgrundlagen" – gemeint sind erweiterte Kürzungen der Schmelzproduktion sowie eine Erholung der physischen Nachfrage in China – sollen zu steigenden Kupferpreisen führen.
Chinas Konjunkturprogramm als Nachfragetreiber: Das im September angekündigte Paket sieht eine Liquiditätsspritze in Höhe von rund 560 Milliarden USD vor – dies entspricht 3 % des chinesischen BIP. Der Umfang des Stimuluspakets ist annähernd vergleichbar mit den Maßnahmen während der Pandemie.
"Zusammen mit den jüngsten Zinssenkungen der Federal Reserve dürfte dies die Liquidität im Finanzsystem in den kommenden Monaten erhöhen. Als Reaktion darauf haben Spekulanten bereits begonnen, sich wieder auf der Long-Seite des Kupfermarktes zu engagieren", notieren die beiden Analysten.
Die langfristigen Aussichten für Kupfer schätzen Cole und Mikanikrezai ebenfalls positiv ein. "Bis 2034 dürfte der Verbrauch von raffiniertem Kupfer maßgeblich von Sektoren getrieben werden, die mit der Energiewende verbunden sind, darunter Elektrofahrzeuge und Anwendungen für erneuerbare Energien", heißt es.
Konkret: bis zum Jahr 2034 soll die Kupfernachfrage durchschnittlich um 2,6 % pro Jahr zunehmen. Besonders stark fällt die Zunahme mit 10,7 % in Energiewendesektoren aus (darunter 14,3 % im Elektrofahrzeugsektor, 5,6 % in der Solarindustrie und 9,3 % in der Windkraft). Sektoren außerhalb der Energiewende dürften demnach eine Wachstumsrate von 1,4 % verzeichnen.
Die Entwicklung des Kupfermarktes differiert (gemessen an den lokalen Prämien) je nach betrachteter Weltregion. In den USA entwickelte sich der Kupferpreis zuletzt stabil, aber auf einem niedrigen Niveau, was der Bericht größtenteils auf die saisonale Flaute im Sommer zurückführt.
Für 2025 erwarten die Analysten am US-Kupfermarkt einen leichten Nachfrageanstieg – vor allem durch staatliche Infrastrukturprojekte und Sektoren in Verbindung mit erneuerbaren Energien. "Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage dürfte sich verschärfen, was höhere Kupferpreise begünstigt".
Chinas EV-Sektor treibt Nachfrage nach Kupfer
Auf dem chinesischen Kupfermarkt zeigte sich zuletzt eine Erholung des physischen Marktes – was sich auch in einem Anstieg der Prämien in Shanghai widerspiegelt. Im kommenden Jahr dürfte der starke Fokus der Volksrepublik auf grüne Energie und Elektrofahrzeuge die Kupfernachfrage "stark ankurbeln". "Die langfristigen Aussichten bleiben positiv und es wird mit Stabilisierung und Wachstum gerechnet".
Der europäische Kupfermarkt bleibt dagegen schwach – insbesondere im größten Verbraucherland Deutschland. "Trotz einer gewissen Nachfrage aus Projekten zur Förderung grüner Energie sind die allgemeinen Marktbedingungen pessimistisch, mit hohen Lagerbeständen und schleppender Entwicklung in den Bereichen Fertigung, Automobil und Bau", notieren die beiden Analysten.
Der Bericht zeichnet mit Blick auf die kommenden zwölf Monate eine "optimistische" Prognose für die Kupferpreise. Die langfristige Prognose sei ebenfalls "sehr konstruktiv" und werde von einer robusten Nachfrage aus den Energiewende-Sektoren und einer eingeschränkten Angebotsdynamik getragen.
Risiken gebe es aber auch: darunter insbesondere eine mögliche Rezession in den USA und versteckten Handelsprotektionismus.
Eine erste Bestätigung für den am Freitag verpflichten Bericht schien es bereits am Montag zu geben. Laut chinesischen Zolldaten legten die Importe von Rohkupfer durch China im September gegenüber dem Vormonat um 15,4 % auf 479.000 t zu.
Dazu tragen auch saisonale Effekte bei. Kupferverbraucher füllen ihre Vorräte im September auch verstärkt auf, da zu Beginn des Monats, während der am 01. Oktober beginnenden, arbeitsfreien "Golden Week", normalerweise Produkte gekauft werden, die Kupfer enthalten, wie etwa Haushaltsgeräte und Autos.