Im Zickzack nach oben: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche überwiegend spürbar zugelegt, wenn auch unter Schwankungen. Für Auftrieb sorgten Hoffnungen auf weitere geldpolitische Lockerungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) sowie der zeitweilige Stopp beim Ausverkauf bei den großen US-Technologiewerten – deren Kurssturz hatte auch die hiesigen Märkte belastet. Robert Ertl (Börse München) mit dem Marktkommentar zur Woche. Unser DAX-Bull der Woche lautet WKN DFL530.
Klare Hinweise der EZB auf weitere Maßnahmen blieben zwar aus, generell wurde deren Erklärung nach der Ratssitzung aber dahingehend interpretiert, dass sich die Notenbanker Gedanken über den gegenüber dem Dollar erstarkten Eurokurs machten. Der stärkere Eurokurs macht vor allem den exportorientierten Unternehmen aus dem Euroraum zu schaffen. Auf der anderen Seite belasteten die bereits angesprochenen Verluste an der US-Technologiebörse Nasdaq.
VW profitiert von E-Strategie
Im Wochenvergleich gewann der deutsche Aktienindex (Dax) 2,8 Prozent auf 13.202,84 Punkte. Überdurchschnittlich legten die Titel von Indexwert Volkswagen (DE:VOWG) zu. Die Papiere des Autobauers profitierten unter anderem von Aussagen, denen zufolge Volkswagen beim Bau von Elektroautos rascher vorankommen könnte als bislang geplant. Der MDax stieg im Wochenvergleich um 1,7 Prozent auf 27.346,16 Zähler. Zu den großen Wochengewinnern zählten die Titel von Qiagen (DE:QIA). Das Biotech-Unternehmen hatte mitgeteilt, im vierten Quartal einen tragbaren Covid-19-Schnelltest einführen zu wollen. Der TecDax verbesserte sich um 2,8 Prozent auf 3.068,34 Punkte. Der m:access All-Share dagegen sank um 0,2 Prozent auf 2.882,43 Zähler.
Anleihen: Unterm Strich kaum Veränderungen
Die deutschen Anleihemärkte haben in der vergangenen Woche geschwankt, sich unter dem Strich aber kaum verändert. Während einige schwächere Konjunkturdaten und die durch den Kursverfall bei US-Technologiewerten gesunkene Risikoneigung der Anleger die Kurse nach oben trieben, ließ das Ergebnis der Ratssitzung der EZB diese wieder sinken. Die europäischen Notenbanker hatten die Geldpolitik weder weiter gelockert noch eine solche Lockerung angekündigt. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe lag zu Ende der Handelswoche gegenüber ihrem Vorwochenschlussstand unverändert bei -0,48 Prozent. Die Umlaufrendite rückte leicht von -0,49 auf -0,48 Prozent vor.
Deutliche Verluste an US-Märkten
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen, feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche erneut deutliche Verluste verzeichnet. Dabei standen vor allem Technologietitel wieder über weite Strecken unter Druck. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich 1,7 Prozent ab auf 27.665,64 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel um 2,5 Prozent auf 3.340,97 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index sackte um 4,6 Prozent auf 11.087,40 Zähler ab.
Ausblick: Verlängerung des Börsensommers trotz Kursrückschlägen
Der Optimismus für die deutschen Aktienbörsen hält vielfach an, auch auf die aktuelle Börsenwoche blicken etliche Analysten mit Zuversicht. Dabei spielen einerseits technische Gründe eine Rolle. Andererseits und viel fassbarer befeuert die extrem lockere Geldpolitik der westlichen Notenbanken den Kursaufschwung, und diese dürfte vorerst nicht enden. Zwar hatte die EZB auf ihrer Sitzung in der vergangenen Woche keine neuen Maßnahmen angekündigt und damit einige Akteure enttäuscht, in der aktuellen Woche richten sich aber die Blicke schon auf die Ratssitzung der US-Notenbank Fed. Dass diese dabei weitere Schritte zur Lockerung der Geldpolitik ankündigen wird, glauben zwar nur wenige Beobachter. Allerdings erhoffen sich viele Marktteilnehmer, dass Fed-Chef Jerome Powell Neues zum jüngst angekündigten Strategiewechsel, das Inflationsziel zukünftig als Durchschnittswert verfolgen zu wollen, mitteilen wird. Dies könnte den Märkten zusätzlichen Schwung verleihen, auf der anderen Seite aber auch zu Enttäuschungen führen.
Konjunkturdaten und Hexensabbat
Daneben könnten anstehende Wirtschaftsdaten wie die ZEW-Konjunkturerwartungen hierzulande oder die Industrieproduktion in der Eurozone die Märkte beeinflussen. Aus den USA kommen unter anderem die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und die Verbraucherstimmung, und auch in China werden Daten zur Industrieproduktion vorgelegt.
Am Freitag steht zudem der sogenannte „Hexensabbat“ an, der große Verfallstermin an den Terminmärkten. In dessen Umfeld versuchen immer wieder Investoren, Kurse in die gewünschte Richtung zu treiben, so dass es zu Kurssauschlägen kommt, die mit Nachrichten nicht zu begründen sind. Und schließlich bleiben natürlich die Pandemie und der Handelsstreit zwischen den USA und China. In den vergangenen Tagen hatten beide Themen zwar kaum eine Rolle an den Märkten gespielt, es dürfte aber nur eine Frage der Zeit und der Nachrichtenlage sein, bis sich das wieder ändert.