Gold wird wahrscheinlich in nächster Zeit nicht seinen Status als Fluchtburg vom Dollar zurückerobern werden, da eine unbeirrbar die Zinsen anhebende Federal Reserve und die US-Aktienrallye keinen Platz für das Edelmetall als Anlagealternative übriglassen.
Das gleiche könnte von Arabica Investoren gesagt werden, die nur eine kurze Erholung nach dem Ausverkauf am Wochenanfang bekamen, der auf Sorgen über eine gute Ernte in Brasilien eingesetzt hatte. Seit ihrem Spurt nach oben am Montag, ist der Kurs der Kaffeebohne der Wahl von Starbucks (NASDAQ:SBUX) und Dunkin' Donuts (NASDAQ:DNKN) wieder zurückgefallen und könnte im Keller bleiben, als der allmächtige Dollar den Aussagen von Händlern nach, die Nachfrage über alle Rohstoffe hinweg schwächt.
Im Kontrast dazu, könnte beim Öl das Abwärtspotential limitiert sein, sollten die US-Lagerbestände in der zweiten Wochen in Folge gefallen sein. Branchendaten vom Dienstag deuteten einen Anstieg der Vorräte in der Woche zum 13. Juli an. Sollten aber die amtlichen Vorratsdaten, die am Mittwoch um 16:30 MEZ herauskommen werden einen Rückgang zeigen, dann könnten die Kurse ihre 3-1/2-Jahrestiefs hinter sich lassen. Der US-Benchmark West Texas Intermediate (WTI) wurde in dieser Woche in der Nähe von 67 USD das Fass gehandelt, während die Leitsorte für den Weltmarkt Brent unter 72 USD lag, geschwächt von einer ganzen Reihe schlechter Fundamentaldaten, wie auch der anscheinende Rückzieher der Trump-Administration bei der Verweigerung von Befreiungen von den Sanktionen gegen den Iran. Einige wetten darauf, dass die Rohölpreise im nächsten Quartal wieder zurückkommen. So sieht Goldman Sachs bis Herbst Brent bei 80 USD.
Gold auf Jahrestief
Beim Gold erreichten die Futures für August an der Comex Sparte der New York Mercantile Exchanges am Dienstag ein Jahrestief von 1.226,90 USD, nachdem der Federal Reserve Vorsitzende Jay Powell in seiner alle halben Jahre stattfindenden Anhörung von dem US-Kongress ausgeführt hatte, dass der Arbeitsmarkt stärker geworden ist und die Inflation ihren Zielwert von 2% eingestellt hat, sodass der "beste Weg nach vorn" sei, die Zinssätze weiter anzuheben.
Unter Händlern und Investoren gibt es weithin Erwartungen, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr noch zweimal anheben wird. Das hat eine Horde von Spekulanten in den Dollar geschickt, in letzter Zeit die unter Investoren beliebteste sichere Anlage, der damit Gold von dieser Position verdrängt hat.
“Der Dollar ist nicht nur wegen der Zinssätze stark gewesen, sonder auch weil internationale Investoren den US-Aktienmarkt als Absicherung gegen Verluste an anderer Stelle benutzen.” sagte George Gero, Geschäftsführer von RBC Wealth Management in New York, Investing.com. “Mittel fließen nur in Märkte, die Gewinn abwerfen und Gold gehört nicht zu diesen” fügte Gero hinzu, der ein Veteran am Edelmetallmarkt ist.
Der unnachgiebige Dollar
Nach zwei volatilen Quartalen sind US-Aktien wieder zurück in der Nähe ihrer Rekordstände vom Januar, während der Technologieindex NASDAQ am Dienstag sogar ein Allzeithoch erreichte. Der US-Dollarindex, der die Stärke der amerikanischen Währung gegenüber einem gewichteten Korb aus sechs anderen Leitwährungen abbildet, erreichte in der letzte Handelssitzung ein Fünfwochenhoch.
Einige Goldoptimisten setzen auf den schlimmer werdenden amerikanisch-chinesischen Handelskrieg und seine möglichen Beeinträchtigungen der amerikanischen Industrie, damit der Dollar Schlagseite bekommt und die Fed ihre Zinserhöhungen beendet. Aber die US-Währung hat bisher kaum Gewinne auf den Handelsstreit zwischen Washington und Peking hin wieder abgegeben. Der Wall Street Journal Kolumnist Justin Lahart meinte am Dienstag, dass die Folgen der Zölle und Freihandelsrestriktionen schwer abzuschätzen sind und daher wahrscheinlich nichts an den Plänen der Fed ändern werden. “Während Zölle die Konjunktur verlangsamen könnten, könnten sie auch die Inflation anheizen … und auch eine nur temporäre Beschleunigung der Inflation könnte es für die Fed komplizierter machen.” schrieb Lahart.
Mit dem August-Kontrakt an der Comex weniger als 20 USD die Feinunze über dem letzten Frontmonatstief von 1.208 USD vom Juli 2017, sieht FX Street Chartanalyst Flavio Tosti die nächste technische Unterstützungslinie bei 1.220,00 USD. Danach könnte es Unterstützung bei 1.204,00 USD geben – ein Tief vom 10. Juli 2017 – sagte er. Anna Coulling meint, ein “ausgewachsener Zusammenbruch” könnte Gold auf bis zu 1.100 USD bringen.
RBC-Manager Gero stimmt in den wachsenden Pessimismus ein. “Das starke Interesse an Goldoptionen und Goldfutures inmitten fallender Kurse legt nahe, dass die bevorzugte Richtung am Markt derzeit nach unten ist.”
Im weiteren Edelmetallhandel sank auch Silber in dieser Woche auf ein Jahrestief, während Platin ein Zweiwochentief einnahm und Palladium seinen tiefsten Kurs seit April erreichte.
Kaffeepreise neuerlich zerrieben
Beim Kaffee deutet das Fibonacci-Muster beim ICE Futures Frontmonat US-Arabica Kaffeekontrakt für September an, dass die nächste Unterstützungsmarke bei 1,0919 USD das Pfund kommt, und 1,0903 sowie 1,0878 USD danach. Arabica für September ging am Dienstag 1,2% billiger aus dem Handel, zu 1,0912 USD, nachdem es am Montag noch eine Rallye um 4% nach oben zustande gebracht hatte.
Der Preis von Arabica ist in diesem Jahr um mehr als 10% gesunken, da in Brasilien die Ernte außerordentlich gut ausgefallen ist. Einige Investoren allerdings, sehen den Markt optimistisch und führen die neuesten Daten vom brasilianischen Kaffeeexporteur Cecafé an, die für das Saisonende im Juni einen 10 prozentigen Rückgang auf 26,16 Mio Sack an verschifften Arabica anzeigten. Und trotzdem, Spekulanten haben ihre negative Haltung zu Arabica-Kaffee verschärft und die Wetten gegen die Bohne in der Woche zum 10. Juli auf ein Rekordniveau steigen lassen, zeigten amtliche US-Daten nach Handelsschluss am Freitag.
Shawn Hackett von Hackett Financial Advisors in Boynton Beach, Florida, warnte vor der Möglichkeit, dass Frost Ende Juli kalte Luft nach Zentralbrasilien strömen ließ, was die Ernte vermasselt haben könnte. Die brasilianische Währung, der Real nähert sich zudem einem “sehr glaubwürdigen” Boden an, was Hackett nach, wahrscheinlich den Kaffeepreis beleben dürfte.
Im Moment allerdings, scheint der stärkere Dollar den Kaffeepreis in der Hand zu haben, sagen einige Händler. “Die Möglichkeit besteht, dass wenn die Tiefs vom Freitag halten … dann könnte es von den jetzigen Niveaus wieder aufwärts gehen.” kommentierte Peter Hudec, Händler und regelmäßiger Gast im Kaffeeforum von Investing.com. “Aber der Einfluss der Währung wird sich auch bemerkbar machen.”