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Die Zentralbanker treten bei der Straffung der Geldpolitik auf die Bremse

Veröffentlicht am 28.01.2019, 06:50
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von Darrell Delamaide

Das Original des Artikels erschien am Montag, dem 28. Januar 2019, unter dem Titel 'Central Bankers Walk Back Hawkish Talk As Economy Thwarts 'Normalization'' in der englischsprachigen Edition von Investing.com.

Taten sprechen lauter als Worte und die jüngsten Rückzieher in den Ausblicken von Zentralbanken könnten einige Investoren den Tagen hinterher trauern lassen, als Zentralbanker nichts sagten oder ihre Kommentare in eher subtilen Code verpackten. Ihre Absichten wurden erst klar, wenn sie tatsächlich zum Handeln übergingen.

Wie der Chef der US Federal Reserve Jerome Powell schon vor ihm, befanden sich der Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi und der Gouverneur der Bank von Japan Haruhiko Kuroda in der Situation, von ihren ehemaligen Vorhersagen Abstand nehmen zu müssen.

“Der Wachstumsausblick für den Euroraum zeigt verstärkt nach unten,” sagte Draghi auf der Pressekonferenz nach der Sitzung des EZB-Rats am Donnerstag, “aufgrund des Fortbestehens von Unsicherheitsfaktoren im Zusammenhang mit geopolitischen Faktoren und der Bedrohung durch Protektionismus, Anfälligkeiten in den Schwellenländern und der Volatilität an den Finanzmärkten.”

In einer bedingungslosen Bemerkung sagte er, dass der Rat bereit sei, “alle seine Instrumente je nach Notwendigkeit anzupassen”, um die Inflation auf die Zielmarke von 2% zu schieben.

Draghi sagte, die Märkte hätten den datenabhängigen Teil seines Ausblicks korrekt eingeschätzt, was sich darin zeigt, dass sie für dieses Jahr nicht mehr mit einer Zinserhöhung rechnen, sonder eher in 2020, frühestens. Der EZB-Präsident bestätigte damit, dass er wahrscheinlich der erste Kopf der Zentralbank sein werde, der keine Zinserhöhung in seiner achtjährigen Amtszeit durchgeführt hat, wenn diese im Oktober zu Ende geht.

EURUSD 300 Minute Chart

Die Märkte schienen mit Draghi übereinzustimmen, da die Reaktion auf seine Aufgabe der Idee, dass die Zukunftsperspektiven sich die Waage hielten, verhalten ausfiel und der Euro sich von anfänglichen Rückschlägen wieder erholte.

Mit Zinserhöhungen vom Tisch, rechnen Analysten damit, dass die EZB targeted long-term refinancing operations (TLTROs)—direkte Kredite an Banken zu Vorzugszinsen—als ein Instrument zur Lockerung des Finanzumfelds nutzen werde, statt wieder Anleihen zu kaufen. TLTROs wurden auf der Sitzung in der letzten Wochen diskutiert, aber es gab keine Entscheidung zu ihrer Anwendung, sagte Draghi.

Die Bank von Japan hat die Erwartungen des Marktes erfüllt und nichts getan, aber Analysten nahmen Notiz davon, dass die Bank weit hinter ihrem Ziel bei der quantitativen Lockerung zurückbleibt, auch wenn sie weiterhin routiniert Lippenbekenntnisse zum Kauf von Staatsanleihen im Wert von 80 Billionen Yen im Jahr ablegt. Einer Berechnung nach, wird die Zentralbank beim jetzigen Tempo nur Anleihen im Wert von 20 Billionen Yen in diesem Fiskaljahr kaufen, wenn dieses am 31. März zu Ende geht, nachdem sie im vergangenen Jahr noch 38 Billionen Yen ausgegeben hatte.

Die Zentralbank senkte ihre Prognose für die Kerninflation im Jahr von 1,4% auf 0,9%, was sie weiter denn je von ihrem Zielwert von 2% wegführte und sie zu einer erneuten Zusicherung des symbolischen Ziels Anleihen im Wert von 80 Billionen Yen zu kaufen, veranlasste. Die Revision nach unten wurde einem Rückgang der Ölpreise zugeschrieben. Bankgouverneur Kuroda riet zur Geduld—sie werden an ihr 2% Ziel kommen, irgendwann.

Später in der Woche in Davos, warnte Kuroda davor, dass sinkende Langzeitperspektiven für das Wachstum und eine alternde Bevölkerung nicht nur der Bank von Japan das Leben schwerer machen werden, sondern auch das der Zentralbanken generell, da sie schon jetzt an der Nullgrenze sind und kaum noch Handlungsspielraum besitzen.

Nachdem der Fed-Vorsitzende Powell seinen Ton im neuen Jahr ganz schnell gemäßigt hatte, nachdem er im Dezember noch eine harte Linie in der Geldpolitik verfochten hatte, spekulieren Analysten jetzt darauf, dass die Fed sich beim Abbau ihre Wertanlagen mehr Zeit lassen werde, die sie in den Jahren der quantitativen Lockerung angehäuft hatte und vielleicht auf einer Bilanzsumme sitzenbleiben könnte, die permanent über dem zunächst geschätzten Niveau liegt.

Es scheint, die Welt ist noch nicht bereit für die ‘Normalisierung’, nach der sich die Zentralbanker sehnen. Die Entscheidungsträger sind, geht man von Kurodas Kommentaren in Davos aus, klar davon beunruhigt, dass eine neue Krise am Horizont sein könnte und sie nur limitierte Mittel haben, um mit ihr fertig zu werden.

Aber das ist das Problem von Morgen. Statt die Tendenz störender Fakten zu beklagen, in den Weg der erwünschten Normalisierung zu geraten, wären die Notenbanker vielleicht besser beraten, sich auf das andauernde Ausbleiben von Preissteigerungen zu konzentrieren und die daraus folgende Neigung zur Deflation.

Stephen Moore, ein Wirtschaftsberater von Präsident Donald Trump, forderte die Fed in einer Meinungsspalte für CNN in der letzten Woche auf—und die Zentralbanken, die US-Notenbank folgen—genau dies zu tun. Er argumentiert, dass der scharfe Rückgang nicht nur der Ölpreise sondern der Rohstoffpreise generell, weitere Inflationsrückgänge ankündigen, nachdem die US-Verbraucherpreisinflation im Dezember um 0,1% gesunken war.

Auf jeden Fall, meint Moore, gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass die Konjunktur am Überhitzen ist. Wenn überhaupt, dann kühlt sie sich ab, wie Draghis Anmerkungen durchblicken lassen. Die Zentralbanken treten jetzt bei der Straffung der Geldpolitik auf die Bremse, eher spät, denn diese erscheint mittlerweile etwas verfrüht zu sein. Die Frage ist, wird das genug sein.

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