Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2126 (06:17 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2068 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,59. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,83. EUR-CHF oszilliert bei 1,0813.
An den Finanzmärkten dominiert Stabilität an den westlichen Aktienmärkten. Dagegen zeigen sich die asiatischen Märkte freundlich (z.B. CSI 300 +2,14 08.04 Uhr). Der USD hat gegenüber Hauptwährungen leicht verloren. Gegenüber den edlen Metallen ergab sich kaum Bewegung.
Die Zuversicht steigt an den Finanzmärkten, dass sich die Situation bezüglich der Corona-Krise sukzessive unter Schwankungen entspannt. Um diese Entwicklung darzustellen, werfen wir einen Blick auf nachfolgenden Chart, der im globalen Kontext annäherungsweise Aufschluss über die Entwicklung der positiv getesteten Personen gibt. Wir sind zurück auf dem Niveaus vom Oktober letzten Jahres.
Exkurs Ethik/Moral
In der internationalen Auseinandersetzung um globale Macht setzt der Westen auf moralische Überlegenheit und nutzt dieses Argument im Feld der Wirtschaft und der Finanzmärkte, um Sanktionspolitik losgelöst vom internationalen Organigramm zu legitimieren. Das ist ambitioniert und nicht im Einklang mit der UN-Charta.
Ich will an dieser Stelle keine Diskussion aufmachen, inwieweit es zulässig ist Moral über internationale Rechtsnormen zu setzen. Das überlassen wir Juristen.
Dennoch muss dem Themenkomplex Ethik (Theorem der Moral) und Moral an dieser Stelle Raum gegeben werden, da die Oberflächlichkeit des Umgangs mit diesen Begriffen seitens westlicher Politik und Medien ausgeprägt ist.
Das gilt vor allen vor dem Hintergrund der Vielschichtigkeit der Ethik und Moral, denn Moral ist kein unilateral feststehender Begriff. So gibt es eine amerikanische Moral (z.B. Todesstrafe, Nationalismus), es gibt eine heterogene kontinentaleuropäische Moral, es gibt eine arabische Moral (z.B. Scharia), es gibt eine mosaische Moral (z.B. Auge um Auge) und es gibt auch eine konfuzianische Moral (China), alle jeweils abgeleitet aus den Ethiken der jeweiligen Gesellschaften, basierend auf Jahrhunderten gelebter Traditionen in den jeweiligen politischen Räumen. Anders ausgedrückt sind diese Moralvorstellungen in den jeweiligen Gesellschaften tief verankert.
Das Scheitern der rechtswidrigen "Regime-Change" Politiken des Westens, die rechtlich nie sanktioniert wurden (Frage nach Ethik und Moral?), ist anekdotischer Beweis für die hier vorgelegte Argumentation.
Hat der Westen das Recht, seine Ethik und Moral über andere zu stellen? Ist das Ausdruck von Toleranz (die in Deutschland über das Antidiskriminierungsgesetz gesetzlich verankert ist und innenpolitisch gelebt wird) oder Ausdruck einer außenpolitischen Diskriminierung?
Klartext Assange
Die US-Regierung unter Präsident Biden will wie die Vorgängerregierung unter Trump eine Auslieferung des Wikileaks-Gründers Assange aus britischer Haft veranlassen. Laut Sprecher des US-Justizministeriums wolle man gegen die Entscheidung eines britischen Gerichts Einspruch erheben, Assange nicht an die USA auszuliefern.
Assange droht in den USA die Todesstrafe dafür, dass er sowohl bezüglich nationalem Recht als auch internationalem Recht brachiale und menschenverachtende US-Rechtsbrüche, die vertuscht werden sollten, bekannt gemacht hatte.
Wir kann es sein, dass Whistleblower, die unfassbares kriminelles Handeln in westlichen Staaten aufdecken, in dem moralisch so hoch stehenden Westen derartig behandelt werden. Sagt die Staatsmacht damit nicht faktisch aus, dass sie über dem Recht steht? Warnt sie nicht gleichzeitig alle Bürger, rechtswidriges Staatshandeln hinzunehmen oder aber harsch sanktioniert zu werden? Passt das zu den Werten, die wir vorgeben zu haben? Den Assanges und Snowdens dieser Welt sollte Respekt und Anerkennung gezollt werden. Dass genau das nicht passiert, belegt, dass Werte und damit Ethik und Moral als Feigenblätter missbraucht werden. Dieses Verhalten entkernt die Grundlage des Anspruchs auf moralische Überlegenheit des Westens.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Keine wesentlichen neuen Erkenntnisse
Gemäß finaler Berechnung legten die Verbraucherpreise Deutschlands per Januar im Monatsvergleich um 0,8% zu (Prognose 0,8%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,0% (Prognose 1,0%).
In Italien sank die Industrieproduktion im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose +0,3%) nach zuvor -1,4%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,0% (Prognose -1,4%) nach zuvor -4,2%.
Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe der Niederlande nahm per Dezember im Monatsvergleich um 0,5% zu. Der Vormonatswert wurde von -0,2% auf 0,0% revidiert.
USA: Zuversicht kleiner Unternehmen rückläufig
Der NFIB Business Optimism Index (kleine Unternehmen) fiel per Januar von zuvor 95,90 auf 95,00 Zähler und markierte den tiefsten Wert seit Mai 2020.
China: Keine bedeutenden neuen Erkenntnisse
Das Kreditwachstum stellte sich per Berichtsmonat Januar auf 12,7% (Prognose 12,7%) nach zuvor 12,8. Ausländische Direktinvestitionen (FDI) nahmen per Januar im Jahresvergleich um 4,6% nach zuvor 6,20% zu. Die Verbraucherpreise sanken per Januar im Jahresvergleich um 0,3% (Prognose 0,0%) nach zuvor +0,2%. Die Erzeugerpreise stiegen per Januar im Jahresvergleich um 0,3% (Prognose 0,4%) nach zuvor -0,4%.
Japan: Erwartungen erfüllt
Die Erzeugerpreise stiegen per Januar im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,5%. Im Jahresvergleich ergab sich per Januar ein Rückgang um 1,6% (Prognose -1,6%) nach zuv0r -2,0%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Positionierung EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2200 - 1.1910 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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