Es ist nun wieder soweit. Nach dem Ende des 3. Quartals 2017 geht es in der US-Berichtssaison langsam wieder los. Aktuelle Schätzungen rechnen mit einem Umsatzwachstum von 4,9 % und einem Gewinnwachstum von 2,8 % bei den Unternehmen aus dem S&P 500. Einnahmen von 287,0 Milliarden US-Dollar sollen in den Büchern für das abgelaufenen Quartal stehen.
Schuld an den etwas niedrigen Erwartungen für das Gewinnwachstum ist die etwas gebeutelte Versicherungsbranche. Die Auswirkungen von „Harvey“ und „Irma“ im Süden der USA und des Erdbebens in Mexiko haben Spuren hinterlassen. Ohne diesen Sektor läge die geschätzte Gewinnwachstumsrate des S&P 500 für das 3. Quartal 2017 bei 4,9 % (statt 2,8 %). In der folgenden Grafik sieht man, in welchen Sektoren die Gewinnerwartungen seit dem 5. September zurückgenommen wurden. Hier sticht der Versicherungssektor besonders hervor.
Positiv dürfte sich hingegen die Dollar-Schwäche für manche Unternehmen auswirken. Laut FactSet werden Unternehmen, die mehr als 50 % ihrer Umsätze außerhalb der USA verdienen, ein deutlich höheres Gewinnwachstum von 7,9 % erreichen. Unternehmen, die ihren Geschäftsschwerpunkt innerhalb der USA haben, müssen dagegen mit einem Gewinnrückgang um 0,1 % leben (siehe folgende Grafik).
Ähnlich gestaltet sich die Lage auch bei den Umsätzen. Während Unternehmen mit einem eher globalen Fokus eine Umsatzwachstumsrate von 7,7 % erzielten, schaffen Unternehmen mit weniger globalen Engagement nur 3,8 %.
Dieser Wechselkurs-Effekt wird zunächst nicht ausgeglichen werden. Es könnte aber zumindest bei den Auswirkungen der Naturkatastrophen zu kompensierenden Effekten kommen (Wiederaufbau nach Zerstörung). Schließlich sind 91 Unternehmen aus dem S&P 500 in Sektoren tätig, die vom Wiederaufbau profitieren könnten. Auf der anderen Seite sollten nur 15 Unternehmen negativ betroffen sein.
Profitpotenzial durch den Wiederaufbau
Die Einschätzung, dass viele Unternehmen von den Naturereignissen profitieren, während nur wenige kurzzeitig negativ getroffen werden, bildet sich auch in der Kursentwicklung der jeweiligen Aktien ab. Dazu hat FactSet die Profiteure und Verlierer jeweils in einem Index zusammengeführt und diesen mit dem S&P 500 verglichen. Das Resultat ist eindeutig und erwartungsgemäß:
Die Aktien der Unternehmen, die vom Wiederaufbau profitieren, haben sich deutlich besser entwickelt als der S&P 500. Die negativ betroffenen Unternehmen haben sogar eine deutlich schlechtere Performance.Stürme belasten den US-Arbeitsmarkt.
Auch der US-Arbeitsmarkt dürfte kurzfristig negativ belastet werden. Dies sollte aber in den kommenden Monaten wieder aufgeholt werden können. Entsprechend schwach fiel der Bericht für den Monat September aus. Denn erstmals seit sieben Jahren wurden Stellen abgebaut. Anstatt einer erwarteten Zunahme von 90.000 Stellen veröffentlichte die US-Regierung Zahlen nach den 33.000 Jobs wegfielen. Und das trotz der schon gedämpften Erwartungen durch die Naturereignisse.
Gleichzeitig sank nach einer separaten Umfrage erhobene Arbeitslosenquote auf 4,2 % und markiert nun den niedrigsten Wert seit Februar 2001.
Besonders interessant ist aber eine andere Zahl im US-Arbeitsmarktbericht. Die Stundenlöhne stiegen um 2,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dies deutet auf einen zunehmenden Lohndruck hin. Freuen dürfte sich deshalb besonders die Notenbank, da sich die steigenden Löhne auf die Inflation auswirken werden. Entsprechend wird eine Zinsanhebung im Dezember immer wahrscheinlicher.
Fazit
Die letzten Naturereignisse sowie auch die Dollar-Schwäche haben einen starken Einfluss auf die aktuellen Konjunkturdaten aus den USA. Zu diesen zählen natürlich auch die in den kommenden Tagen und Wochen im Rahmen der Bilanzsaison veröffentlichten Geschäftszahlen.
Laut Experten sollte es sich beim Stellenabbau aber nur um eine vorübergehende Delle im Aufschwung handeln. Wegen den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten dürfte es bald zu Neueinstellungen kommen. Der Wiederaufbau sollte dann auch die Gewinne vieler Unternehmen positiv beeinflussen und das schwächere Gewinnwachstum aus dem 3. Quartal wieder im Schlussquartal des Jahres (teilweise) ausgleichen.
Damit hätten wir auch den Grund, warum sich die Aktienkurse so unbeeindruckt von den Ereignissen zeigen. Was es braucht, sind neue Impulse, um für steigende oder fallende Aktienkurse zu sorgen. Eben diese könnten dadurch entstehen, dass die aktuellen Gewinnerwartungen in der beginnenden Quartalsberichtssaison übertroffen oder verfehlt werden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus