Immobilien, PKW, Konsumgüter und Bildung – dafür werden in Deutschland am häufigsten Kredite aufgenommen. Während einige Investitionen für Otto Normalverbraucher ohne Darlehen kaum realisierbar sind, werden auch kleinere Posten wie Urlaubsreisen und Kleidung gerne mal finanziert, verlocken doch immer wieder Angebote mit Niedrigzinsen oder die 0%-Finanzierung des neuen Kühlschranks eventuell doch subtil über den eigenen Verhältnissen zu leben. Auch Zahlungsdienstleister verleiten mit dem Angebot doch erst ein paar Tage später für den bestellten Artikel zu bezahlen, was für den einen oder anderen zum Übersichtsverlust seiner Finanzen führen kann. Dies kann in Folge nicht nur zu einer Verschuldung, sondern zur Überschuldung führen. Der Kontokorrentkredit („Dispo“) beispielsweise lockt durch zusätzliche Liquidität. Dieses hohe Maß an Flexibilität schlägt dann mit 5 bis 15% an Zinsen zu Buche. Bei einer Verschuldung handelt es sich um eine schon alltägliche finanzielle Situation, in der Schuldner ihr Darlehen durch Rückzahlungen begleichen. Bei einer Überschuldung sieht es schon anders aus: Hier übersteigen die Schulden das finanzielle Vermögen respektive die Fähigkeit, die Schulden zu bedienen oder zurückzuzahlen.
30 940€ – Auf diese Höhe beliefen sich die durchschnittlichen Verbindlichkeiten überschuldeter Personen, die im Jahr 2022 die Hilfe einer Beratungsstelle in Anspruch genommen haben. Das entsprach dem 26-fachen des durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens aller durch Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen beratenen Personen in Deutschland (1189 Euro). Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren beratene Schuldnerinnen und Schuldner im Saarland mit 34 308 Euro an offenen Verbindlichkeiten pro Kopf am stärksten belastet. Die Schulden betrugen dort im Durchschnitt das 31-fache des durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens (1102 Euro).
Finanzielle Überbelastung + Rekordhalter in Sachen Überschuldung
Die Überschuldungsintensität ist ein Maß dafür, wie stark die finanziellen Schwierigkeiten einer Person wiegen. Sie drückt aus, um welchen Faktor die Schuldenlast größer ist als das monatliche Einkommen. Je größer der Wert, umso höher sind die Schulden im Vergleich zum Einkommen.
Nehmen wir an, die Schulden einer Person betragen das 26-fache ihres monatlichen Nettoeinkommens. Wenn dieser Schuldner sein gesamtes monatliches Nettoeinkommen für die Tilgung der Schulden verwenden würde, wäre er nach frühestens 26 Monaten schuldenfrei.
Besonders hohe Werte der Überschuldungsintensität wiesen im Jahr 2022 neben dem Saarland auch Rheinland-Pfalz und Bayern auf. Dort betrug die durchschnittliche Schuldenhöhe jeweils das 28-fache des durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens. Die niedrigsten Werte hatten Hamburg sowie Mecklenburg-Vorpommern mit dem Faktor 22. Bestimmend für die unterschiedliche Höhe der Überschuldungsintensität in den Bundesländern war in den meisten Fällen nicht das durchschnittliche Einkommen, welches über alle Bundesländer hinweg zwischen 1039 Euro (Bremen) und 1283 Euro (Bayern) lag, sondern die durchschnittliche Schuldenhöhe. Hier reichte die Spanne von 24 596 Euro in Mecklenburg-Vorpommern bis zu 36 289 Euro in Bayern. In Bayern waren also sowohl die durchschnittlichen Schulden als auch das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen am höchsten, trotz des im Vergleich höchsten Nettoeinkommens war die Überschuldungsintensität dort verhältnismäßig hoch. In Hamburg (Schulden: 25 607 Euro, Nettoeinkommen: 1 147 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (Schulden: 24 596 Euro, Nettoeinkommen: 1 101 Euro) lag die Überschuldungsintensität dagegen aufgrund der niedrigen durchschnittlichen Schuldenhöhe im Vergleich aller Bundesländer am niedrigsten.
Liegt es nur am Konsum?
Es wäre anmaßend zu behaupten, Überschuldung sei ausschließlich durch Konsumsucht forciert. Durch steigende Lebenshaltungskosten und nicht zu vergessen der steigenden Altersarmut werden unvorhersehbare finanzielle Belastungen zunehmend zum Damoklesschwert über den Häuptern einkommensschwacher Haushalte. Arbeitsplatzverlust, Krankheit, oder die Trennung vom Partner sind nur einige Beispiele, die dazu führen können, dass das Rücklagen-Kartenhaus in sich zusammenbricht. Wenn denn jemals eines existiert hat, denn unwirtschaftliche Haushaltsführungen stellen einen beträchtlichen Teil der Überschuldungsgründe dar. Oftmals sind schwerwiegende wirtschaftliche Einbrüche durch ein gewisses Finanzmanagement auszubremsen, hierfür ist allerdings eine entsprechende Finanzbildung nötig, die wir Ihnen mit unseren Artikeln im Trading Room nahelegen wollen.
Grundlagen der Finanzbildung, oder: Wie spart man eigentlich?
„Spar Dein Taschengeld“ – haben Sie diesen Spruch schon mal von Ihren Eltern gehört? Der Tipp ist ja schön und gut, aber wie spart man eigentlich, ohne dass Frust darüber entsteht, sich gar nichts mehr zu erlauben? Und wofür spart man denn eigentlich? Nun, hierfür gibt es einige Möglichkeiten, und eine grundlegende wollen wir mal aufgreifen. Nehmen wir an, Ihr 12-jähriges Ich erhält von Ihrem Großvater 100€ zu Weihnachten. Die Freude ist groß, doch sobald der grüne Schein in die Spardose wandert, kreisen die Gedanken meist um die möglichen Wünsche, die sich mit der Summe erfüllen lassen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass der Sparschweinbewohner in naher Zukunft sein Domizil verlässt, ist sehr groß.
Sparziele definieren: Nehmen wir obendrein an, Ihre Wünsche beschränken sich nicht nur auf eine Sache, sondern auf mehrere Dinge. Diese sollten notiert werden, in diesem Beispiel ist es ein Fahrrad, ein Kinobesuch, ein besonderes Buch und eine neue Sporttasche. Geld aufteilen: Das ist ja einfach werden Sie sich denken, 25€ entfallen auf jeden Wunsch. Das könnte man durchaus so handhaben. Aber wenn Ihre Wünsche erfüllt sind, was kommt danach? Um weiter als nur bis morgen zu denken, sind längere Investitionen sinnvoll. Also müssen die Sparziele nochmal ausgeweitet werden. Denn was jeder braucht, ist eine Geldmenge, die zukünftig passiv für Erträge sorgen soll. Dieser „Dukatenesel“, oder die „Goldene Gans“, wenn Sie so wollen, ist die wichtigste Säule der Rücklagenbildung. Und auch die anderen Sparziele müssen angepasst werden, denn im Normalfall kostet ein Fahrrad mehr als ein Buch. Also könnten Sie wie folgt vorgehen:
Für jeden Posten wird ein separates Sparschwein aufgestellt und entsprechend beschriftet. Natürlich können die Spareinlagen variiert werden, je nachdem welches Ziel priorisiert wird und auch der Posten „Verprassen“ darf selbstverständlich angelegt werden. Eine einzige wirklich unumstößliche Regel muss aber verinnerlicht werden: Der Dukatenesel bleibt unberührt. Sollte dieser irgendwann Zinsen abwerfen, dürfen diese nach eigenem Ermessen verwendet werden, aber der Esel wird niemals geschlachtet, sondern nur gefüttert. Und zwar immer, mit jedem Geldeingang. Nach Abzug aller laufenden Kosten ist diese Methode auch auf ein Gehalt anwendbar, der wichtigste Punkt ist und bleibt aber der unversehrte, immer zu fütternde Goldesel. Die Sparschweine werden zu Konten, das Fahrrad zum Auto und so weiter. Dabei müssen es nicht 15 Prozent sein, die immer abgezwackt werden, je nach Lohn, Taschengeld, oder Azubigehalt können 10 Prozent oder auch 5 Prozent angemessen sein, wobei es nach oben hin theoretisch keine Grenze gibt. Zum Beispiel bei Geldgeschenken, hier dürfen auch mal 100 Prozent in den Goldesel investiert, und bei einer Gehaltserhöhung können dauerhaft 50 Prozent davon als Eselfutter reserviert werden.
Fazit: Mit den drei Grundregeln Sparziele definieren, finanzielle Mittel aufteilen und den Goldesel verhätscheln, können Sie (bereits im Kindesalter) den Grundstein für einen souveränen Umgang mit Geld legen. Und denken wir an die Weisheiten des Epikur: "Reichtum besteht nicht darin, viele Dinge zu besitzen, sondern wenige Bedürfnisse zu haben". Denn Minimalismus, das Verlangen nach weniger, kann durchaus ein Faktor sein, der den Umgang mit Finanzen positiv beeinflusst.
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