Frankreich zählt sowohl qualitativ als auch quantitativ zu den bedeutendsten Weinbaugebieten der Welt. An der Weltproduktion hält das Land einen mengenmäßigen Anteil von 20% und, aufgrund des hohen Preisniveaus, sogar einen wertemäßigen Anteil von 25%. Damit liegt es trotz gesunkener Produktionszahlen noch immer auf Platz eins in der Rangliste der weltgrößten Weinerzeuger, gefolgt von Italien. Doch nun geraten die französischen Winzer in Schwierigkeiten, denn der rückläufige Weinkonsum hat zu Absatzproblemen und Übermengen geführt. Vor allem der Rotwein ist vom Konsumrückgang betroffen, insbesondere der aus Bordeaux. Vor 70 Jahren seien in Frankreich noch durchschnittlich 130 Liter Rotwein pro Jahr getrunken worden, mittlerweile seien es nur noch 40, so die Winzer. Als Grund wird einerseits die Inflation genannt, so sei im Jahr 2022 in französischen Supermärkten rund 15% weniger Rotwein verkauft worden, doch auch der Export hat gelitten. Die Europäer trinken immer weniger Wein aus Frankreich, sondern wählen zunehmend die Tropfen anderer Anbaugebiete. Zudem hat sich die Ausfuhrmenge nach China inzwischen halbiert.
Winzer fordern Stilllegungsprämie
Wegen der deutlichen Übermengen fordern viele französische Winzer vom Staat nun Stilllegungsprämien. Bereits im vergangenen Dezember hatten rund 1000 Weinbauern in Bordeaux einen Protestzug veranstaltet, um für eine Durchsetzung dieser Bezuschussung zu demonstrieren. Dabei verlangten sie eine Prämie von 10 000€ pro Hektar für das Herausreißen von Weinstöcken, um Platz für den Anbau anderer Pflanzen zu schaffen. So soll der Verlust ausgeglichen und die Anbaufläche zudem an die geschrumpfte Nachfrage angeglichen werden. Denn die sinkenden Verkaufszahlen und gestiegenen Produktionskosten setzen den Winzern immer mehr zu. Ein 900 Liter-Fass Wein etwa werde mittlerweile nur noch für 600€ verkauft, und das bei Herstellungskosten von rund 1200€, so der Sprecher der protestierenden Winzer. Verschont von derlei Problemen blieben nur die besonders teuren und bekannten Spitzenweine. Um die Überproduktion allerdings ganz zu beenden, müssten laut einer Studie der Landwirtschaftskammer in Bordeaux rund 15 000 Hektar Weinbaufläche geopfert werden.
Regierung will Überschuss vom Markt nehmen
Mittlerweile hat sich auch Landwirtschaftsminister Marc Fesneau der Sache angenommen und das Gespräch mit den Winzervertretern gesucht. Als Sofortmaßnahme will das französische Agrarministerium einen Teil des überschüssigen Weins vom Markt nehmen und zur Herstellung von industriellem Alkohol nutzen, der wiederum zur Produktion von Parfüm oder Bioethanol verwendet werden kann. Schon während der Coronapandemie war im Sommer 2020 in Frankreich überschüssiger Wein zu Desinfektionsmitteln verarbeitet worden, Bars und Restaurants waren in dieser Zeit als Abnehmer weggefallen. Zur Unterstützung der Winzer sollen in diesem Jahr nun 2.5 Millionen Hektoliter destilliert werden, wofür die Regierung gemeinsam mit der EU 160€ Millionen aufbringen will. Gleichzeitig betonte das Agrarministerium jedoch die Notwendigkeit für die Weinbranche, sich langfristig an die veränderte Nachfrage sowie an den Klimawandel anzupassen und sicherte seine Hilfe bei der Erarbeitung von entsprechenden Strategien zu
Für mehr aktuelle Inhalte, Prognosen und Einblicke klicken Sie bitte hier!