Liebe Leserinnen und Leser,
in meinem letzten Börsenwetterbericht vom 14. März hatte ich folgendes Fazit gezogen:
„Es gibt derzeit wenig, was die Anleger wieder in den Risikomodus versetzen könnte, außer der Hoffnung auf eine Konfliktlösung in der Ukraine. Ob nach einem eventuellen Kriegsende sofort der Börsenfrühling Einzug hält, ist allerdings fraglich. Insbesondere die drohenden Unwetterfronten „Inflation“, „Rezession“ und „Corona“ könnten auch im Frühling noch für empfindlich kalte Temperaturen sorgen.“
Leider kann ich auch heute nicht von Sonnenschein und gutem Börsenwetter berichten. Ganz im Gegenteil.
Geopolitik: keine Wetterbesserung in Sicht
Die Hoffnung auf eine schnelle und für beide Seiten akzeptable Konfliktlösung in der Ukraine wurde von Anfang an von großen, dunklen, drohenden Wolken verdeckt, die mittlerweile eine zerstörerische und todbringende Gestalt angenommen haben. Jetzt tobt der „Kriegsorkan“ in voller Stärke und ist kaum mehr aufzuhalten. Kein auch noch so kleiner Sonnenstrahl hat hier eine Chance, durchzudringen. Mittlerweile ist der Gefrierpunkt erreicht! Weit und breit ist nichts vom Börsenfrühling zu sehen. Es fällt zunehmend schwer, aus dieser Situation etwas Positives zu ziehen.
Wir wollen aber die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht tut sich demnächst doch eine kleine Lücke auf für einen ersten wärmenden Sonnenstrahl.
Weltordnung ändert sich
Der Ukraine-Krieg verändert auch die gesamte Weltordnung. China beispielsweise gewinnt an Stärke und bekommt eine geschwächte Russische Föderation als Partner. Bedeutet für die Zukunft: Sonnenschein in Peking, kaltes Dauergrau in Moskau, China bestimmt die Regeln, Russland muss liefern. Auch die USA profitieren und gewinnen an Bedeutung, da es in der Europäischen Union immer noch keine geschlossene, einheitliche Wetterfront gibt, die dem Unwetter aus dem Osten auch nur annähernd Einhalt gebieten könnte. Ohne die „selbstlose“ Hilfe der sonnenverwöhnten US-Wetterexperten geht es wohl immer noch nicht. Unser Börsenklima wird bei dieser Neuordnung der Blöcke direkt tangiert durch Themen wie Import/Export, Rohstoffversorgung, neue politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten, Nachteile der Globalisierung und andere mehr. Aktuell keine guten Wetteraussichten für uns!
Corona? – nur indirekt via China
Die nach wie vor beängstigende „Corona-Situation“ hierzulande beeinflusst unser Börsenwetter kaum. Politische Wasserstandsmeldungen sowie wissenschaftliche Statements gibt es viele, werden aber längst nicht mehr von allen ernst genommen. Interessanterweise gibt es plötzlich einen indirekten „Corona-Einfluss“ auf unser Börsenwetter, der uns aus China erreicht, genauer gesagt aus Shanghai, der internationalen Wirtschaftsmetropole. Da immerhin 70 Prozent der in China tätigen deutschen Unternehmen in Shanghai und Umgebung ansässig sind, haben die Finanzmärkte auch sehr nervös auf den jüngsten Lockdown in Shanghai reagiert. Das chinesische „Corona-Tief“ hat uns in Windeseile erreicht. Die deutsche Wirtschaft befürchtet wegen des Lockdown in Shanghai Lieferengpässe und Schlimmeres.
Scharfe Wende in der Geldpolitik
Achtung! An den Anleihemärkten braut sich derzeit ein Unwetter zusammen. Aus dem noch erträglichen „Zinslüftchen“ könnte ganz schnell ein unangenehmer „Zinsorkan“ werden, der aus den USA herüber zu uns nach Europa schwappt. Die Fed nämlich ist fest entschlossen, und zwar lieber heute als morgen, die sehr hohe Inflation zu vertreiben, wenn es sein muss, mit einem tosenden Unwetter, das keinerlei Rücksicht nimmt auf den Arbeitsmarkt und die Konjunktur. Fed-Chef Powell hat übrigens durchblicken lassen, dass er sinkende Aktienkurse und notfalls auch eine Rezession in Kauf nehmen würde, um die Inflation einzudämmen. Obwohl die Europäische Zentralbank EZB derzeit noch eher zögerlich agiert, wird sich der DAX nicht von der geldpolitischen Wende der FED abkoppeln können. DAX-Anleger sollten vorsichtshalber schon jetzt den Regenschirm aufspannen.
Fazit
Auf den Aktienmärkten ziehen Wolken auf, es könnten stürmische Zeiten für DAX-Anleger bevorstehen.
Zum einen bringt der durch den russischen Überfall ausgelöste Krieg in der Ukraine erhebliche Belastungen für die deutsche Wirtschaft mit sich. So sehen sich derzeit schon viele Unternehmen durch hohe Energiepreise belastet. Außerdem könnten die Geschäftsabläufe durch ausfallende Lieferungen von Vorleistungen oder durch drohende Engpässe in der Energieversorgung beeinträchtigt werden. Experten erwarten weiter ansteigende Belastungen durch den Krieg für die Unternehmen in Deutschland.
Das zweite beherrschende Thema ist der Kampf zwischen Inflation und Rezession. Auch hier stehen die Wetteraussichten wohl eher auf „Sturm“, wenn wir Glück haben auf „reinigendes Gewitter“.
Natürlich sehen wir hin und wieder auch einige „Schönwetter-Wolken“ am Börsenhimmel, wie z.B. die „fehlende Anlagealternative-Wolke“, die „Friedenshoffnungs-Wolke“, die „solides fundamentales Umfeld-Wolke“ oder die „Neuorientierung Europas bringt auch Chancen-Wolke“.
Ganz aktuell (19:20) Uhr: Emmanuel Macron muss um zweite Amtszeit fürchten!
Unterm Strich gibt es derzeit nach wie vor wenig, was die Anleger wieder in den Risikomodus versetzen könnte.
Wichtiger Hinweis
Sollte Ihnen das Börsenwetter zu ungemütlich sein, empfehle ich Ihnen, einen Blick auf mein sturm- und wettererprobtes „16-Faktoren-DAX-System“ zu werfen.
Was steckt hinter dem „16-Faktoren-DAX-System“, wie ist es konstruiert, wie ist die Funktionsweise? Wichtige grundsätzliche Informationen, Erklärungen und Erläuterungen dazu, außerdem eine Darstellung aller bisherigen Ergebnisse und Kennzahlen finden Sie hier: „16-Faktoren-DAX-System“ – so funktioniert’
Ich hoffe, dass Ihnen der Börsenwetterbericht gefallen oder sogar geholfen hat. Wenn Sie neugierig geworden sind, schauen Sie sich einfach auch meine anderen Blogbeiträge an.
Also dann - einen schönen Abend noch und bis bald…