Während in Ländern wie den USA, China, Schweden, Norwegen oder Großbritannien die Start-up-Förderung seitens des Staates bereits seit geraumer Zeit massiv vorangetrieben wird, gestaltet es sich für Gründer in Deutschland deutlich schwerer, Risikokapital zu generieren. So hatte die deutsche Gründerszene zuletzt immer wieder kritisiert, dass Start-ups, nach einer erfolgreichen Finanzierung zu Beginn, in späteren Phasen oftmals das für das weitere Wachstum so wichtige Kapital verwehrt bleibt. Geht es nach Wirtschaftsminister Robert Habeck, soll sich dies zukünftig ändern. Der Grünen-Politiker hat diesbezüglich nun ein Strategiepapier vorgelegt. Aus diesem geht unter anderem hervor, dass die Bundesregierung in der laufenden Legislaturperiode den deutschen Wagnismarkt weiter stärken „und zusätzliche Möglichkeiten für großvolumige Finanzierungen durch inländische Investoren schaffen“ möchte.
Nachdem im Wahlkampf des vergangenen Jahres parteiübergreifend Einigkeit hinsichtlich einer stärkeren Förderung von Start-ups herrschte, war es nicht verwunderlich, dass die neue Regierung dieses wichtige Thema fest in ihrem Koalitionsvertrag verankerte. Das Versprechen der Ampel-Partien: Zum ersten Mal überhaupt solle eine ganzheitliche Start-up-Strategie entwickelt werden. Und eben dies hat das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nun getan.
Hinsichtlich der Finanzierungsthematik möchte man zukünftig unter anderem private und öffentliche Rentenversicherungen sowie Pensionskassen intensiver miteinbeziehen. Diese sollen einen fixen Teil ihrer Beitragseinnahmen in Wagniskapital – und dementsprechend in junge Firmen – investieren, „um die Verfügbarkeit von Risikokapital strukturell und dauerhaft zu stärken“. Habeck spricht in diesem Zusammenhang sogar von einer vorgegebenen „Mindestinvestitionsquote“. Bislang war diese Form der Kapitalbereitstellung, wie sie in vielen anderen Ländern längst zum Usus zählt, aufgrund regulatorischer Vorgaben kaum umzusetzen. Um die Investitionsmotivation deutschlandweit zu steigern, möchte man zudem Wagniskapitalfonds von der Umsatzsteuer befreien.
Des Weiteren soll auch das jüngst ausgelaufene INVEST-Programm wieder an den Start gehen. Dieses erleichtert jungen Unternehmen die Suche nach einem geeigneten Kapitalgeber. Zudem möchte die Bundesregierung zukünftig auch deutlich mehr eigene Mittel für Start-ups bereitstellen – vor allen Dingen für solche, die sich auf Klima- respektive Nachhaltigkeitstechnologien fokussieren. Dies soll vorerst die bereits im vergangenen Jahr auf den Weg gebrachten und €10 Milliarden schweren Zukunftsfonds ergänzen. Das Strategiepapier sieht außerdem vor, dass der Bund öffentliche Aufträge vermehrt an junge, deutsche Unternehmen vergeben muss. Hierfür sollen seitens des Kompetenzzentrums Innovative Beschaffung, kurz KOINNO, ein E-Marktplatz sowie eine Vergabeplattform geschaffen werden. Und auch im Hinblick auf etwaige Börsengänge sind Änderungen geplant. So möchte man, um Start-ups für Investoren noch attraktiver zu machen, das Zulassungsregelwerk modernisieren und somit den Zugang erleichtern. Christian Miele, seinerseits Vorstandsvorsitzender des Start-up-Verbands, begrüßte in einem Gespräch mit dem Manager Magazin die Pläne von Wirtschaftsminister Habeck und blickt dementsprechend positiv gestimmt in die Zukunft: „Wird die Start-up-Strategie konsequent umgesetzt, leisten Start-ups zukünftig einen noch größeren Beitrag zu der wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Transformation unseres Landes“.
Die Ampel-Koalition scheint ihren Worten nun Taten folgen zu lassen. Es ist davon auszugehen, dass die geplante Start-up-Strategie dem Land langfristig einen deutlichen Innovations-Boost bescheren dürfte. Dementsprechend macht die Regierung einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.
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