Die EZB hat auf ihrer heutigen Sitzung die Zinssätze, die schon zuvor im negativen Bereich lagen, noch weiter gesenkt. Aber tiefere negative Zinsen, die die europäische Wirtschaft bereits nicht ankurbeln konnten, werden mit ziemlicher Sicherheit den Weg für einen andauernden langfristigen Rückgang der Gemeinschaftswährung freimachen.
Die Europäische Zentralbank führte im Juni 2014 negative Zinssätze ein. Die Theorie ging davon aus, dass die auf dem Kopf stehende Zinssatzpolitik die Wirtschaft ankurbeln würde. Banken, indem sie für das Horten von Bargeld bestraft werden, wären gezwungen, das Kapital wieder in das Währungssystem einzuführen, um Finanztransaktionen zu erleichtern und zu fördern. So gut die Theorie auch sein mag, ein Jahrzehnt gedämpftes Wachstum lässt vermuten, dass sie gescheitert ist.
Die beispiellose Politik der Zinsumkehr konnte die Teuerung nicht über das Hoch von 2011 treiben und nun gibt es Anzeichen auf ein Ende des Aufwärtstrends seit dem Tief von 2015.
Nach der Ifo-Prognose, dass Deutschland in diesem Quartal in eine Rezession geraten wird, zeigt die heutige Ankündigung der EZB, dass sie aggressiver die Geldpolitik lockert, wie durch eine Absenkung des Einlagesatzes, der Wiederaufnahme von Wertpapierkäufen und der Einführung gestufter Zinssätze für Einlagen der Banken.
Mit dem Euro schon jetzt in der Nähe eines Zweijahrestiefs, ist die extreme Lockerung der Geldpolitik schon eingepreist? Der Chart bietet hier etwas mehr Einblick.
Der Crash von 2008 traf die Gemeinschaftswährung hart und brachte sie in einen langfristigen Abwärtstrend, von dem sie sich nie erholt hat. Ein weiter gefasster Blick zeigt, wie relativ unbedeutend die Folgen der Klagen von US-Präsident Donald Trump über die Stärke des US-Dollars letztlich waren. Was damals als scharfer Dollarausverkauf galt, erwies sich als nichts anderes als eine technische Korrektur.
Der Euro befindet sich seit 2008 in einem Abwärtskanal, wobei die nächste angenommene Nachfrage auf der Grundlage vergangener Preisbewegungen voraussichtlich bei 1,1050 liegen wird. Sollte er darunter einbrechen, dann kommt die nächste Unterstützung beim 0,8500-Niveau, das niedrigste, das es je gab.
Handelsstrategien
Konservative Händler würden auf eine mögliche Rückkehr in Richtung 1,1100 am oberen Ende des seit Juni fallenden Kanals warten und sich auf eine Bestätigung des Trends gedulden.
Moderate Händler könnten auf einen Rücksetzer für einen besseren Einstieg warten, brauchen diesen aber nicht als Beleg für den Widerstand.
Aggressive Händler könnten shorten, wenn es in ihren Anlageplan passt.
Beispielposition
- Einstieg: 1,1050
- Stop-Loss: 1,1100
- Risiko: 50 pips
- Ziel: 1.0900
- Gewinn: 150 pips
- Risiko-Gewinn-Verhältnis: 1:3