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China: Klartext zu Zinsen - Rom: "Good Luck!" - UK: Bitte oder Drohung?

Veröffentlicht am 04.02.2021, 08:39
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2019 (05:59 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2004 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105.13. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,37. EUR-CHF oszilliert bei 1,0815.

Die Finanzmärkte liefern in der Gesamtbetrachtung Widerstandskraft. Damit spiegeln sie die ökonomische Resilienz trotz der Corona-Pandemie. Das passt. Dennoch ergibt sich keine Homogenität an den internationalen Aktienmärkten. Heute früh erlaubt sich der asiatische Aktienmarkt eine Auszeit, weil man fürchtet, dass China eine Zinstrendwende ins Auge fassen könnte. 

Ich erlaube mir, zu konstatieren, dass Zinserhöhungen aus ökonomischer Stärke faktisch kein Grund sind, Aktien abzustoßen, denn der wirtschaftliche Erfolg der Unternehmen, der sich in den Gewinnen niederschlägt, ist doch der Katalysator für die dann veränderte Zinspolitik (Kausalität). Eine brachiale Zinswende ist nahezu ausgeschlossen, da dann der Anstieg des Yuan massive kontraproduktive Wirkungen entfalten könnte. "Zinswendchen" sind lediglich die Krönung ökonomischen Erfolgs. Übrigens schaffen sie auch Kaufkraft durch Zinserträge. Das ist derzeit aber wohl zu intellektuell für die Märkte.

Während man in Asien ein reüssierende Wirtschaft erkennt, ist der Westen mit Hilfsprogrammen beschäftigt. Neben den USA, die auf Subventionen der Ökonomie angewiesen sind, bestimmte gestern auch Deutschland die Schlagzeilen. Die Koalition hat ein neues Corona-Hilfspaket auf den Weg gebracht, das ein Volumen von circa 7,5 Mrd. Euro hat. Damit sollen einkommensschwache Haushalte, der Kultursektor und die Gastronomie als auch Unternehmen unterstützt werden. Es ist richtig, die Strukturen zu schützen, die durch eine politisch verordnete Rezession in diesen Sektoren unverschuldet in Schieflage gebracht wurden.


Italien: "Good Luck Rome!" 

In Italien hat Präsident Mattarella den früheren EZB-Chef Draghi mit der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit beauftragt. Draghi zeigte sich zuversichtlich, eine Regierung bilden zu können, um die markanten Herausforderungen zu meistern. Präsident Mattarella hofft, dass eine von Draghi geführte Regierung aus unabhängigen Experten die Unterstützung der Parteien gewinnt. Von den Sozialdemokraten kam Zustimmung. Dagegen reagierte die Lega zunächst zurückhaltend. Die populistische 5 Sterne Partei, die in Umfragen deutlich an Boden verloren hat, verweigert Draghi bisher die Unterstützung. Die 5-Sterne Partei ist seit 2018 die stärkste Kraft im italienischen Parlament. 

Mario Draghi ist eine Chance für Italien. Eine Expertenregierung täte Italien gut, übrigens nicht nur Italien! Zudem hat er international Ansehen. Er ist in der Lage mutige Entscheidungen zu treffen ("Whatever it takes!"). Draghi hat in seiner Funktion in der EZB aber auch bewiesen, dass er Diplomat und Moderator sein kann.

Italien hätte mit Draghi eine Chance. Die Historie Italiens zeigt leider, dass man dort mit Chancen stiefmütterlich umgeht. "Good Luck Rome!"


UK: Forderungen mit Drohungen

Die Regierung in London hat die EU um eine Verlängerung der Schonfrist für Zollkontrollen im Warenverkehr zwischen Nordirland um dem übrigen Vereinigten Königreich gebeten. Das ist zunächst fraglos formvollendet.

Hintergrund: Als Teil des Brexit-Abkommens haben beide Seiten eine dreimonatige Schonfrist für Kontrollen von Lebensmittellieferungen von Großbritannien nach Nordirland vereinbart, um die Auswirkungen des britischen EU-Ausstiegs dort abzumildern und leere Regale in den Supermärkten zu vermeiden.

Die Ende März auslaufende Übergangsregelung für Supermärkte und ihre Lieferanten solle bis mindestens zum 1. Januar 2023 ausgedehnt werden, schlug Kabinettsminister Gove in einem Schreiben an die EU-Kommission vor. Laut London seien politische und nicht technische Lösungen nötig, um die Lieferprobleme in Nordirland im Zuge des Brexit zu lösen. 

Wir halten inne. Hatte London nicht laut und brüsk getönt, dass die technischen Probleme ein Kinderspiel seien? Hat man wieder einmal nach Vollmundigkeit vollständig versagt und verlagert jetzt faktisch Verantwortung Richtung Brüssel?

Sollte der britische Vorschlag abgelehnt werden, müsse die Regierung in London laut Gove alle zur Verfügung stehenden Mittel in Betracht ziehen. 

Also hier mäandert die Bitte in einen Vorschlag mit einer gleichzeitigen Drohung. "Chapeau!" Premierminister Johnson würde notfalls auf Artikel 16 des Nordirland-Protokolls zurückzugreifen, der einseitige Schutzmaßnahmen ermögliche.

Als anglophiler Hamburger Jung, der in Bremen arbeitet, bin ich fassungslos über das Niveau, das hier offeriert wird.

Brüssel ist gut beraten, Emotionalisierungen und Provokationen, die im britischen Politikstil seit Jahren erkennbar ist, zu ignorieren und die eigenen Interessen, aber auch die Interessen der Menschen im UK im Fokus zu haben.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Die Einkaufsmanagerindices von Markit fielen in der Eurozone, dem UK und in den USA in ihrer finalen Fassung per Januar besser aus als erwartet. Das Thema Resilienz ist in den Ökonomien ob der Anfechtungen durch Corona bemerkenswert ausgeprägt.


Eurozone: Inflation auch getragen von Basiseffekten

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors stellte sich laut finaler Berechnung per Januar auf 45,4 Punkte (Prognose und vorläufiger Wert bei 45,0). In der Folge lag der Composite Index final bei 47,8 Zählern (Prognose und vorläufiger Wert bei 47,5).

Die Verbraucherpreise der Eurozone nahmen laut Erstschätzung per Januar im Jahresvergleich um 0,9% (Prognose 0,5%) nach zuvor -0,3% zu. Die Kernrate verzeichnete einen Anstieg von zuvor 0,2% auf 1,4% (Prognose 0,9%).

Die Erzeugerpreise der Eurozone legten per Dezember im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose 0,7%) nach zuvor 0,4% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 1,1% (Prognose -1,2%) nach zuvor -1,9%.

In Irland sank die Arbeitslosenquote per Januar von zuvor 7,2% auf 5,8% und markierte damit den niedrigsten Wert seit September 2020.


UK: Schwach, aber nicht ganz so schwach 

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors stellte sich laut finaler Berechnung per Januar auf 39,5 Punkte (Prognose und vorläufiger Wert bei 38,8). In der Folge lag der Composite Index final bei 41,2 Zählern (Prognose und vorläufiger Wert bei 40,6).


USA: Quantitativ starke Daten

Laut dem ADP Beschäftigungsreport (Privatwirtschaft) wurden per Januar 174.000 Jobs geschaffen (Prognose 49.000, Vormonatswert von -123.000 auf -78.000 revidiert). Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors stellte sich laut finaler Berechnung per Januar auf 58,3 Punkte (Vorläufiger Wert bei 57,5). In der Folge lag der Composite Index final bei 58,7 Zählern (Vorläufiger Wert bei 58,0). Der ISM-Dienstleistungsindex verzeichnete per Januar einen Anstieg von zuvor 57,7 (revidiert von 57,2) auf 58,7 Punkte (Prognose 56,8).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Positionierung EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2200 - 1.1910 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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