China ist nicht nur gemessen an seiner Bevölkerungsdichte das größte Land der Welt, sondern auch der Top-Verbraucher diverser Bodenschätze, darunter Kupfer. Das verwundert nicht: Für technische Infrastruktur und Industrie im eigenen Land sowie für die Produktion von Tech-Artikeln wird eine entsprechend enorme Menge des Rohstoffs benötigt. Der muss seinerseits eingekauft werden. Im Fokus der Chinesen steht dabei weiterhin vor allem Afrika. Doch auch Projekte in der Neuen Welt wecken das Interesse asiatischer Investoren.
Unter den Basismetallen ist Kupfer nicht erst seit Neuestem das mit der spektakulärsten Performance. Allein seit Anfang der Woche verbuchte der Kurs einen Anstieg um mehr als 500 USD pro Pfund. Bei der langfristigen Preisentwicklung spielt das Zusammentreffen einer sich öffnenden Versorgungsschere zwischen zu wenig neuen Entdeckungen und zurückgegangenem Output und einer stetig wachsenden, vor allem durch die wachsende Elektrifizierung bedingten Nachfrage zusammen.
Großverbraucher China
Es erstaunt wenig, dass die Volksrepublik China auf der Nachfrageseite die absolute Spitzenposition einnimmt. Die Nation benötigt (so der aktuelle Stand) jährlich etwa 14 Millionen Tonnen Kupfer. Das ist mehr, als sämtliche anderen Länder der Welt zusammen an Bedarf gegenüberstellen. Das inländische Angebot belief sich in 2020 indes nur auf bescheidene zwei Millionen Tonnen, Recycling-Kupfer aus Schrott bereits mitgerechnet. Zugleich stagniert die Förderung aus chinesischen Produktionsstätten. Die Folgen sind klar: Die Versorgungslücke klafft bedrohlich im Reich der Mitte. China steht also vor gewaltigen Herausforderungen.
Beeindruckende Statistik
Dies ist ein Thema, das am 13. Oktober auf dem „Wood Mackenzie LME Forum“ diskutiert wurde, das dieses Jahr als virtuelle Veranstaltung stattfand. Der Forschungsdirektor für Kupfermärkte, Nick Pickens, legte dort anschauliche Auswertungen zu asiatischen Kupfer-Marktlage vor.
Der aktuelle chinesische Bedarf wird demnach zurzeit zu etwa 40 Prozent durch importiertes Kupferkonzentrat gedeckt. Zugeliefert werden diese Konzentrate aus etwa 30 Minen in chinesischem Besitz, vor allem in Afrika. Mit seinen Importzahlen stellt China mittlerweile jährlich neue Rekorde auf. Allein in der letzten Dekade haben sich die Einfuhren mehr als verdoppelt.
China geht „shoppen“: Investments in Übersee
Das vergangene Jahrzehnt zeigt aber auch eine weitere Entwicklung: Neben seinen eigenen Bergbauprojekten tritt China vermehr als Investor in Kupferunternehmen und Anlagen in Übersee auf. Mehr als 16 Milliarden USD sind seit 2010 in große Kupferdeals geflossen.
Besonders spektakulär bei diesen Geschäften war beispielsweise der Kauf von Freeports Mine „Tenke Fungurume“ durch China Moly im Jahr 2016 (stolzer Kaufpreis; 2,65 Milliarden USD), des weiteren die Bildung eines kanadisch-chinesischen Joint-Ventures zwischen Zijin Mining und Ivanhoe Mining in Sachen „Kamoa-Kakula“ im Jahr 2015 (beides Projekte in der Demokratischen Republik Kongo) sowie der Erwerb von „Las Bambas“ in Peru durch ein chinesisches Konsortium vom Branchen-Riesen Glencore (LON:GLEN) im Jahr 2014.
Der Blick nach Japan
Chinesischen Einkaufstouren zum Trotz: Ein anderes asiatisches Land hat mit seiner eigenen Strategie die langfristige Versorgung seiner Industrie bereits auf wesentlich sicherere Füße gestellt. Japan setzt auf Minderheitsbeteiligungen und Joint-Ventures: Bekannte Unternehmen wie Sumitomo, Mitsui und Marubeni sorgen dafür, dass sich 70 Prozent des importierte Kupferkonzentrats in japanischem Besitz befinden.
In China hingegen decken sich nur 20 Prozent des Konzentrat-Bedarfs durch chinesische Übersee-Unternehmen und Beteiligungen, wenn auch die absoluten Mengen, dem Maßstab entsprechend, mit etwa 1,2 Millionen Tonnen Metall viel größer ausfallen als in Japan.
Investmentrisiken durch Südamerikas Politik?
Auf dem Wood Mackenzie LME Forum äußerte Pickens noch einen anderen Aspekt, der nicht nur für asiatische Kupferkäufer von Belang ist: Die politische Situation in südamerikanischen Förderländern wie Peru und Chile könnte künftig Auswirkungen auf die Produktionssituation haben.
Bezüglich ihrer Fördermengen sind diese beiden Nationen führend; innenpolitisch bleibt aktuell jedoch abzuwarten, wie sich die neu gewählten Regierungen in Bergbaufragen positionieren und welchen Einfluss das auf Förderbetriebe, rechtliche Rahmenbedingungen und Investmentchancen hat. Erst im Sommer hatte in Peru der linksgerichtete Präsidentschaftskandidat Pedro Castillo mit hauchdünnem Vorsprung das Rennen gemacht. In Chile steht die Wahl im November 2021 noch aus.
Zugleich dürften südamerikanische Fördernationen aus der „zweiten Reihe“, etwa Ecuador oder Argentinien, als spannende Alternativen in den Fokus der Investoren geraten. Nicht zuletzt sind auch nordamerikanische Kupferprojekte einen Blick wert, auch in mittelfristiger Perspektive. In Mexiko oder Kanada beispielsweise sind Junior-Explorer wie Oroco Resource Corp. (TSXV:OCO) (TSX-V:OCO) oder Kodiak Copper Corp. (TSXV:KDK) (TSX-V:KDK) spannenden Ressourcen auf der Spur.
Wer hat die Nase vorn in Afrika?
Attraktiv bleiben zudem vor allen die afrikanischen Kupferbodenschätze: Im sogenannten „zentralafrikanischen Kupfergürtel“ lagern nach wie vor enorme Reserven. Allerdings erhöht sich die Sorgfalt mancher afrikanischen Staaten in Sachen Geschäftsbeziehungen: In der demokratischen Republik Kongo zum Beispiel wird immer noch der „Sicomines“-Deal aus dem Jahr 2007 aufgearbeitet, der auf dem Modell „Mineralien für die Infrastruktur“ aufbaute und zum Nachteil der Produzenten ausfiel.
Des Weiteren drängt mächtige Konkurrenz aus dem Westen nach: Der australisch-britische Major BHP (ASX:BHP) ließ kürzlich verlautbaren, dass man auch Kupfer-Investments in Sambia oder eben der Demokratischen Republik Kongo in Betracht zöge.
Somit bleibt weiterhin spannend, wie der Großverbraucher China seinen Nachschub regelt – und wie der Rest der Welt auf neue Angebote und politische Neujustierungen reagiert.