Unten findest du zehn Szenarien, die im kommenden Jahr die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft ordentlich durcheinanderwirbeln könnten. Bitte versteh das nicht als konkrete Vorhersagen, sondern eher als mögliche Wendungen in der globalen Wirtschafts- und Geopolitik, mit denen aktuell kaum jemand rechnet. Für jedes Szenario geben wir vorsichtig eine Wahrscheinlichkeit an (hoch, mittel, gering), damit du einschätzen kannst, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich wir es halten.
Jetzt, da 2024 fast hinter uns liegt, sind wir generell zuversichtlich für risikoreiche Anlagen im Jahr 2025. Warum? Vor allem, weil wir eine robuste Weltkonjunktur erwarten, kombiniert mit deutlichen Gewinnzuwächsen bei den Firmen aus dem S&P 500 und tendenziell niedrigeren Realzinsen in entwickelten Volkswirtschaften.
Trotz dieser Zuversicht lohnt es sich, wachsam zu bleiben. Selbst wenn die Aussichten solide sind, heißt das keineswegs, dass die weltweiten Aktienmärkte auf Rosen gebettet sind. Deshalb haben wir eine Liste mit zehn potenziellen Überraschungen zusammengestellt, die das Potenzial haben, 2025 maßgeblich zu prägen – entweder zum Positiven oder Negativen. Bevor wir uns diese Szenarien genauer ansehen, lass uns jedoch kurz auf die Punkte zurückblicken, die 2024 geformt haben.
Rückblick auf einige Schlüsselereignisse 2024
Ein echtes Highlight war die sensationelle Kursrally von Bitcoin auf über 100.000 US-Dollar. Damit platzte die Kryptowährung in die Depots und Konten zahlreicher Privatbanken. Gleich elf Bitcoin-(Spot)-ETFs bekamen im Januar grünes Licht von der US-Börsenaufsicht SEC und zogen in rasanter Geschwindigkeit über 40 Milliarden US-Dollar an neuen Einlagen an. Gemeinsam verwalten sie inzwischen fast so viel Vermögen wie die :Gold ETFs. Gleichzeitig weht nun im Weißen Haus zum ersten Mal ein deutlich krypto-freundlicher Wind, da mehr als 300 Abgeordnete und Senatoren in den USA digitale Vermögenswerte befürworten. Kurz gesagt: Die Welt der Kryptowährungen erlebte 2024 einen gewaltigen Schub in puncto Akzeptanz und Regulierung.
Auf der Inflationsseite sahen wir 2024 in den USA fortlaufend nachlassenden Preisdruck, aber Vorsicht: Gegen Jahresende meldete sich die Teuerung wieder. Im Oktober kletterte Core PCE, der von der Fed besonders bevorzugte Inflationsmaßstab, auf 2,8 %, was den höchsten Stand seit April markierte und zeigte, dass Inflation noch immer ein Thema bleibt.
Politisch stand die US-Präsidentschaftswahl im Zentrum: Der erwartete „Biden vs. Trump“-Showdown blieb jedoch aus, da Joe Biden aus gesundheitlichen Gründen ausschied. Kamala Harris ging für die Demokraten ins Rennen – und der Rest ist Geschichte …
Daneben fanden echte Schocker statt:
- Donald Trump überlebte einen Anschlag und errang mit Elon Musks lautstarker Unterstützung einen überwältigenden Sieg, wodurch die Republikaner einen Triumphzug feierten.
- Die US-Notenbank Fed senkte die Leitzinsen nicht so stark, wie viele erhofft hatten. Grund dafür war die weiterhin robuste Konjunktur und ein stabiler Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten.
- Gold kletterte ungeachtet steigender Realzinsen und eines festen US-Dollars plötzlich auf beinahe 2.700 US-Dollar pro Unze. Gleichzeitig schraubten die „Mag 7“-Tech-Giganten den Gesamtwert des S&P 500 um fast 10 Billionen US-Dollar nach oben. Die Volatilität am Markt blieb ungewöhnlich niedrig und lag für den S&P 500 bei einer realisierten Schwankungsbreite von nur 12,5 %.
- Die Renditen für französische Staatsanleihen glichen sich zeitweise dem Niveau Griechenlands an, was lange Zeit unvorstellbar schien. Darüber hinaus geriet der Russische Rubel weiter unter extremen Druck.
- In Argentinien kam Javier Milei mit seiner radikalen „Schocktherapie“-Politik erstaunlich gut voran. Der argentinische Börsen-ETF avancierte folglich zum absoluten Überflieger des Jahres 2024.
Nach diesen Entwicklungen wollen Anleger natürlich wissen: Was könnte 2025 bringen? Im Folgenden stellen wir zehn mögliche Überraschungen vor, die jede für sich eine starke Marktrelevanz entfalten könnte.
SURPRISE #1: TRUMP 2.1
[Wahrscheinlichkeit: Mittel]
Donald Trump hat sich in seiner zweiten Amtszeit scheinbar ganz den Zöllen verschrieben und plant drastische Importabgaben zwischen 10 und 20 %, bei Waren aus China sogar bis zu 60 %. Das könnte weltweit für Verzerrungen sorgen. Angenommen, er erkennt plötzlich, dass der inflationsfördernde Effekt von Zöllen die US-Wirtschaft zu stark belasten könnte – dann wäre ein Kurswechsel in Richtung einer behutsameren Handelspolitik, sprich „Trump 2.1“, durchaus denkbar.
Kurz nach seinem Amtsantritt erhöht Trump Zölle, doch nur wenige Monate später streckt er die Hand zu Peking aus und zeigt Interesse an einem weitreichenden Handelsabkommen mit China, das seit seiner ersten Amtsperiode 2017 nicht mehr ganz so abhängig von US-Exporten ist. China befindet sich in einer wirtschaftlichen Flaute und hat Probleme im Immobiliensektor. Daher könnten Zugeständnisse an die USA diesmal viel leichter fallen. Zusätzlich hat sich Chinas Wirtschaftspolitik merklich in Richtung Binnenmarkt verlagert. Ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten passt zu dieser Neuausrichtung.
Folglich kommt es zu einer Lockerung bei diversen Zöllen, was den bilateralen Handel spürbar belebt. Das entlastet auch die politische Lage rund um Taiwan, geistiges Eigentum und das Kräftemessen zwischen US-Dollar und Yuan auf Weltebene. Gleichzeitig wirbt die EU um ähnlich attraktive Zollabkommen mit China. Für die USA mindert sich importierte Inflation, was es der Fed erlaubt, ihren Zinskurs etwas zu dämpfen. US-Investoren blicken wieder optimistischer auf den chinesischen Aktienmarkt, der nach langer Schwächephase auf einmal Schwung aufnimmt.
SURPRISE #2: DIE US-WIRTSCHAFT ERLEBT „SLUGFLATION“
[Wahrscheinlichkeit: Mittel]
Unter der neuen Führung in Washington wird die Einwanderungspolitik gelockert, sodass die Arbeitslosenquote stabil unter 4,5 % bleibt. Parallel dazu bekommt Chinas Wirtschaft unerwartet Rückenwind, was die Rohstoffpreise anheizt und den Ölpreis Stück für Stück nach oben treibt. In der Folge bleibt die Inflation über der Zielmarke der Fed – hartnäckiger als erhofft.
Da sie die Teuerung nicht komplett aus dem Fokus verlieren will, kann die US-Notenbank die Zinsen nur behutsam senken. Diese anhaltend straffere Geldpolitik dämpft die US-Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2025. Die Mischung aus schwachem Wirtschaftswachstum bei weiterhin erhöhter Inflation – liebevoll „Slugflation“ genannt – schmälert die Gewinnmargen vieler Unternehmen. Der S&P 500 gerät in eine tiefe Korrektur.
Gegen Jahresende rutscht die US-Wirtschaft in eine Rezession und das Budgetdefizit klettert kurzzeitig auf über 10 % des BIP. Da das US-Finanzministerium enorme Mengen an Treasuries platzieren muss, steigen die Renditen auf zehnjährige Anleihen auf 5,5 %. Infolgedessen schlittern klassische 60/40-Portfolios in eine schwierige Phase, da sowohl Aktien- als auch Anleihekurse unter Druck geraten.
Im vierten Quartal 2025 beendet die US-Notenbank abrupt das sogenannte Quantitative Tightening und überrascht die Märkte, indem sie ihrerseits kurzzeitig wieder auf Quantitative Easing umschaltet – und das, obwohl sie zuvor versprochen hatte, am Inflationsziel festzuhalten.
Quelle: Apollo
SURPRISE #3: „DOGE“ BREITET SICH WELTWEIT AUS
[Wahrscheinlichkeit: Gering]
Im Januar starten Elon Musk und Vivek Ramaswamy die Initiative „Department of Government Efficiency“ (DOGE), deren Ziel es ist, den öffentlichen Sektor in den USA radikal zu entschlacken. Die Vorgabe: 25 % weniger Staatsbedienstete und ein Ende des Remote-Arbeitsmodells. Die Folge ist eine Flut an freiwilligen Kündigungen, weil sich viele Angestellte gegen die Rückkehr ins Büro entscheiden, ähnlich wie bei Dell (NYSE:DELL), das kürzlich ebenfalls Homeoffice-Regeln strich.
Erstaunlicherweise findet dieses Modell weltweite Nachahmer, darunter Argentinien. Überall stoßen ähnliche Reformen auf viel Anklang, steigern die Produktivität und drücken die Finanzierungskosten für Staaten – weil die Märkte geringere Ausgaben positiv bewerten. Und das nicht nur auf Regierungsebene: Viele Konzerne ziehen nach und erarbeiten ihre eigenen „DOGE“-Varianten, wodurch Firmen effizienter werden.
In Europa allerdings kippt die Stimmung schnell. In Frankreich wächst der Protest in der Bevölkerung, als die Regierung ähnliche Reformpläne vorstellt. Der Widerstand ist so groß, dass Emmanuel Macron zurücktritt und ein neuer, populistisch geprägter Regierungsstil die Macht übernimmt.
Quelle: Tomas Cuest, Getty Images
SURPRISE #4: DEUTSCHLAND BEFÜRWORTET EIN KONJUNKTURPAKET
[Wahrscheinlichkeit: Gering]
Die Neuwahlen in Deutschland am 23. Februar 2025 führen zu einer von der CDU dominierten Koalition, die sich darauf verständigt, die Schuldenbremse flexibler zu gestalten. Damit eröffnet sich Raum für ein umfangreiches Investitions- und Konjunkturprogramm, das dringend benötigt wird, um die stagnierende Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.
Gleichzeitig zeigt sich die Regierung in Berlin offen dafür, über gemeinschaftliche europäische Anleihen zu diskutieren. Diese Mittel sollen laut einem Konzept von Mario Draghi eingesetzt werden, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in der Europäischen Union zu stärken. Deutschland wie auch die gesamte Eurozone profitieren davon, da die Konjunkturimpulse die Stimmung heben. Allerdings nimmt dadurch der Schuldenstand im Euroraum zu.
Durch die anziehende Inlandsnachfrage steigen die Preise. Die EZB sieht sich daher gezwungen, ihre geldpolitische Lockerung eher zu beenden. An den Märkten werden höhere Zinsen für europäische Staatsanleihen gefordert. Grund sind unter anderem gestiegene Wachstumserwartungen, größerer Finanzierungsbedarf und damit einhergehend ein höherer Renditewunsch der Investoren.
SURPRISE #5: BRICS+ WECHSELN ZU BITCOIN ALS ALTERNATIVE ZUM DOLLAR
[Wahrscheinlichkeit: Gering]
Anfang 2024 gründen die Staaten der sogenannten „BRICS“ (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) ein gemeinsames Zahlungssystem auf Basis digitaler Währungen und Blockchain-Technologie. Damit wollen sie sich Schritt für Schritt vom US-Dollar lösen sowie geopolitische Risiken minimieren. Durch die Umgehung von Netzwerken wie SWIFT, die angesichts internationaler Spannungen potenziell einseitig blockiert werden könnten, verschaffen sie sich mehr Autonomie.
Die Idee klingt verlockend, dennoch bleibt vieles ungeklärt: Wie verbindet man die diversen digitalen Zahlungsmittel, und wie gewährleistet man Sicherheits- und Datenschutzstandards, wenn so viele Länder involviert sind?
Nach mehreren Gipfeltreffen zu Beginn des Jahres 2025 entscheiden sich die BRICS-Nationen jedoch überraschend, Bitcoin als globale Leitwährung einzuführen. Die Kryptowährung ist neutral, bietet eine nicht manipulierbare Geldpolitik und lässt sich mittels Lightning Network bereits gut skalieren. Als weitere Schwellenländer folgen, steigt die Nachfrage nach Bitcoin rasant. Selbst die USA, Europa und China beginnen, Bitcoin in ihre Zentralbankreserven aufzunehmen. Prompt schießen die Preise in astronomische Höhen und erreichen sagenhafte 500.000 US-Dollar.
Im gleichen Atemzug sieht sich die EZB durch andere Maßnahmen wie Konjunkturprogramme ohnehin unter Zugzwang, sodass sie ihre Zinslockerungen einstellt. An den europäischen Rentenmärkten geraten Staatsanleihen unter Druck, weil Investoren deutlich höhere Zinsen verlangen, sobald sie von robusterer Konjunktur und erhöhtem Emissionsvolumen ausgehen.
Quelle: Kitco
SURPRISE #6: VOM „MAG7“-HYPE ZUR „LAG7“-ERNÜCHTERUNG
[Wahrscheinlichkeit: Mittel]
Anfangs standen US-Technologiekonzerne wie Nvidia (NASDAQ:NVDA) klar im Rampenlicht. Ihre Grafikprozessoren (GPUs) sind essenziell, um riesige KI-Modelle zu trainieren – wie beispielsweise jene von OpenAI für ChatGPT.
Allerdings bleibt Chinas eigener Halbleitersektor nicht untätig. US-Restriktionen spornen Peking nur an, rasch zum Gegenschlag auszuholen. Huawei hat mit seiner Tochter HiSilicon bereits mehrere leistungsstarke Chips (Ascend 910B und bald 910C) am Start, die laut Medienberichten Nvidias H100 beinahe ebenbürtig sind. Im jüngsten Geschäftsbericht von Nvidia taucht Huawei explizit als potenzieller Wettbewerber auf.
Mitten im Jahr 2025 registrieren die Märkte, dass Nvidia auf ernsthafte chinesische Konkurrenz trifft. Die Anleger zeigen sich zunehmend nervös und trennen sich von Tech-Schwergewichten, die als überbewertet gelten. Der Kurs von Nvidia taucht heftig ab und reißt die anderen Vertreter der US-Tech-Elite – bis dato als „Magnificent 7“ bezeichnet – mit nach unten. Aus „Mag7“ wird kurzum die „Lag7“, weil die Erwartungen sich als zu hoch gegriffen entpuppen.
Quelle: Rich Washburn
SURPRISE #7: KONFLIKT ZWISCHEN DEN USA UND OPEC+
[Wahrscheinlichkeit: Hoch]
Der neue US-Finanzminister Scott Bessent verfolgt die „3-3-3“-Strategie:
- Defizit runter auf 3 % des BIP bis 2028,
- Wachstum auf 3 % steigern,
- Täglich 3 Millionen Barrel mehr Öl fördern.
Zuvor hatte die OPEC+ bewusst die Fördermenge begrenzt, um ein Überangebot zu vermeiden und die Preise für ihre Mitglieder stabil zu halten. Allerdings übertrifft die US-Rohölförderung seit Jahren alle Rekorde und gewinnt stetig Marktanteile.
Kaum setzt Bessent sein neues Konzept um, reagiert die OPEC+ mit einem Gegenangriff. Sie erhöht ihre Produktion massiv und überschwemmt den Markt förmlich mit Öl. Daraufhin fällt der Ölpreis zügig auf 50 US-Dollar pro Barrel. Das erzeugt nicht nur Spannungen zwischen den USA und den Erdölproduzenten, sondern könnte auch zahlreiche Schieferölprojekte in den Vereinigten Staaten in Schwierigkeiten bringen, da deren Produktionskosten oftmals höher liegen.
Quelle: The Economist
SURPRISE #8: NAHEZU KEINE INFLATION IN EUROPA, SCHWEIZ KEHRT ZU NEGATIVZINSEN ZURÜCK
[Wahrscheinlichkeit: Hoch]
Politische Krisen in Deutschland und Frankreich lähmen 2025 große Teile der Eurozone. Koalitionsbildungen scheitern, Reformen bleiben aus. Die Wirtschaft rutscht in eine Flaute, und die Inflation nähert sich der Nulllinie. Um ein Auseinanderbrechen der Währungsunion zu verhindern, wagt die EZB den Schritt zurück in eine ultralockere Geldpolitik mit stark gesenkten Zinsen und zusätzlichen Anleihekäufen (QE).
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) geht sogar noch einen Schritt weiter: Da sie niedrige Teuerungsraten verzeichnet und den Franken als überbewertet ansieht, führt sie erneut Negativzinsen ein. Dennoch steigt der Wert des Frankens weiter. Gegen Ende 2025 steht der Euro zum Franken teilweise nur noch bei 0,85. Ein dramatischer Kursverfall, der einmal mehr beweist, wie sehr Investoren auf sichere Häfen setzen.
SURPRISE #9: EIN GROSSER FONDS SCHEITERT
[Wahrscheinlichkeit: Hoch]
Die wachsende Konzentration auf wenige „Magnificent 7“-Aktien, die massive Ausbreitung von 0DTE-Optionen (die bereits am selben Tag verfallen), ungewöhnlich ruhige Volatilitäten und wirre Preisausschläge bei Währungen und Rohstoffen – all das könnte 2025 den perfekten Sturm entfesseln. Ein bedeutender Hedgefonds sitzt möglicherweise auf hochriskanten Positionen, die sich gegenseitig absichern sollen. Kippt ein dominanter Kurs, löst das eine Kettenreaktion im Portfolio aus. Es drohen Zwangsverkäufe und ein sprunghafter Anstieg der Marktvolatilität.
Solche Episoden, ob Flash Crash 2015, LTCM-Kollaps 1998 oder „Volmageddon“ 2018, sind selten, aber die aktuellen Marktbedingungen sind ähnlich explosiv. Dieser einzelne Unfall könnte eine Welle der Panik auslösen, bei der sich Liquiditätsengpässe schnell in anderen Märkten bemerkbar machen. Genau dadurch könnte sich eine Kaskade an erzwungenen Glattstellungen aufbauen, die auch solide Unternehmen in Mitleidenschaft zieht.
Quelle: Nomura (TYO:9716)
Ausblick und abschließende Einschätzung
Wie du siehst, haben wir eine ganze Palette an möglichen Wendungen für das Jahr 2025 herausgearbeitet. Hier geht’s nicht um „sichere“ Prognosen, sondern um Eventualitäten, die völlig jenseits der heutigen Markterwartungen liegen – die jedoch, wenn sie eintreffen, alles auf den Kopf stellen können. Ob es eine rasche Annäherung von USA und China ist, ein offener Preiskrieg am Ölmarkt, eine Abkehr vom US-Dollar im großen Stil oder der Zusammenschluss europäischer Staaten zu neuen Konjunkturprogrammen – das kommende Jahr könnte so einige Türchen öffnen, die wir heute nur schemenhaft erkennen.
Wer investiert, sollte sich nicht allein auf den allgemeinen Konsens verlassen, sondern einen Plan B (oder C) parat haben. Aufwärtsphasen und Krisen bergen gleichermaßen Chancen. Eine robuste globale Wirtschaft mag im Hintergrund weiterlaufen, aber die zahlreichen Unsicherheiten in der Außen- und Geldpolitik können jeden Moment das Kräfteverhältnis an den Märkten ins Wanken bringen.
Vielleicht ist eine Strategie mit Schwerpunkt auf defensive Sektoren – etwa Gesundheit oder Basiskonsum – eine Möglichkeit, während man parallel nach Wachstumschancen Ausschau hält, die bei Technologie-Unternehmen immer noch enorm sein können. Doch genau dort lauert das Risiko, wie wir beim Beispiel Nvidia und Huawei gesehen haben. Auch geopolitische Sonderthemen wie Argentinien oder die „BRICS mit Bitcoin“ öffnen neue Türen, sind aber definitiv nicht frei von regulatorischen oder wirtschaftlichen Stolpersteinen.
Darüber hinaus zeigt uns die potenzielle Volatilität an Zins- und Devisenmärkten sehr deutlich, wie sensibel das globale Finanzsystem auf Fiskal- und Geldpolitik reagiert. Ob Europa wieder Negativzinsen sieht oder die Fed in einer Krise schlagartig Liquidität zur Verfügung stellt: Von Vorhersehbarkeit in der Geldpolitik kann keine Rede mehr sein. Ein langfristiger Fokus auf stabile Unternehmen und eine sorgsame Risikosteuerung dürften in unsicheren Zeiten wichtig bleiben.
Manche Investorinnen und Investoren behaupten, gerade in unruhigen Zeiten ergeben sich die besten Investmentgelegenheiten, da starke Kursschwankungen Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten eröffnen. Andere warnen, dass genau diese Unbeständigkeit das Risiko steigert, sich zwischen Rezession, Inflation und geopolitischen Konflikten zu verzetteln. In jedem Fall lohnt es sich, die Augen offen zu halten und potenzielle Extremfälle nicht auszublenden. Denn nichts ist fataler, als vom Kurs abzukommen, nur weil man sich zu sicher fühlte.
Letztlich erweist sich die wahre Qualität eines Portfolios dann, wenn ein unvorhergesehenes Ereignis tatsächlich Realität wird – und wir sehen, wie rasch sich Gegebenheiten drehen können. Sollten diese oder ähnliche Überraschungen eintreten, ist schnelles Umdenken vonnöten, doch wer sich zuvor mit den Risiken auseinandergesetzt hat, steht eindeutig besser da.
Wenn auch nur ein Teil der hier vorgestellten Szenarien eintritt, wird das Jahr 2025 garantiert nicht langweilig. Bleib wachsam und flexibel, und vielleicht bist du es dann, der die Marktchancen nutzt, während andere noch rätseln, was da gerade passiert.