Eine deutsche Vorzeige Industrie wankt. Daimler (DE:DAIGn) sorgt zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit mit einer Gewinnwarnung für Schlagzeilen. Satte 1,6 Mrd. Euro operativer Verlust stehen in Q2 voraussichtlich in den Büchern. Während die internationale Konkurrenz technische Innovation Richtung E-Auto und Wasserstoffantrieb vorantreibt, sind Daimler und Co. damit beschäftigt ihre einstige “Software Innovation” der ganz besonderen (betrügerischen) Art unter Kontrolle zu bekommen. Hinzu kommen Qualitätsproblem und Absatzschwäche. Bahnt sich hier ein Schrecken ohne Ende an?
Daimler zollt Tribut - Diesel-Skandal, Qualitätsprobleme und schwacher Absatz
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Eine altbekannte Weisheit, die bei Daimler aktuell deutlicher nicht zutreffen kann. Leider, muss man fast schon sagen, sind die aktuellen Probleme hausgemacht. Es grenzt schon fast in den Bereich der Fabeln, dass das Management von der “Software Innovation” zur Senkung der Abgaswerte nichts gewusst haben soll, vor allem weil diese offensichtlich wohl industrieweit eingesetzt wurde.
Hinzu kommen Qualitätsprobleme, die im Bereich Airbag zu kostenintensiven Rückrufen geführt haben und das Überprüfen der Van Sparte. Als Anleger könnte man sich die Frage stellen, was funktioniert eigentlich noch bei Daimler?
Daimler scheint ordentlich zu kränkeln und das in verschiedenen Bereichen, was wiederum korrektive Maßnahmen u.a in Form von Umstrukturierungen nach sich ziehen dürfte, sprich der Vorstand muss den Fokus gleichzeitig auf verschiedene Bereiche legen und mit der Heilung des Patienten umgehend beginnen, zumal Daimler rund um E-Mobilität oder Wasserstoffantrieb auch nicht gerade mit Innovationen um sich wirft und allem Anschein nach hinterherläuft.
Daimler auch im quantitativen Check kein Wachstumswert
Definitiv hatte Daimler seit 2010 mehr oder weniger fette Jahre bezüglich Gewinnwachstum. Der Gewinn konnte bis Ende 2017 kontinuierlich gesteigert werden. Nachdem 2015 der Abgas Skandal bei VW (DE:VOWG) öffentlich wurde, holt diese “innovative” und vor allem betrügerische Software jetzt auch Daimler ein. Der Gewinn pro Aktie fällt bereits seit 2018 und gipfelt nun vorläufig in 1,6 Mrd. Euro Verlust in Q2, ausgelöst durch die Rückstellung für die im ersten Abschnitt angesprochenen Probleme, die es zu lösen gilt.
Aus Sicht der Investoren und Anleger positiv zu erwähnen, ist das kontinuierliche Dividendenwachstum, welches aber voraussichtlich 2019 nicht eingehalten werden kann.
Positiv sieht bei Daimler allerdings die Umsatzentwicklung seit 2010 aus. Stetig ist der Konzern gewachsen, konnte seine operative Marge auch annähernd konstant halten, wenn diese bei deutlich unter 10% nicht gerade als stark zu bewerten ist. Wie sich hier die aktuelle Absatzschwäche auswirken wird bleibt abzuwarten.
Der Chart bestätigt Daimlers Probleme
Nein, auch der Chart kaschiert die Probleme nicht, allerdings scheinen die Investoren und Anleger das schlechte Geschäftsjahr bereits eingepreist zu haben. Zumindest teilweise, denn nach anfänglich starken Verlusten konnte sich die Aktie wieder ein Stück weit erholen, was die relativ lange Lunte der Wochenkerze zeigt. Es bleibt abzuwarten, wie die Aktie in die neue Woche startet.
Aus Sicht des Trends befindet sich die Aktie klar in einem Abwärtstrend, auf dem Weg die Kanal Unterseite zu testen. Ziele liegen hier zunächst bei 38,14 Euro und dann bei 35,14 Euro.
Genauer zu sehen ist das Halten der Aktie an der Tages Kerze vom vergangenen Freitag, als die erneute Gewinnwarnung veröffentlicht wurde. Nach einem anfängliche deutlichen Gap nach unten wurde die Aktie wieder stark gekauft und hat deutlich höher geschlossen als eröffnet wurde.
Auch auf Tagessicht ist die Aktie in einem Abwärtstrend. Dieser wird erst neutralisiert, wenn die Aktie über 50,25 Euro steigt.
Der Stochastik Indikator ist überverkauft, ohne dabei ein Long Signal zu erzeugen. Der MACD ist nach wie vor negativ einzuschätzen und die gleitenden Durchschnitte haben durch Kreuzen ein Verkaufssignal erzeugt. Die Bollinger Bänder öffnen sich aufgrund der gestiegenen Volatilität, was darauf schließen lässt, dass die Abwärtsbewegung möglicherweise weitergehen wird.
Auf der Stunde verharrte die Aktie nach dem Gap Down und wieder zurück im Preisbereich zwischen 45,85 Euro und 46,65 Euro weiter im Abwärtstrend. Aktuell liegt auf Stundenansicht weder ein Signal zum Verkauf, noch ein Signal zum Kauf vor.
Stochastik und MACD sind aktuell noch ansteigenden, während die Durchschnitte auf Short stehen. Die Bollinger Bänder ziehen sich zusammen und deuten darauf an, dass sich die Aktie etwas ausruht, bevor ein nächster Impuls gesetzt wird.
Erfolgt der Impuls Long ist ein mögliches Ziel der Preis um 48 Euro, erfolgt der Impuls Short sind Preise zunächst bei 38 Euro wahrscheinlich.
Fassen wir die Situation zusammen:
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Q2 mit signifikantem operativem Verlust, bedingt durch Diesel Affäre, Qualität und schwachem Absatz.
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Quantitativ ist die Daimler-Aktie (DE:DAIGn) nicht als Wachstumswert zu werten, vor dem Hintergrund schwankender Gewinne und recht schwacher operativer Marge.
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Charttechnisch auf Wochensicht und Tagessicht im Abwärtstrend. Eventuell ist die schwache aktuelle Lage bereits eingepreist.