Die Märkte zeigten sich mit den Notenbankentscheidungen der vergangenen Tage insgesamt sehr zufrieden, bekommen sie es doch auf absehbare Zeit mit einer ungebremsten Liquiditätsflut zu tun. Zwar hatten sich einige Experten mehr von der EZB und der BoJ erhofft, die Enttäuschung wurde aber durch die Zinssenkung aus China mehr als wettgemacht. Zumal die US-Notenbank ihre angedachte Zinsanhebung erneut aufschob.
Mit den jüngst dynamischen Kurserholungen könnte man sehr schnell den Eindruck gewinnen, die vorangegangenen Korrekturen seien beendet und wir befänden uns bereits mitten in der Jahresendrallye. Wir sehen die Sache inzwischen aber wieder deutlich skeptischer.
Darum sind die Korrekturen am Aktienmarkt noch nicht beendet
Ursprünglich hatten wir uns ab Mitte Oktober noch einmal eine deutliche Ausweitung der Korrekturen in den US-Indizes gewünscht, die den Markt endgültig bereinigt und den Weg für eine Jahresendrally bereitet hätte. Doch diese erneuten Abwärtswellen blieben aus. Stattdessen zogen die Märkte schon ab Ende September / Anfang Oktober nach oben.
Für unser „Geldanlage Premium Depot“ war dies sehr zuträglich (mit 376,66 Euro Gewinn erlebten die Abonnenten die vierte Gewinnwoche in Folge), weshalb wir uns gar nicht großartig beklagen wollen, doch das Problem, das wir in dieser Kursentwicklung sehen, ist das Verhältnis im Ausmaß der Korrekturen zu den vorangegangenen Aufwärtstrends – es fällt insbesondere in den US-Indizes zu gering aus, wie die Charts von S&P 500, Dow Jones und Nasdaq 100 zeigen.
Die im März 2009 begonnenen Aufwärtstrends sind inzwischen mehr als 6,5 Jahre alt und trotz der jüngsten Korrekturen noch intakt. Es wäre historisch betrachtet schon sehr ungewöhnlich, wenn sich diese Entwicklung fortsetzen würde. Nach jahrelangen Aufwärtsbewegungen hat es stets größere Korrekturen gegeben. Entsprechend sehen wir mit Blick auf den S&P 500 und den Dow Jones die Möglichkeit eines sogenannten rounding-top (siehe rote Bögen in den Charts).
Rounding-top und breite Seitwärtsbewegung möglich
Rounding-tops stehen gewöhnlich für eine Trendwendeformation. Damit würde sich die Hausse in eine Baisse umkehren. Soweit muss es aus unserer Sicht gar nicht kommen. Wir könnten uns auch größere Seitwärtsbewegungen auf aktuellem Niveau vorstellen – also im S&P 500 zum Beispiel zwischen 1.850 und 2.150 Punkten, im Dow Jones zwischen 15.400 und 18.400 und im Nasdaq 100 zwischen 3.800 und 4.700 Zählern. Für den DAX könnte dies einen längeren Aufenthalt zwischen 9.300 und 12.400 Punkten bedeuten.
Aufwärtsbewegungen könnten vor ihrem Ende stehen
Fakt ist jedenfalls, dass die Korrekturen aus unserer Sicht noch nicht beendet sind. Und unsere Vorstellung einer breiten Seitwärtsbewegung muss auch nicht bedeuten, dass die genannten Hochs noch angesteuert werden. Die rounding-tops in den US-Indizes deuten bereits darauf hin, dass es auch früher wieder abwärts gehen kann. Und der DAX hat gerade erst 50% der Abwärtsbewegung wieder aufgeholt.
Erst oberhalb von 61,80%, also bei über 11.210,65 Punkten, wäre die Korrektur nach den Fibonacci-Marken beendet. Der DAX steht also aktuell an einem Niveau, an dem er auch gut wieder nach unten abdrehen könnte.
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Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 01.11.2015)