DAX: Standortbestimmung

Veröffentlicht am 05.06.2022, 07:45
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32

Liebe Leserinnen und Leser,

die Börsen sind und bleiben nervös. Ukraine-Krieg, Sanktionen gegen Russland, explodierende Energiepreise, Aussicht auf weltweite Leitzinserhöhungen und Corona. Pessimismus breitet sich aus und die Aktienmärkte haben nach dem Kursfeuerwerk der Jahre 2020 / 2021 nun unweigerlich einen Gang zurückgeschaltet. Bärenmarkt oder doch nur Korrektur?

DAX-Chart langfristig
Um dies besser beurteilen zu können, verlassen wir das hektische Börsenparkett und werfen stattdessen einen Blick auf die langfristige Entwicklung des DAX. Die entsprechenden Kursbewegungen werden dabei mit einem sogenannten „Candlestick-Chart“ dargestellt, und zwar auf Monatsbasis. Wichtige Chartmarken habe ich beschriftet, teilweise auch entsprechende Linien eingezeichnet.
Chart-Quelle: Investing.com

Ein erster grober Blick auf den langfristigen Kursverlauf zeigt, dass der DAX nicht nur eine Richtung kennt. Im Gegenteil, manchmal erinnert der Kursverlauf sogar an eine Fahrt auf der Achterbahn. Aber trotz „Schwarzer Montag“, „Lehman-Brothers-Pleite“, „Dotcom-Blase“, „Weltfinanzkrise“ etc. , der DAX konnte sich bisher immer wieder erholen und sogar immer wieder neue Höchststände markieren. Der eingezeichnete langfristige Aufwärtstrendkanal unterstützt diese Aussage auch grafisch.

Ausführlicher Blick
Bevor wir uns den Chartverlauf jetzt etwas intensiver anschauen, noch ein kurzer Hinweis. Sollten Sie nur am „Fazit“ interessiert sein, können Sie direkt nach unten zu „Kurz und bündig“ gehen.

So, jetzt aber zum Chart. Wir beginnen mit dem Höchstkurs vom März 2000 (links im Chart), der bei 8.136 Punkten liegt. Es folgt ein dramatischer Rückgang der Kurse bis auf 2.189 Punkte im März 2003, satte 73 % Minus vom Höchstkurs bis zum Tiefstkurs.

Danach sehen wir eine beeindruckende Erholung, in der Spitze bis auf 8.152 Punkte im Juli 2007, plus 272 % vom Tiefstkurs zum Höchstkurs.

Der vorherige Höchstkurs vom März 2000 (8.136 Punkte) erweist sich hier allerdings als Widerstand (siehe auch die eingezeichnete Linie), auch weitere Versuche in den Folgemonaten scheitern an dieser Marke, ehe die DAX-Kurse wieder nach unten abdrehen, dieses mal bis auf 3.589 Punkte im März 2009 (minus 56 %).

Dann folgt der nächste Angriff des DAX auf die Widerstandslinie bei 8.136 Punkten, der allerdings bereits bei einem Höchstkurs von 7.600 Punkten im Mai 2011 scheitert (immerhin plus 112 % vom Tiefstkurs zum Höchstkurs).

Wieder legt der DAX den Rückwärtsgang ein, bereits 4 Monate später ist der Tiefstkurs erreicht, und zwar im September 2011 bei 4.966 Punkten, bedeutet ein Minus von 35 %.

Unterstützt von steigenden Tiefstkursen (2.189 Punkte im März 2003, 3.589 Punkte im März 2009, 4.966 Punkte im September 2011) gelingt es dem DAX dann die Widerstandslinie bei 8.136 Punkten endlich zu durchbrechen und im Hoch bis auf 10.051 Punkte im Juni 2014 zu steigen (plus 102 %). Im Mai, Juni, Juli und August 2013 allerdings muss der DAX zuvor einen harten Kampf mit besagter Widerstandslinie führen, ehe der Durchbruch gelingt.

Die Freude hält nicht lang, wenig später liegt der DAX schon wieder unter der 10.000er-Marke und fällt im Tief im Oktober 2014 bis auf 8.355 Punkte (minus 17 %).

Die ehemalige Widerstandslinie bei 8.136 Punkten wandelt sich nun in eine Unterstützungslinie, denn der DAX nimmt wieder Fahrt auf und steigt bis auf 12.391 Punkte im April 2015, bedeutet plus 48 %. Bei 12.391 Punkten wird eine neue Widerstandslinie eingezeichnet, die sich später ebenfalls in eine wichtige Unterstützungslinie wandelt.

Kein ganzes Jahr später, im Februar 2016, endet die nächste Schwächephase des DAX bei einem Tiefstkurs von 8.699 Punkten (minus 30%). Anmerkung: die (neue) Unterstützungslinie bei 8.136 Punkten hat gehalten.

Die nächste Aufwärtswelle spült den DAX dann bis auf 13.597 Punkte im Dezember 2017, ein Zugewinn von 56 %. Gleichzeitig zeichnen wir bei 13.597 Punkten eine neue Widerstandslinie ein.

Die nächsten 12 Monate geht es dann unter Schwankungen wieder bergab bis auf 10.279 Punkte im Dezember 2018, also minus 24 %. Wir zeichnen hier eine neue Unterstützungslinie ein.

Wieder dreht der DAX nach oben, dieses mal in der Spitze um plus 34 % bis auf 13.795 Punkte im Februar 2020. Die gültige Widerstandslinie bei 13.597 Punkten wird dabei nur kurzzeitig nach oben durchbrochen, ansonsten hat sie gehalten.

Im Folgemonat, im März 2020, kommt es zu einem heftigen Ausverkauf (minus 40 %) beim DAX, der im Tief bis auf 8.256 Punkte regelrecht abstürzt. Dabei wird die jüngst eingezeichnete Unterstützungslinie bei 10.279 Punkten gnadenlos durchbrochen, aber die uns bekannte 8.136er-Linie bietet wiederum Unterstützung und ist gleichzeitig die Basis für einen neuerlichen Aufschwung der DAX-Kurse.

Die anschließende Aufwärtsbewegung durchbricht anscheinend mühelos die Widerstandslinie bei 13.597 Punkten und erreicht im November 2021 ein „All-Time-High“ (16.290 Punkte, bedeutet satte 97% plus). Die (alte) Widerstandslinie bei 13.597 Punkten wandelt sich nun in eine Unterstützungslinie. Eine weitere Unterstützungslinie ist bei 13.795 Punkten entstanden.

Kurz und bündig
Die nächsten signifikanten charttechnischen Unterstützungen liegen derzeit im Bereich von 13.800 Punkten bzw. 13.600 Punkten, die beide bis dato, zumindest was die Monatsschlusskurse angeht, gehalten haben. Insbesondere im März diesen Jahres kam es allerdings im Monatsverlauf zu teils deutlichen Unterschreitungen (Tiefstkurs bei 12.439 Punkten) dieser beiden Unterstützungsbereiche. In diesem Fall hat dann aber im Bereich von 12.400 Punkten eine weitere signifikante charttechnische Unterstützung geholfen.

Eine Fortsetzung der langjährigen Hausse scheint derzeit definitiv unterbrochen, erst bei Notierungen jenseits von 16.290 Punkten dürfte der DAX wieder Fahrt aufnehmen. Auf der anderen Seite sind trotz zwischenzeitlicher Erholungsversuche durchaus weitere Kursrückgänge denkbar. Denn wie oben bereits erwähnt, sind und bleiben die Börsen nervös.

Solange dabei die 12.400 Punkte nicht unterschritten werden, handelt es sich nur um eine Korrektur der langjährigen Hausse und nicht um einen Bärenmarkt.

Ich hoffe, dass Ihnen obige Bestandsaufnahme bzw. Einordnung rund um den DAX gefallen oder sogar geholfen hat. Wenn Sie neugierig geworden sind, schauen Sie sich einfach weiter auf meiner Homepage um.

Also dann - einen schönen Tag noch und bis bald…

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