Der DAX 30 vor dem Juli-Verfallstag

Veröffentlicht am 13.07.2021, 09:38
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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

bevor wir zu der aktuellen Verfallstagsanalyse kommen, vor ab mal eine gute Nachricht: Das Musterdepot des Geldanlage-Briefs hat in der vergangenen Woche die 100%-Performance-Marke geknackt. Das klingt wenig spektakulär angesichts von Aktien, die in der gegenwärtigen Übertreibung mal eben mehrere 100% in wenigen Wochen schaffen.

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Der Blick auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm des DAX 30

Für die langfristige Geldanlage ist ein Verfallstag zwar nur ein Wimpernschlag im mehrjährigen Börsengeschehen, aber viele Trader achten sehr genau auf die Positionierungen an den Terminmärkten. Und da in dieser Woche wieder ein (kleiner) Verfallstag vor der Tür steht, hier die aktuelle Einschätzung für den DAX 30.

Wie immer beginnen wir mit dem Blick auf das Verfallstagsdiagramm:
Verfallstagsdiagramm DAX Juli 2021

Was regelmäßigen Lesern unserer Verfallstagsanalysen sofort auffallen dürfte: Es gibt erstmals seit Längerem wieder einen Kursbereich, in dem größere Call- (blaue Balken) und Put-Positionen (rote Balken liegen (siehe gelbe Markierung). Es sind zudem jeweils sehr große Positionen, die für die entsprechenden Stillhalter sehr wichtig sind, so dass sie daher stark daran interessiert sein dürften, diese nicht ins Geld laufen zu lassen.

Denn der DAX 30 bewegte sich zuletzt genau in diesem Kursbereich, so dass die Stillhalter beider Seiten bei den jüngsten Kursausschlägen immer wieder Anlass hatten einzugreifen. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum in den vergangenen Wochen weder die Bullen noch die Bären einen Vorteil erlangen konnten.

Die Charttechnik passt perfekt zur Verfallstagskonstellation

Im folgenden Chart habe ich daher den gelben Kursbereich aus dem Verfallstagsdiagramm ebenfalls gelb markiert. Und es ist schön zu sehen, dass dieser Kursbereich sehr gut die jüngste Kursspanne des DAX beschreibt. „Ausflüge“ jenseits dieses Bereichs konnten die Stillhalter – gemeinsam mit den Bullen bzw. Bären schnell wieder einfangen.
DAX - Tageschart seit März 2021

Für die verbleibenden Tage bis zum Verfallstermin am Freitag dieser Woche bedeutet das, dass weiterhin damit zu rechnen ist, dass der DAX in dieser Spanne verharrt – auch wenn er gestern erneut einen Versuch unternahm, nach oben durchzustarten (dazu gleich mehr). Falls er aber tatsächlich erneut zurückfällt und bis Freitag in dem gelben Rechteck verharrt, ist ein konkretes Kursziel schwer zu nennen: Aus übergeordneter Sicht kommt die 15.500-Punkte-Marke in Frage, weil bei diesem Niveau das Minimum der Max-Pain-Kurve (siehe unterer Teil des Verfallstagsdiagramms) liegt. Und nach dieser Kurve wären auch generell niedrige Kurswerte als Ziel wahrscheinlicher, weil die Kurve in Richtung dieses Minimumwerts fällt.

Doch ein Großteil der Positionen, aus denen die Max-Pain-Kurve berechnet wird, ist längst aus dem Spiel. Sie liegen entweder hoffnungslos im oder aus dem Geld und sind demzufolge entweder abgesichert oder uninteressant. Die Entscheidung wird also unter den Stillhaltern fallen, die aktuell im gelben Bereich engagiert sind.

Und hier ist es so, dass die 15.600er Marke die günstigere Abrechnung liefern würde. Dieses Niveau wäre also aus aktueller Sicht das Zielniveau der Stillhalter für den DAX am Freitag.

Was, wenn die Kurse nach oben oder unten ausbrechen?

Allerdings müssen wir stets berücksichtigen, dass nicht nur die Stillhalter den DAX bewegen, sondern viele weitere Bullen und Bären, von denen die meisten sich um den Verfallstermin und seine Zielmarken nicht kümmern.

Und inzwischen „droht“ im DAX tatsächlich ein Ausbruch nach oben über die obere rote Abwärtslinie. Sie stellt die Oberkante des Konsolidierungsbereichs dar, in dem sich der DAX seit Juni bewegt. Ein Sprung über diese Linie – am besten dynamisch und mit einer langen weißen Kerze, so wie sie sich heute andeutet – wäre für die Bullen ein starkes Kaufsignal. Sie könnten danach die Kurse schnell weiter nach oben treiben; das „übliche“ Ziel wäre die runde 16.000-Punkte-Marke oder auch die Oberkante des möglichen neuen Aufwärtstrends (blaue Linien).

Der Blick auf das Verfallstagsdiagramm zeigt: Wenn das geschieht, laufen nicht nur die Call-Positionen im gelben Bereich ins Geld, sondern auch weitere große Positionen. Am kritischsten ist dabei die größte Call-Position überhaupt bei 15.800 Punkten. Bei einer entsprechenden Kursdynamik wird es für die Stillhalter schwer, den DAX unter einem dieser Niveaus zu halten, um zu verhindern, dass die Positionen ins Geld laufen.

Warum Plan B der Stillhalter die Kurse erst richtig explodieren lässt

Dann folgt wie immer Plan B: Die Stillhalter sichern ihre Positionen ab, was in diesem Fall heißt, dass sie selbst Call-Positionen kaufen. Damit verstärken sie aber die Aufwärtsbewegung. Und weil es sich in diesem Fall um viele und sehr große Call-Positionen handelt, die abgesichert werden müssten, könnte auch die Kursdynamik und damit die Volatilität entsprechend groß werden.

Das Gleiche gilt auch bei einem Rückfall nach unten, wobei es erfahrungsgemäß so ist, dass die Stillhalter bei Abwärtsbewegungen nicht genauso stark reagieren wie bei Aufwärtsbewegungen. Aber immerhin liegt bei 15.500 Punkten die zweitgrößte Put-Position überhaupt, die bestimmt nicht ohne Konsequenzen ins Geld läuft. Zudem entfesseln Abwärtsbewegungen stets ihre eigene Dynamik und führen fast immer zu einem starken Anstieg der Volatilität.

In welche Richtung es am Ende geht, dürften – wie so oft – die US-Märkte entscheiden. Und diese zeigen sich nach den Turbulenzen der vergangenen Woche schon wieder in bullisher Verfassung. Daher ist die Wahrscheinlichkeit für einen Aufwärts-Move auch im DAX etwas höher als für einen Rückfall – zumindest bis zum Verfallstag.

Trader müssen hellwach sein (oder die richtige Strategie wählen)

Trader müssen also in den nächsten Tagen hellwach sein und unter Umständen schnell reagieren. Wer das nicht kann oder will, kann einfach einen sogenannten Long-Straddle eingehen (Long-Call- plus Long-Put-Option) mit Basispreisen z.B. bei 15.600 Punkten. Dabei profitiert man von einem Anstieg der Volatilität, weil die jeweils „falsche“ Position durch einen Anstieg der Volatilitä nicht so stark verliert, aber die „richtige“ sowohl von der Kursbewegung als auch vom Vola-Anstieg profitiert.

Das Schöne dabei: Einen Long-Straddle kann man auch mit Optionsscheinen bilden, muss also nicht unbedingt an die Terminbörse gehen. Allerdings empfiehlt es sich dann, einen späteren Verfallstermin als Juli zu nehmen, weil die Juli-Optionsscheine schon am Donnerstag auslaufen. Das könnte unter Umständen knapp werden. Der Nachteil dabei: Durch die längere Laufzeit schlägt die Volatilität nicht ganz so stark auf die Kurse der Scheine durch.

Wie auch immer Sie versuchen, aus der aktuellen Verfallstagskonstellation Profit zu schlagen – ich wünsche Ihnen in jedem Fall viel Erfolg!

Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert

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