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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
am Freitag dieser Woche steht wieder ein (kleiner) Verfallstag an. Nach dem Ausbruch des DAX über 16.000 Punkte in der Vorwoche ist natürlich die spannende Frage, ob der Kurs weiteres Potenzial hat oder die Verfallstagskonstellation den DAX wie schon im Vormonat bremst.
Zur Erinnerung: Zum Juli-Verfallstag lag die größte Call-Position bei 15.800 Punkten. Der DAX lief damals diese Marke prompt an, fiel dann aber wieder zurück – zunächst bis zum Verfallstag, aber auch danach. Ein ähnliches Szenario ist auch diesmal möglich.
Dazu der Blick auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm:
Hier sehen Sie, dass bei 16.000 Punkten schon eine sehr große Call-Position (blaue Balken) liegt. Eine noch viel größere – die größte überhaupt – liegt gleich darüber bei 16.100 Punkten. Es ist daher äußerst unwahrscheinlich, dass die Stillhalter diese Positionen ins Geld laufen lassen.
Aus meiner Sicht waren die verhaltenen Kursbewegungen am Freitag schon ein Indiz dafür, dass die Stillhalter versuchen werden, den DAX unter dieser Marke zu halten. Mit Hilfe der „Psychologie der runden Marken“ sollte ihnen das auch problemlos gelingen. Vorstellbar ist zwar eine Art kurzfristige Übertreibung, die den DAX bis 16.100 Punkte treibt, aber spätestens dort sollte Schluss sein und der Kurs wieder nach unten drehen.
Womit sich die Frage stellt, wie weit der DAX dann bis zum Verfallstermin nach unten laufen kann. Das theoretische Kursziel nach der Max-Pain-Kurve (siehe unterer Teil des Verfallstagsdiagramms) erscheint nach der jüngsten Stärke des DAX unrealistisch zu sein. Die Bullen dürften alles daransetzen, den DAX oberhalb des alten Hochs bei 15.800 Punkten zu halten.
Auf den ersten Blick scheint die runde 16.000er Marke ein perfektes Ziel zu sein: Dann würde die große Call-Position verfallen, aber auch die relativ großen Put-Positionen (rote Balken) bei 16.000 und 15.900 Punkten. Doch da die Call-Positionen bis 15.800 Punkte größer sind als die Put-Positionen, haben die Call-Stillhalter formal die größere Macht, den Kurs zu drücken.
Damit ist eine weitere Seitwärtsbewegung bis zum Verfallstag wahrscheinlich, die sich je nach Stärke der jeweiligen Parteien (Bullen, Bären und Stillhalter) unterschiedlich dynamisch zeigen kann.
Richtig spannend würde es erst, wenn der DAX eine dieser neuralgischen Marken bricht, also über 16.100 Punkte steigt oder zurück unter 15.800 Punkte fällt. Im ersten Fall müsste die riesige 16.100er Position abgesichert werden, was enormen Aufwärtsdruck erzeugen könnte. Im zweiten Fall werden die Call-Stillhalter ihre bestehenden Absicherungen auflösen und die Bären die Gunst der Stunden nutzen wollen.
Dann könnte doch noch die 15.600er Marke erreicht werden. Spätestens dort sollte aber (vorerst) Schluss sein, weil darunter große Put-Positionen liegen, welche die Stillhalter aus dem Geld halten dürften.
So weit die Lage anhand des Verfallstagsdiagramms. Was erwartet den DAX aber aus Sicht der Charttechnik?
Dazu hatte Sven Weisenhaus am Freitag schon gesagt, dass aus Sicht der Target-Trend-Methode ein weiterer Anstieg bis zu Rechteckkante bei 16.140 Punkten möglich ist. Das liegt nur unwesentlich über dem „roten Bereich“ der Verfallstagspositionierung, der bei 16.100 Punkten beginnt. Damit ist der DAX auch nach der Target-Trend-Methode in diesem Bereich „gedeckelt“.
Aber auch die klassische Charttechnik kommt den Stillhaltern zu Hilfe: Das Seitwärtsgeschiebe des DAX, das seit Mai auf verschiedenen Ebenen stattfand, hat zwar die generelle Aufwärtstendenz nicht beendet, aber einen klaren Aufwärtstrend vermissen lassen.
Drei mögliche Varianten neuer Aufwärtstrends habe ich daher einmal beispielhaft eingezeichnet. Zwei davon (siehe violette bzw. schwarze Linien) verlaufen in den kommenden Tagen ebenfalls im Bereich zwischen 16.000 und 16.100 Punkten und bremsen die Ambitionen der Bullen zusätzlich.
Zudem hat der DAX am Freitag bereits eine sogenannte Sternschnuppen-Kerze gebildet (kleiner Kerzenkörper mit langem „Docht“), die ein Indiz für einen kurzfristigen Trendwechsel ist. Deshalb meine Aussage, dass die Verfallstagskonstellation bzw. die „Magie der runden Marke“ bereits wirkt. Und tatsächlich startete der DAX gestern deutlich tiefer und fällt strotz einer zwischenzeitlichen Erholung zunächst weiter zurück.
Die Charttechnik sichert den DAX aber auch nach unten ab: Sowohl das alte Hoch bei 15.800 Punkten als auch die knapp darunter liegende Mittellinie des aktuellen Rechtecks dienen den Bullen als kräftige Unterstützung gegen einen Fehlausbruch am alten Hoch. Und dann verläuft auch noch die Unterkante des blauen Trends in diesem Bereich, so dass es die Bären schwer haben sollten, den DAX nachhaltig unter das alte Hoch zu treiben (sofern keine anderen Effekte hinzukommen).
Daher spricht bis zum Verfallstag alles für eine Seitwärtsbewegung des DAX zwischen 16.000 und 15.800 Punkten, die insbesondere kurzfristige Trader gut nutzen können.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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